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Nach Russland gelockt Afrikanerinnen werden in russischen Drohnenfabriken ausgebeutet

Sie hoffen auf Karriere – und landen in Russlands Drohnenfabriken. Wie junge Frauen aus Afrika angelockt werden.

Das ist geschehen: Seit Monaten lockt eine russische Firma vor allem Frauen aus Afrika und Lateinamerika mit falschen Versprechen nach Russland. Den Frauen wird eine Ausbildung und guter Lohn angeboten. Doch sobald die Frauen in Russland ankommen, entpuppt sich die Realität als deutlich weniger freundlich. So müssen sie etwa Drohnen für den Krieg gegen die Ukraine zusammenbauen.

Militärfahrzeug mit Raketen auf städtischer Strasse, Polizist im Vordergrund.
Legende: Die Frauen montieren in Tatarstan russische Kamikaze-Drohnen des Typs Geran-2, die sich an die iranischen Shahed-Drohnen anlehnen, die hier an einer Militärparade vorgeführt werden. Reuters / Shamil Zhumatov

So wird rekrutiert: Laut den Recherchen der Journalistin Simone Schlindwein, die von Uganda aus über das zentrale und östliche Afrika berichtet («TAZ»), stammen die Betroffenen aus Ländern wie Uganda, Mali, Kamerun, Sierra Leone, Botswana, Simbabwe, Nigeria und Südsudan. Die Rekrutierung fand zuerst über Dating-Plattformen wie Tinder statt. Die Verantwortlichen kontaktierten junge Afrikanerinnen, die in Russland studierten. Ab Ende 2022 wurde ein internationales Rekrutierungsprogramm aufgesetzt, um junge Frauen in Afrika und Lateinamerika direkt anzusprechen. Angeworben werden sie über Werbevideos auf sozialen Medien wie Tiktok, Instagram oder X sowie über lokale russlandfreundliche Organisationen.

Das wird versprochen: Es gibt Werbung für verschiedene berufsbegleitende Berufsausbildungen als Logistikerinnen, Schweisserinnen, Haushaltskraft oder Reinigungspersonal. Zudem wird mit einem farbigen Freizeitprogramm gelockt, etwa mit Hockey, Fussball, Gymnastik oder Fitnessstudios. Das Einstiegsgehalt ist überdies mit umgerechnet 500 Franken grosszügig für afrikanische Verhältnisse. Auch moderne Unterkünfte mit einer Waschmaschine werden angeboten, was in Afrika nicht zum Standard gehört.

Satellitenbild eines grossen Gebäudekomplexes mit Karteninlay von Russland.
Legende: Die Sonderwirtschaftszone Alabuga gilt heute als ein Zentrum der Kriegswirtschaft von Russlands Staatschef Wladimir Putin. Die Satellitenaufnahmen der US-Regierung zeigen den Bau des Fabrikgeländes im Jahr 2023. Reuters / White House

Die Realität: 90 Prozent der angeworbenen Frauen landen nach Informationen von Schlindwein im Drohnenprogramm der russischen Kriegswirtschaft. Vielen wurde freie Kost und Logis versprochen, am Ende zieht der Arbeitgeber die Kosten einfach vom Lohn ab. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken, vor allem in der Sonderwirtschaftszone Alabuga im südrussischen Tatarstan, sind schlecht. Die Frauen arbeiten in langen Schichten unter strenger Aufsicht, sind hochgiftigen Chemikalien ausgesetzt und leben zudem in permanenter Gefahr. Die ukrainische Armee hat die Drohnenwerke bereits mehrfach angegriffen. Zudem kontrolliert Russland den Zugang zu Messengerdiensten wie Whatsapp, sodass die Frauen den Kontakt zu ihren Familien verlieren.

Wieso gerade Frauen angeworben werden: Die Jugendarbeitslosigkeit ist in Afrika enorm hoch und steigt jedes Jahr, weil die Geburtenrate stetig zunimmt. Die Chancen auf eine gute Berufsbildung sind gering, es fehlt ebenfalls an Ausbildungsplätzen. Zusätzlich ist das Gehalt von Männern in Afrika höher und sie haben tendenziell bessere Berufs- und Karrierechancen als Frauen. «Sprich: Frauen sind am einfachsten auszubeuten», fasst Journalistin Schlindwein die Situation zusammen.

SRF 4 News, 7.11.2025, 6:25 Uhr ; 

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