Monatelang meldete US-Präsident Donald Trump unverhohlen Ansprüche auf Grönland an. Die Begehrlichkeiten sorgten für Empörung bei der früheren Kolonialmacht Dänemark. Nun trafen sich hohe Militärs und Diplomaten der USA und Dänemarks in der grönlandischen Hauptstadt Nuuk. Und das in bemerkenswert unaufgeregter Atmosphäre, wie SRF-Korrespondent Bruno Kaufmann berichtet.
Waren die US-Avancen noch Thema in Nuuk?
Thema waren sie gleich zu Beginn des Treffens am Montag: Die grönländische Aussenministerin Vivian Motzfeldt traf mit dem neuen US-Botschafter für Grönland, Kenneth Howery, vor die Medien. Motzfeld sprach davon, dass es nun darum gehe, das Vertrauen zwischen Grönland und den USA wieder aufzubauen. Howery betonte, dass die USA das Selbstbestimmungsrecht Grönlands respektierten – und verwies dabei auf die Haltung von Präsident Trump. Das waren wichtige Erkenntnisse.
Wie steht es aktuell um das US-Interesse an Grönland?
An Trumps Ambitionen hat sich nichts geändert – an der Energie, den konkreten Handlungen dahinter aber schon. Ein Beispiel: Die USA hatten angekündigt, ihre militärische Präsenz auf der Pituffik Space Base (bis April 2023 Thule Air Base) im Nordwesten Grönlands zu verstärken. Das ist noch nicht geschehen.
Auch das angemietete, grosse US-Konsulat im Zentrum von Nuuk steht noch immer leer. Gerade einmal drei US-Diplomaten hausen in einer kleinen Holzhütte am Hafen. Zudem sind bislang fast keine US-Firmen nach Grönland gekommen, um sich dort zu etablieren.
Wie steht es um Grönlands Verhältnis zu Dänemark?
Die Vorstösse aus den USA haben Grönland zu einer stärkeren Verhandlungsposition gegenüber der ehemaligen Kolonialmacht verholfen. In dieser Beziehung hatte Trumps arktischer Feldzug womöglich die grössten Konsequenzen. Dänemark geht nun anders mit Grönland um als früher: Man betrachtet es als gleichberechtigten Partner und nicht mehr als ehemaliges Kolonialgebiet.
Dänemark hat angekündigt, Milliarden in die Sicherheit und Infrastruktur Grönlands zu investieren. Es hat sich auch für Übergriffe während der Kolonialzeit entschuldigt – so etwa die Zwangssterilisierung junger Grönländerinnen, die bis in die 1980er-Jahre anhielten. Zudem wächst das Interesse für Grönland generell an in Europa. Beispielsweise eröffnen europäische Staaten neue Konsulate.
Wie sieht Grönland seine geopolitische Zukunft?
Grundsätzlich hofft man auf mehr Respekt – und mehr Geld und Investitionen aus Europa und Nordamerika. Grönland ist ein riesiges Land mit einer sehr kleinen Bevölkerung. Mehr Flughäfen oder Waffen reichen nicht aus. Es braucht auch Investitionen in die Bildung und den Tourismus.
Hier zeigt sich, dass Grönland bislang sehr einseitig von Dänemark und Europa abhängig war: 98 Prozent der Aussenwirtschaft wurde über Europa abgewickelt, nur gerade zwei Prozent über Nordamerika. Das Potenzial ist also gross. Nur sind den grossen Worten aus Washington bislang wenig Taten gefolgt.