Nach dem Vergnügen die harte Arbeit für Keir Starmer: Eine Dreiviertelstunde muss er neben dem unberechenbaren US-Präsidenten Donald Trump eine Medienkonferenz bestreiten. Dies zum Abschluss des zweitägigen Staatsbesuches, der geprägt war von viel royalem Pomp, salbungsvollen Reden und hochtrabenden Investitions-Versprechungen im Tech-Sektor.
Starmer ist auf der Hut. Sein Sparringspartner liebt Medienkonferenzen und teilt gerne vor laufenden Kameras aus. Und Angriffsfläche für Trump bietet Starmer durchaus: die kurz bevorstehende Anerkennung des palästinensischen Staates, die Migrationspolitik, die harte Tour gegen rechts-nationalistische Gruppierungen, die Klima- und Energiepolitik.
Keir Starmer kommt glimpflich davon. Die BBC titelt nach Trumps Abflug: «Freude und Erleichterung nach dem Staatsbesuch.» König Charles III. und Premier Starmer sei es offensichtlich gelungen, Trump zu zähmen.
Tatsächlich benennt der US-Präsident Meinungsverschiedenheiten zwar, verzichtet aber darauf, den britischen Premier anzurempeln. Starmers Energiepolitik – mit mehr Wind- und Solarenergie – nennt Trump einen «teuren Witz», rät stattdessen, mehr Öl und Gas vor der Küste Schottlands zu fördern. Und gegen die Flüchtlingsboote im Ärmelkanal würde Trump an Starmers Stelle die Armee aufbieten.
«Trump zeigt dem Premierminister den Meister», freut sich die konservative «Daily Mail». Der links-positionierte «Daily Mirror» schreibt stattdessen: «Gott sei Dank, es ist vorbei.» Es habe nur wenige schwierige Momente gegeben und «der Handelspakt sei intakt».
Durchzogene Bilanz bei Zöllen und Investitionsversprechen
Die «Financial Times» bewertet dies anders. Die britische Regierung sei «enttäuscht worden bei den Zöllen auf britischem Stahl und Aluminium». Diese bleiben bei 25 Prozent. Das sei zwar immer noch besser als die 50 Prozent, die Lieferanten aus anderen Ländern aufgebrummt würden. Aber es sei «weit entfernt von Starmers Prahlerei im Mai, dass er den Zoll von 25 Prozent auf null heruntergehandelt habe», ist die «FT» ernüchtert.
Kritisch hinterfragt die «FT» auch die von Starmer und Trump an einem Business-Meeting als «noch nie dagewesene» (Trump) und «bahnbrechende» (Starmer) Technologie-Partnerschaft, die zwischen den beiden Ländern angepriesen worden ist. Tech-Firmen haben versprochen, 250 Milliarden Pfund in Data-Center, Supercomputer, Forschungseinrichtungen und neue Atomkraftwerke zu investieren. Diese Investitionen sollen Wachstum und Jobs bringen, die Grossbritannien dringend nötig hat.
Ungeklärt ist tatsächlich, wie stark Starmer dem Drängen Trumps entgegenzukommen gedenkt, auf die Regulierung von KI-Anwendungen, auf strenge Auflagen beim Urheberrecht oder auf eine Digital-Steuer zu verzichten.
Dass US-Tech-Giganten wie Microsoft zweistellige Milliarden-Investitionen in neue Datencenter zugesagt hätten, sei schön und gut – aber nicht bahnbrechend, kritisiert auch der frühere, konservative Vize-Premierminister Nick Clegg und spätere Meta-Spitzenmanager. «Sie brauchen diese Infrastruktur ohnehin. Sie bauen weltweit Rechenzentren.»