Bilder von abgemagerten, unterernährten Kindern erreichen uns aus dem Gazastreifen. Hilfswerke schlagen Alarm, berichten von Hungertoten, fordern eine Waffenruhe und die Öffnung der Grenzen zum Gazastreifen, damit Hilfsgüter zu den zwei Millionen eingesperrten Menschen im kriegsgeschundenen Landstrich gelangen können.
Dennoch: Es passiert nichts. Israel gibt der Hamas die Schuld für das Leiden der Bevölkerung. Wer das israelische Vorgehen im Gazastreifen kritisiert, wird als Antisemit beschimpft. Die Bilder verhungernder Kinder werden als «Hamas-Propaganda» abgetan. Die Menschen hätten genug zu essen, wenn die Hamas die Hilfsgüter nicht stehlen und horten würde, sagt Premier Netanjahu.
Fakt ist jedoch: Die meisten Menschen im Gazastreifen haben nichts oder kaum noch etwas zu essen. Und sie können nicht einmal in ein anderes Land flüchten: Die Grenzen sind zu. Ägypten befürchtet, Extremisten könnten die Grenze überqueren und das Land, das ein Friedensabkommen mit Israel hat, destabilisieren. Ausserdem befürchtet Ägypten, dass Israel die Menschen nicht in den Gazastreifen zurücklassen wird.
Arabische Staaten kommen Palästinensern nicht zu Hilfe
Die arabischen Staaten sind im Dilemma. Das Leiden der Palästinenserinnen und Palästinenser bewegt die Bevölkerung in den arabischen Staaten enorm. Deren Herrscher fürchten aber die Gefahr extremistischer Gruppierungen. Besonders, weil die schiitische Grossmacht Iran die Hamas und andere Milizen über Jahrzehnte finanziert hat, um seine Vormachtstellung im sunnitisch geprägten arabischen Raum auszubauen.
Dass Israel den Iran geschwächt hat, begrüssen die arabischen Staaten. Einige streben auch eine Normalisierung ihrer Beziehung mit Israel an.
Europa: Besorgnis, aber keine Sanktionen
Besonders Deutschland mit seiner Holocaust-Vergangenheit wagt kaum Kritik an Israel. Zudem hat Deutschland den Brief der 28 Staaten, die in einer gemeinsamen Erklärung ein sofortiges Kriegsende fordern und Israel kritisieren, nicht unterschrieben.
Die Angst, Kritik an der israelischen Regierung könnte als Antisemitismus ausgelegt werden, ist auch im übrigen Europa weit verbreitet.
USA: «Israels bester Freund»
Die USA sind der grösste Waffenlieferant Israels. Daran hält Präsident Donald Trump – wie seine Vorgänger – fest, trotz Kritik am Gaza-Krieg, die auch von seiner MAGA-Basis zunimmt. Die USA unterstützen die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation, welche Israel nach dem Verbot des Palästinenserhilfswerks UNRWA im Gazastreifen für Lebensmittelverteilung eingesetzt hat.
Der israelische Premier Netanjahu und Trump teilen ihre Abneigung gegen UNO-Hilfswerke, Trump hat zudem das Budget für humanitäre Hilfe radikal zusammengestrichen. Auch das erschwert eine rasche Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen.
Was ist mit dem internationalen Völkerrecht?
Der Internationale Gerichtshof hat im Sommer 2024 festgehalten, die israelische Besatzung der palästinensischen Gebiete sei rechtswidrig und müsse möglichst schnell beendet werden. Respekt fürs internationale Völkerrecht nimmt jedoch auch in demokratischen Staaten ab. Nach dem brutalen Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 wirkt die Forderung nach einem Abzug Israels aus den besetzten Gebieten unrealistisch.
Fazit: Aus all diesen Gründen kommt der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen niemand zu Hilfe. Die einzige Hoffnung – für sie und die verbliebenen Geiseln – sind die laufenden Verhandlungen über eine Waffenruhe.