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Leben in Gaza Die Gaza Humanitarian Foundation stellt den Betrieb ein

Die Gaza Humanitarian Foundation GHF – die Hilfsorganisation, die die USA und Israel im Februar eingerichtet haben – hat ihren Einsatz beendet. Sie wurde für ihre Arbeit harsch kritisiert. Die Stiftung selbst sagt, sie habe einen besseren Weg aufgezeigt, wie Hilfe für die Menschen in Gaza bereitgestellt werden könne. ARD-Korrespondentin Bettina Meier über das Ende einer höchst umstrittenen Organisation.

Bettina Meier

Korrespondentin der ARD in Tel Aviv

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Bettina Meier arbeitet seit August 2022 im ARD-Studio Tel Aviv als Korrespondentin. Ihre Spezialgebiete sind Wirtschaft, Finanzen und Wirtschaftspolitik.

SRF News: War die Kritik an dieser Organisation gerechtfertigt?

Bettina Meier: Ja, es hat über die paar Monate, die diese private Stiftung existiert hat, massive Kritik gegeben. Ein Kritikpunkt war, dass es nur wenige Verteilzentren gab, zu denen die Menschen hingelangen mussten. Dass viele Verletzte oder Kranke diesen Zugang nicht gehabt hatten, taxierten internationale Hilfsorganisationen als Verstoss gegen das Völkerrecht. 

Das Ziel der GHF war ja, die Arbeit internationaler Hilfsorganisationen zu ersetzen. Doch der Einsatz hat hinten und vorne nicht ausgereicht.

Auch die intransparente Finanzierung war ein Thema: Es hat Berichte gegeben, dass Israel in die Verteilung von Lebensmitteln involviert gewesen sei. Und das Ziel der GHF war ja, die Arbeit internationaler Hilfsorganisationen zu ersetzen. Doch der Einsatz hat hinten und vorne nicht ausgereicht. Der grösste Vorwurf aber war, dass in der Nähe der Verteilzentren auf Menschen geschossen wurde. Diesbezüglich haben sich Israel und die Hamas gegenseitig die Schuld zugeschoben. 

Zwei Betonelemente mitten in einer Landschaft.
Legende: Insgesamt 16 Verteilzentren wollte die GHF errichten. Im Bild zwei Betonelemente, die den Eingang einer Station markieren. Reuters/Shir Torem

Warum stellt die Organisation ihren Betrieb nun ein? 

Es gibt zwei Gründe dafür: Einerseits war die Kritik zuletzt gross, und der Vorwurf des Verstosses gegen das Völkerrecht hat einen gewissen Druck ausgeübt. Andererseits gibt es nun die Waffenruhe, und es gelangen wieder mehr Hilfsgüter in den Gazastreifen. 

Während geschossen wurde, war es schwierig, Güter abzuholen und zu verteilen.

Da es ruhig ist, haben auch andere Hilfsorganisationen die Möglichkeit, Güter zu verteilen. Denn die fehlenden Sicherheitsgarantien waren ein grosses Problem. Während geschossen wurde, war es schwierig, Güter abzuholen und zu verteilen. Die GHF gibt nun an, es sei von Anfang an das Ziel gewesen, den Bedarf zeitweilig zu decken und zu beweisen, dass es dafür einen neuen Ansatz gibt, den man auch weitergeben könne. Das klingt wie ein Vorwand. Doch das Zentrum für zivile militärische Koordination in Israel soll den Verteilmechanismus übernehmen, parallel zur Arbeit der internationalen Organisation.

Ist bekannt, wie viel diese Gaza Humanitarian Foundation den Menschen gebracht hat?

Die Organisation gibt an, sie habe in dieser Zeit 187 Millionen Mahlzeiten verteilt. Das sind insgesamt zwei Millionen Lebensmittelpakete. Es gibt Berichte, die besagen, dass im September nur noch ein Bruchteil dieser Hilfsgüter an die Menschen gelangt ist. Der US-Botschafter in Israel hatte versprochen, dass es insgesamt 16 Verteilzentren geben sollte. Das war nicht mal im Ansatz der Fall. 

Die Hamas hat angekündigt, dass sie sich nicht freiwillig entwaffnen lassen wird. Das könnte die Waffenruhe gefährden.

Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Versorgungslage für die Menschen verbessert. Ist es keine schlechte Nachricht, dass die GHF aufhört?

Viele Kritiker werden es begrüssen, vor allem wegen der vielen Todesfälle bei den Verteilzentren. Es gibt immer noch Plünderungen, denn es kommen immer noch nicht genug Lebensmittel in das Gebiet. Mittlerweile gibt es aber wieder viel Platz für Organisationen, zum Beispiel eine Impfkampagne. Das Ganze kann aber nur funktionieren, solange es ruhig bleibt. Doch die Hamas hat angekündigt, dass sie sich nicht freiwillig entwaffnen lassen wird. Das könnte die Waffenruhe gefährden.

Das Gespräch führte Raphael Günther.

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SRF 4 News, 25.11. 2025, 6:20 Uhr ; 

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