Zum Inhalt springen

Navigation in Israel Wenn wegen des Kriegs das Navi nicht mehr funktioniert

Wegen drohender Raketenangriffe werden GPS-Signale in Israel absichtlich gestört. Das hat vielfältige Auswirkungen.

Darum geht es: In Israel funktionieren die herkömmlichen Navigationssysteme auf Handys oder Auto-Navi kaum mehr. Grund: Die israelische Armee stört die GPS-Signale im Land – als Schutz vor möglichen Raketen- und Drohnenangriffen. Denn auch die Flugkörper beziehen ihre Navigationsdaten, also Flug- und Zieldaten, in vielen Fällen von den GPS-Satelliten im Erdorbit. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Arten von vorsätzlicher Störung von Navigationssatelliten-Signalen: Jamming und Spoofing.

So funktioniert die Störung: Die GPS-Satelliten – oder auch jene des europäischen Navigationssystems Galileo – umkreisen die Erde in einer Höhe von rund 20'000 Kilometern. Entsprechend schwach ist das GPS-Signal auf der Erde – und entsprechend einfach kann es gestört werden. Beim Jamming wird das Signal mittels Störsender derart stark gestört, dass die Navigationsgeräte, etwa auf dem Handy, überhaupt nicht mehr funktionieren. Beim Spoofing dagegen wird ein falsches Signal ausgesendet, welches das Originalsignal übersteuert und auf dem Navigationsgerät eine falsche Position anzeigen lässt.

So funktioniert das GPS-Navigationssystem

Box aufklappen Box zuklappen

Für das von der US-Armee entwickelte GPS-System (Global Positioning System) umkreisen rund 30 Satelliten die Erde in einer Umlaufbahn von rund 20'000 Kilometern Höhe. Damit ein GPS-Empfangsgerät (Smartphone, Auto-Navi o.ä.) seine eigene Position ermitteln kann, muss es Kontakt mit mindestens vier GPS-Satelliten haben. Je mehr Satelliten, umso genauer kann die eigene Position und Geschwindigkeit ermittelt werden. Die GPS-Satelliten senden permanent Signale aus, die von GPS-Empfängern auf der Erde empfangen werden. Aus den von den GPS-Satelliten gesendeten Positionen und der Zeit – an Bord der Satelliten befinden sich genaueste Atomuhren – errechnet das GPS-Gerät seine eigene Position. Das geschieht anhand der Zeit, die das Signal vom Satelliten bis zum Gerät benötigt, und der übermittelten Position des Satelliten.

Auch die US-Armee hat im Übrigen die Möglichkeit, die Signale der GPS-Satelliten zu verfälschen oder in ihrer Genauigkeit zu verändern – etwa als Massnahme im Kriegsfall. Nicht zuletzt deshalb hat die EU mit Galileo ein eigenes Satelliten-Navigationssystem gebaut. Und auch Russland hat mit Glonass ein eigenes Satelliten-Navigationssystem.

Die Folgen: Die nicht vorhandenen oder unzuverlässigen GPS-Signale haben Auswirkungen in vielen Bereichen. So müssen etwa Piloten von Linienmaschinen zur Navigation auf andere Mittel zurückgreifen, Lieferdienste können sich nicht mehr auf ihr Navi verlassen und müssen womöglich Karten auf Papier zurate ziehen. Probleme gibt es aber auch für Branchen, die auf extrem genaue Zeitangaben angewiesen sind. Denn genau das liefert die Navigationsinfrastruktur ebenfalls: Präziseste Zeitangaben dank Atomuhren.

Betroffene Industrien: Angewiesen auf die genauen Zeitsignale der GPS-Satelliten ist etwa der Mobilfunk, der mit dem präzisen GPS-Taktgeber die Geräte im Netz synchronisiert. Ähnlich verhält es sich mit den Stromnetzen – hier geht es um die präzise Erfassung von Spannungsschwankungen – oder Rechenzentren etwa bei Banken, die ebenfalls auf präziseste Zeitangaben angewiesen sind. Oftmals wird das GPS-Signal also als hochpräzise Uhr genutzt. So können die Ausgaben für die teuren Atomuhren, die sonst nötig wären, eingespart werden.

Situation in der Schweiz: Die Swisscom versichert auf Anfrage, dass sie für die Synchronisation auf verschiedene Quellen zurückgreift, eine GPS-Störung also keine Auswirkungen hätte. Die kommerzielle Luftfahrt ihrerseits sei grundsätzlich auf Satellitenausfälle vorbereitet, schreibt das Bundesamt für Zivilluftfahrt auf Anfrage. Anders verhalte es sich bei Leichtflugzeugen bis 5.7 Tonnen. Hier müsste Skyguide Massnahmen ergreifen. Die Post wiederum betont, für die Paketauslieferung nicht auf GPS angewiesen zu sein. Und vom Stromnetzbetreiber Swissgrid gibt es dazu keine Informationen – aus Sicherheitsgründen.

Massnahmen gegen Störung: Spoofing und Jamming können mit gezielten Massnahmen bekämpft werden. So gibt es etwa spezielle Empfangsantennen, die nur die Signale von oben, also von Satelliten, nicht aber Signale von der Seite, also beispielsweise von Störsendern, berücksichtigen. Ausserdem «signieren» die Satelliten ihre Signale, damit Empfänger sie als die richtigen identifizieren können. Allerdings: 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht: Es ist ein Katz-und Maus-Spiel zwischen Angreifer und Verteidiger, die sich immer wieder neue Methoden ausdenken.

Krieg im Nahen Osten

Box aufklappen Box zuklappen

Die Konflikte in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

SRF 4 News, 16.4.2024, 08:25 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel