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Neue Jugend und heikle Rede AfD zieht Konsequenzen nach Eichwald-Auftritt

Der Gründungskongress der neuen AfD-Jugendorganisation «Generation Deutschland» ging mit einer stark kritisierten Rede einher. Die wichtigsten Punkte im Überblick.

Der neue Vorsitzende: Unter den Augen der AfD-Bundesvorsitzenden Alice Weidel und von Tino Chrupalla wurde Jean-Pascal Hohm zum ersten Vorsitzenden gewählt. Hohm gilt laut brandenburgischem Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem.

Person in beigem Sakko sitzt an blauem Tisch mit Namensschild.
Legende: Jean-Pascal Hohm ist Chef der neuen «Generation Deutschland». Keystone / ANDREAS ARNOLD

Gegenüber dem ZDF sagt er: «Wir verstehen und als patriotisches Mosaik von Organisationen.» Diese seien klar von der AfD getrennt, würden aber ähnliche Ziele verfolgen. Er wolle einstehen für eine «echte Migrationswende, die dafür sorgt, dass Deutschland das Land und die Heimat der Deutschen bleibt».

Die Organisation: In Alice Weidels Worten soll die Organisation eine «Kaderschmiede für die Regierungsverantwortung» werden. Im Gegensatz zur vorangegangenen Jungen Alternative, die der Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft hatte, soll die «Generation Deutschland» eng an die AfD angebunden sein.

Proteste im Vorfeld

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Zahlreiche Demonstranten.
Legende: Tausende protestierten in Giessen. Keystone/AP Photo/Martin Meissner

Zehntausende haben am Wochenende gegen den Gründungskongress der neuen AfD-Nachwuchsorganisation in Giessen demonstriert. Gut 5000 Polizistinnen und Polizisten waren im Einsatz. Die Polizei zählte mehr als 25'000 Menschen bei den Demonstrationen.

Die Gäste: Den politischen Ton gab beispielsweise der Baden-Württemberger Mio Trautner vor, der forderte, «dass die Abschiebungen im Land endlich starten, dass die Startbahnen in Deutschland glühen». Vorstandsmitglied Julia Gehrckens sagte: «Nur millionenfache Remigration schützt unsere Frauen und Kinder!»  Remigration bedeutet in rechtsextremistischen Kreisen, dass eine grosse Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll. Auch anwesend war Matthias Helferich, der sich in der Vergangenheit selbst als «das freundliche Gesicht des NS» bezeichnet hatte. Der rechtsextreme Verleger Götz Kubitschek hatte einen eigenen Stand an der Veranstaltung.

Alexander Eichwalds Rede: Die Rede von Vorstandskandidat Alexander Eichwald erntete grosse Kritik. Bei dem Kongress machte er, mit rollendem R und einem Ton, der stark an den Adolf Hitlers erinnert, verschiedene rechtsextreme Aussagen. So nannte er das Publikum «Parteigenossen und -genossinnen» und machte unter anderem die folgenden Aussagen: «Es ist und bleibt unsere nationale Pflicht, die deutsche Kultur vor Fremdeinflüssen zu schützen», sowie «die Liebe und Treue zu Deutschland teilen wir uns hier gemeinsam».

Die Reaktionen auf die Rede: Die AfD in Herford hat Eichwald unterdessen aus ihrer Fraktion im dortigen Stadtrat abgezogen. Das sagte der Bielefelder AfD-Bundestagsabgeordnete Maximilian Kneller der Deutschen Presse-Agentur (DPA). Zudem laufen nach seinen Angaben im AfD-Kreisverband die Vorbereitungen für ein Parteiausschlussverfahren gegen Eichwald. Er sei erst seit ein paar Wochen in der AfD gewesen. Es kenne ihn kaum jemand, sagte Kneller. «Und diejenigen, die ihn kannten, sagen, dass er nie das R gerollt hat.» Er habe sich bisher unauffällig verhalten. Der neue Vorsitzende Jean-Pascal Hohm kommentierte Eichwalds Auftritt gegenüber der DPA: «Egal ob linker Provokateur, V-Mann oder einfach verrückt – wer so auftritt, hat in der AfD und ihrer Jugendorganisation nichts verloren.»

Sein rollendes R erklärte Eichwald damit, Russlanddeutscher zu sein. Auf die Frage, ob sein Auftritt ernst gewesen sei, sagte Eichwald beim Verlassen der Tagungshalle zur DPA nur kurz «Ja».

SRF-Korrespondentin: «Die bizarren Figuren schaden der AfD»

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Einschätzung von SRF-Korrespondentin Simone Fatzer in Berlin

Viele reiben sich die Augen ob des skurrilen Auftritts von Alexander Eichwald am AfD-Jugendkongress. Er erinnert in Tonlage und Inhalt an NSDAP-Propagandachef Joseph Goebbels. Noch ist unklar, wer der Mann ist. Doch klar ist: Solch bizarre Figuren schaden der AfD – sie hat alles Interesse daran, sich von ihm zu distanzieren, was sie auch tut. Es droht ihm nun der Parteiausschluss.

Doch unabhängig vom jüngsten Aufreger: Längst finden fragwürdige Gestalten eine Heimat in der AfD – vom Verschwörungstheoretiker bis zum Anhänger völkischer Rassentheorien. Ex-AfD-Chef Alexander Gauland nannte die zweifelhafte Mischung vor Jahren schon einen «gärigen Haufen». Ziel der Partei ist es zwar, gemässigter aufzutreten, um sich anderen Parteien als Partner anzubieten. Doch Professionalisierung kann nicht über inhaltliche Radikalisierung hinwegtäuschen. Taktangeber der neuen AfD-Jugendorganisation ist mit Jean-Pascal Hohm laut Brandenburger Verfassungsschutz ein Rechtsextremist. Die Politik seiner Führungsriege – vor und hinter den Kulissen – wird erst zeigen, wie es um die Bürgerlichkeit der Partei steht.

Tagesschau, 29.11.2025, 19:30 Uhr ; 

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