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Neue Pläne der Regierung In Südkorea streiken die angehenden Ärztinnen und Ärzte

Viel Arbeit, wenig Lohn: Mehr Ausbildungsplätze würden die Missstände nicht ändern, so die Studentinnen und Studenten.

Worum geht es? In Südkorea streiken tausende Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung. Sie protestieren damit gegen neue Ausbildungspläne der Regierung. Mehr als 8800 Nachwuchsärzte hätten sich bisher dem Protest angeschlossen, und etwa 7800 von ihnen seien nicht zur Arbeit erschienen, teilte die Regierung mit. An einigen Orten mussten demnach bereits geplante Operationen und andere Behandlungstermine verschoben werden.

Warum streiken sie? Die Regierung will, dass die Zahl der zugelassenen Medizinstudierenden jährlich um 2000 Personen steigt. Das stört diejenigen, die bereits in Ausbildung sind. Die Verbände werfen der konservativen Regierung von Präsident Yoon Suk Yeol vor, die Pläne ohne Rücksprache mit ihnen vorgelegt zu haben. Ausserdem argumentieren sie, die Qualität der medizinischen Ausbildung könnte leiden, wenn mehr Studienplätze entstehen. 

Junge Menschen mit Plakaten mit koreanischen Schriftzeichen
Legende: Streikende angehende Ärztinnen und Ärzte in Seoul. Reuters/Kim Soo-Heyon

Warum wollen die angehenden Ärztinnen und Ärzte nicht mehr Ausbildungsplätze? «Sie sagen, Engpässe bestünden in gewissen Bereichen wie der Notfallmedizin und in Spitälern, die nicht in den grossen Zentren sind. Die Arbeitsbedingungen dort seien besonders hart», sagt SRF-Ostasien-Korrespondent Samuel Emch. Die Protestierenden würden angeben, die Arbeitszeit betrage 80 bis 100 Stunden pro Woche und die Entlöhnung sei schlecht. «Sie fordern, dass man erst die Arbeitsbedingungen verbessert, bevor man mehr Studienplätze anbietet.»

Was sagt die Regierung dazu? «Die südkoreanische Regierung betont, dass die Mindestlöhne bereits angehoben worden seien und dass sie ein Gesetz ausarbeiten will, das das medizinische Personal besser schützt», sagt der Korrespondent. Sie zeige wenig Entgegenkommen, drohe mit Strafverfolgung der Protestierenden und Verhaftung der Anführerinnen und Anführer des Streiks.

Was hält die Bevölkerung davon? Es gibt kürzlich veröffentlichte Umfragen zum Thema. Diese zeigen, dass eine Mehrheit der südkoreanischen Bevölkerung den Ausbau der Studienplätze begrüsst. Dies, weil Südkorea im Vergleich zu anderen Industrieländern eine geringe Ärztedichte hat. «Zudem gibt es Kritik an den Protestierenden, dass diese lediglich die zusätzliche Konkurrenz scheuen würden», sagt Emch.

Wie ist die Ärztedichte in Südkorea? Laut Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kommen in Südkorea rechnerisch 2.6 Ärzte auf 1000 Einwohner. Damit liegt das Land deutlich unter dem Durchschnittswert von 3.7 unter den 38 OECD-Mitgliedsländern.

Ist das Problem schon länger bekannt? Bereits die linke Vorgängerregierung habe im Jahr 2020 die Anzahl der Studienplätze erhöhen wollen, sagt der Korrespondent. Sie habe dieses Vorhaben aber nach heftigen Protesten aber damals wieder in der Schublade versenkt.

Wie geht es weiter? Es werde sich zeigen, ob auch die Fachärztinnen und -ärzte den Streik unterstützen, sagt Emch. Bereits mussten gewisse Operationen und Behandlungen abgesagt werden.

SRF 4 News, 22.02.2024, 06:40 Uhr ; 

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