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Vermehrt Junge betroffen Rufe nach Massnahmen gegen Suizide in Südkorea

Der grosse gesellschaftliche Druck und schwierigere Karrierechancen lassen viele Menschen in Südkorea verzweifeln.

Viele Suizide bei Jungen: In Südkorea haben sich in den letzten drei Jahren fast 40’000 Menschen das Leben genommen. Das zeigen die neusten Zahlen des Gesundheitsministeriums. Damit starben in Südkorea mehr Menschen an Suizid als an den Folgen einer Corona-Infektion. Auffallend ist: Während die Suizidrate im Land insgesamt stagniert, steigt sie bei jungen Menschen an.

Suizid als Ausweg: Laut Experten zerbrechen viele jüngere Menschen an einem grossen sozialen Widerspruch: Auf der einen Seite gibt es einen hohen Erwartungsdruck der Familie auf eine berufliche Karriere, andererseits verlangt die sehr konservative Gesellschaft, dass sich die jungen Leute unterordnen, anpassen und nicht von der Norm abweichen. Und: «In Südkorea gilt Suizid als sozial erlaubter Ausweg aus einer persönlichen Verzweiflungssituation», sagt der in Tokio lebende Journalist Martin Fritz.

Hohe Suizidrate in Südkorea

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In den vergangenen drei Jahren haben sich in Südkorea (die Bevölkerung beträgt knapp 52 Millionen Menschen) 39’453 Personen das Leben genommen. Das heisst: Pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner nehmen sich jedes Jahr gut 25 Personen das Leben (zum Vergleich: In der Schweiz liegt diese Suizidrate bei 9.5 – dabei sind die Fälle von assistiertem Suizid, also Sterbehilfe für unheilbar kranke oder/und alte Menschen, aber nicht mit eingerechnet).

Besorgniserregend: In Südkorea stieg die Suizidrate bei den jungen Menschen bis 30 Jahre zwischen 2018 und 2022 von 23.4 auf 28.6 an. Inzwischen ist Suizid in der Gruppe der Bis-40-Jährigen in Südkorea die häufigste Todesursache. Hinzu kommt, dass die Zahl der Suizid-Versuche in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat.

Frauen betroffen: Zwar ist die Rate der jungen Frauen, die sich das Leben nehmen, in Südkorea immer noch kleiner als der Anteil bei den jungen Männern. Allerdings nimmt die Zahl bei den jungen Frauen zu. «Bei ihnen ist der Leistungsdruck noch höher als bei den jungen Männern», stellt Martin Fritz fest. «Die Frauen sollen makellos schön sein und Kinder bekommen – gleichzeitig sollen sie aber auch Karriere machen.» Wer sich gegen dieses Ideal stellt, wird in den sozialen Medien mit Hass überschüttet und gemobbt. Das treibe manche junge Frau in den Tod, so der Journalist.

In Südkorea ist das Krisenbewusstsein leider immer noch nicht gross genug, etwas zu unternehmen.
Autor: Martin Fritz Journalist, lebt in Tokio

Hohe Erwartungen: Südkorea hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr schnell zu einem reichen Industrieland entwickelt – dank der extrem hart arbeitenden Menschen. Diese sind heute Senioren – und verlangen nun von den jungen Südkoreanerinnen und Südkoreanern, dass diese sich gleich stark anstrengen in Schule und Ausbildung wie sie damals. «Doch diese Anstrengungen garantieren heute keine gute Anstellung mehr», sagt Fritz.

Viele unglückliche Menschen in Südkorea

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«Viele junge Leute fliehen in die Traumwelt des K-Pop oder lassen auf sozialen Medien Dampf ab», sagt Martin Fritz. Die Menschen in Südkorea gehören laut Umfragen zu den unglücklichsten Menschen der 35 OECD-Länder. Ausserdem hat das Land einen der höchsten Anteile an sozial isolierten Menschen, die keinen Ansprechpartner haben.

Politische Forderungen: Die südkoreanische Regierung solle mehr tun gegen die bedenkliche Entwicklung, was die Suizide im Land angeht, verlangen Expertinnen und Experten. Für den Journalisten Fritz sollte das Land den Weg Japans gehen und viel mehr Hotlines oder Therapieplätze für depressive Menschen anbieten, die Zahl der Überstunden beschränken und den Stress der Menschen in den Konzernen regelmässig messen lassen. Doch: «In Südkorea ist das Krisenbewusstsein leider immer noch nicht gross genug, etwas zu unternehmen», so Fritz.

Suizidgedanken? Hier finden Sie Hilfe

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Erwachsene: Dargebotene Hand/Sorgentelefon

  • Telefon (rund um die Uhr): 143
  • Mail und Chat:  www.143.ch

Kinder und Jugendliche: Pro Juventute

  • Telefon (rund um die Uhr) und SMS: 147
  • Mail und Chat:  www.147.ch

Weitere Informationen

SRF 4 News aktuell, 16.10.2023, 07.20 Uhr ; 

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