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Ohne Erlaubnis eines Mannes Frauen aus Saudi-Arabien dürfen künftig alleine reisen

  • Frauen in Saudi-Arabien sollen künftig ohne Erlaubnis eines Mannes ins Ausland reisen dürfen.
  • Um einen Pass zu bekommen, mussten sie bisher die Zustimmung ihres Vaters, Bruders, Ehemannes oder sogar Sohnes haben.
  • Es ist nicht die erste Lockerung der sehr strikten Regeln für Frauen im Land. Von Gleichberechtigung ist Saudi-Arabien jedoch weit entfernt.

«Ein Pass wird jedem saudischen Staatsbürger ausgestellt, der ihn anfordert», schrieb die saudi-arabische Zeitung Umm Al-Kura unter Berufung auf einen Regierungsbeschluss. Die neuen Regeln sollen Medienberichten zufolge für alle Frauen über 21 Jahren gelten.

Saudi-Arabien ist eines der restriktivsten Länder weltweit in Bezug auf Frauenrechte. Das erzkonservative Königreich hatte in den vergangenen Jahren aber begonnen, die sehr strikten Regeln für Frauen zu lockern. So wurde 2018 ein Auto-Fahrverbot für Frauen aufgehoben und 2017 wurde es Frauen zum ersten Mal erlaubt, ein Sportstadion zu besuchen.

Reihe von Reformen

Der jüngste Entscheid gehört zu einer Reihe von Reformen, die der 33 Jahre alte Kronprinz Mohammed bin Salman vorantreibt. Er gilt als starker Mann und künftiger Herrscher des autokratisch regierten Königreiches. Vor allem unter jungen Saudis geniesst er Ansehen – Konservative beobachten die Reformen jedoch skeptisch. Sie stossen sich vor allem an der Aufweichung der strikten Trennung von Männern und Frauen.

Von einer Gleichberechtigung der Geschlechter ist das muslimische Land nach wie vor weit entfernt. Menschenrechtsorganisationen kritisieren immer wieder die Zustände in Saudi-Arabien. Der Staat ist vom Wahhabismus geprägt, einer besonders strengen und traditionellen Auslegung des Islam. Frauen müssen in der Öffentlichkeit weite Abajas tragen, die ihren Körper vollständig verhüllen.

Auch bei anderen Menschenrechten hinkt das Land weit hinterher. So wird nach wie vor die Todesstrafe verhängt und Geständnisse werden per Folter erzwungen. Laut Amnesty International ist die Todesstrafe gar ein politisches Instrument, um die schiitische Minderheit zu kontrollieren. Diese werde auch sonst in vielen Belangen diskriminiert, etwa im Zugang zu Arbeitsplätzen, staatlichen Leistungen und zur Justiz.

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