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Stefan Reinhart: «Jetzt hat Scholz die Ausgangslage, die er immer haben wollte»
Aus Tagesschau vom 24.01.2023.
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Panzer für die Ukraine Wie Zögerer und Zauderer Scholz am Schluss bekam, was er wollte

Es wird sich schon sehr bald ergeben, dass deutsche und amerikanische Kampfpanzer gegen russische Soldaten in den Krieg ziehen. Seit 1945 war dieser Gedanke undenkbar. Fast überall standen Panzer hauptsächlich in der Garage, Soldaten übten in den engen Stahlkolossen Szenarien, an die eigentlich niemand mehr glaubte.

Panzerkrieg? Vorbei. Wenn schon, dann würden Kriege heute digital geführt. Aber Panzerschlachten? Die gehörten in Europa in die Geschichtsbücher.

Nach langem Zögern und Zaudern hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz jetzt offenbar durchgerungen: Deutschland schickt Leopard-2-Panzer in die Ukraine. Einige europäische Länder werden mitziehen, allen voran Polen.

Keine Alleingänge

Scholz hatte eine klare Bedingung für die Panzer-Lieferung. Sie muss breit abgestützt sein, die Amerikaner sollten an Bord sein. Alleingänge wollte Scholz – und viele in seiner SPD – unbedingt vermeiden. Niemals dürfte Deutschland als Kriegspartei wahrgenommen werden – gegen Russland erst recht nicht. Auch mit Blick auf Hitlers verbrecherischen Krieg von 1939 bis 1945 gegen die Rote Armee, gegen die ganze Menschheit, gegen die Menschlichkeit überhaupt.

Scholz wollte die grosse Allianz – und so wie es aussieht, bekommt er sie nun. Die USA werden mitmachen und Abrams-Panzer schicken. Die westliche Welt gegen Kriegstreiber Putin.

Laut war das Geschrei, die Forderungen, endlich vorwärtszumachen. Die Rufe kamen aus dem Ausland, vor allem aus Polen und dem Baltikum. Länder, die unmittelbare Nachbarn des Kriegs sind und damit in grosser Angst.

Die Rufe kamen von der Opposition, natürlich, aber auch aus den eigenen Reihen der Ampel-Koalition. Grüne und die FDP griffen den Kanzler scharf an.

Ein kluger Schachzug

Doch Scholz blieb hart. Die Amerikaner müssen mit an Bord sein – sonst geht gar nichts. Diese Haltung wird sich schon bald als kluger Schachzug herausstellen.

Man muss es sagen: Scholz hat Führungsstärke bewiesen. Putin plant offenbar eine Frühlingsoffensive, es könnte fürchterlich und blutig werden, fürchterlicher noch und blutiger als bisher.

Gleichzeitig hat Scholz jene nicht ganz im Regen stehen lassen, welche gar keine Panzer wollten. In seiner SPD, vor allem im friedensbewegten Flügel, wird es noch viel Überzeugungskraft brauchen. Denn so klar ist die Lage weder in der eigenen Partei noch in der Bevölkerung. In Umfragen geben rund die Hälfte der Deutschen an, sie wollten gar keine Panzer liefern. Deutschland solle sich von den Schlachtfeldern fernhalten.

Ob die Panzer der Ukraine tatsächlich zum Sieg verhelfen werden, weiss niemand. Aber Scholz wird sich kaum vorwerfen lassen können, zusammen mit den Partnern aus EU und Nato nicht alles versucht zu haben, der Ukraine zu helfen.

Zumindest so lange nicht die nächste Forderung auf dem Tisch liegt: jene nach Kampfflugzeugen.

Stefan Reinhart

Stefan Reinhart

Leiter Auslandredaktion

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Stefan Reinhart ist Team-Leiter der Auslandredaktion und Chef vom Dienst im Newsroom Zürich. Zuvor war er Deutschland-Korrespondent für SRF.

Tagesschau, 24.01.2023, 19:30 Uhr

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240 Kommentare

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  • Kommentar von SRF (SRF)
    Der Tag neigt sich zu Ende, liebe Community. Wir danken für die spannende Diskussion und schliessen die Kommentarzeile. Erholen Sie sich gut! Liebe Grüsse, SRF News
  • Kommentar von Werner Gerber  (1Berliner)
    Wer an Verhandlungen glaubt möge sich doch bitte einer Reisegruppe anschließen und aufladen Roten Platz ein Schild hochhalten: wir fordern Friedesverhandlungen, jetzt! Das wäre doch was, die vielen Worte hier sind nur überflüssiges Spam-Material.
    1. Antwort von Esther Jordi  (Esther Jordi)
      An dem einen oder anderen Spam hätte Putin sicher seine helle Freude, weil seine Propaganda teilweise auf fruchtbaren Boden fällt. Oder sollte ich sagen auf "furchtbaren" Boden?
    2. Antwort von Werner Gerber  (1Berliner)
      Die Anmeldungen zur Friedensdemo auf dem Roten Platz sind noch recht überschaubar. Lassen Sie sich nicht aufhalten, ich verspreche Ihnen, ich werde mitkommen und Ihnen leckere Sandwiches offerieren, das letzte für verwöhnte Schweizer Gaumen Genießbare, vor der Gefängniskost. Aber für eine gerechte Sache muss mensch auch mal Opfer bringen können. Nicht wahr?
    3. Antwort von Dorothee Meili  (DoX.98)
      Im Prinzip eine gute Idee: nur das Problem (es gibt mehrere Studien;)): eine Gruppe, bei der alle je einzeln recht haben, dies im Dauermodus ausufernd und wortgewaltig kundtun und zwar laut schreiend, ist nach einem km Ende: von der eigenen Luft verweht.
      Der Wille, um wirklich Konstruktives, Praktisches zu planen und anzugehen, ist nicht da und demnach auch kein Weg
      ich wünsche Ihnen einen guten, friedlichen Abend
  • Kommentar von Hanspeter Burri  (HPABRRBU)
    Tobias Anthamatten: Der Krieg in Yemen ist halt weiter weg von Europa,
    doch der ist so schrecklich wie der in der Ukraine. Leider schreiben die
    Medien über diesen Krieg nicht soviel und somit bleibt der Aufschrei
    der Westlichen Bevölkerung aus, obschon man auch hier protestiern
    müsste
    1. Antwort von markus ellenberger  (ELAL)
      Ich möchte noch etwas anfügen die westlich Welt hat ja nur an Bodenschätze Interessen und sonst an nichts anderes deshalb werden nicht alle Kriege gleich behandelt in der UNO NATO USA EU und natürlich auch der Schweiz usw.
    2. Antwort von Ueli Lang  (Wochenaufenthalter)
      Schön dieser Krieg im Jemen, der sich ja in einem Staat abspielt der sich Jemen oder Yemen nennt - je nach dem wie man es schreiben will. Schon da beginnt die Komplexität - noch schlimmer wird es wenn man dann die Konfliktparteien eruiert - da ist dann die Ukraine um ein vielfaches einfacher, denn dort gibt es zwei grosse staatliche Konfliktparteien, was im Jemen genau nicht der Fall ist. Aber eben, es ist weit weg und eignet sich bestens dafür als Vergleich herangezogen zu werden.
    3. Antwort von Daniela Langenauer  (Daniela L.)
      Er ist sicher genau so schrecklich. Aber ich sehe da keinen eindeutigen Agressor, was militär. Unterstützung im Krieg schwierig macht.
      Humanitär. Hilfe ist natürlich etwas anderes.
    4. Antwort von markus ellenberger  (ELAL)
      @Ueli Lang „ Schon da beginnt die Komplexität“ wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Aber da diverse Organisationen auf Profit aus sind ist eben kein Wille vorhanden. Und die Schweiz hat eben auch keinen Willen.
  • Kommentar von Hanspeter Burri  (HPABRRBU)
    Frau Martina Schmid hat eigentlich mit Ihren Kommentaren alles gesagt
    was zu diesem Thema zu sagen ist. Ich möchte nur eines hinzu fügen: Mit
    dem liefern von verschiedenen Panzer Typen kann man diesen Krieg
    nicht beenden.
    1. Antwort von Paul Wagner  (päule)
      Mit dem Liefern von egal welchen Waffen in egal welches Kriegsgebiet beendet man generell keine Kriege - man verlängert sie immer.
    2. Antwort von Dorothee Meili  (DoX.98)
      Nun, Herr Wagner: das stimmt nun schlicht mit der Beendigung vom 2.Weltkrieg, dem Sieg über das Naziregime nicht. Wenn z.B. die 20.Juli-Leute besser vorbereitet und mehr Hilfe gehabt hätten, hätten viele Menschen mehr überlebt.