Rom und die katholische Welt sind in freudiger und geschäftiger Erwartung, ab heute Mittwoch wird ein neuer Papst gewählt. Viele Stimmen wünschen sich dabei einen progressiven Papst. SRF-Religionsexperte Norbert Bischofberger erläutert die wichtigsten Fragen zum Konklave.
Viele wünschen sich einen progressiven Papst. Ist das auch die Mehrheitsmeinung der Kardinäle?
Die Kardinäle treffen sich seit mehreren Tagen in Rom. Die reden miteinander. Da wird verhandelt. Sie wünschen sich einen Hirten und einen Brückenbauer. Es wird geschätzt, dass ungefähr ein Viertel der Kardinäle, welche überhaupt wählen dürfen, eher konservativ ausgerichtet sind, ein Viertel sich eher progressiv sieht und dazwischen eine grosse Mitte besteht. Es braucht also eine Person, die vermitteln kann.
Das wichtigste Kriterium ist also das Element des Brückenbauers, des Vermittlers?
Der Papst muss mit einer Zweidrittelmehrheit gewählt werden. Das ist eine hohe Hürde und hat historische Gründe. Es gab ungefähr 30 Mal die Situation in der Geschichte der Kirche, dass es mehrere Päpste gab und das gilt es natürlich zu verhindern.
In der westlichen Welt befindet sich die römisch-katholische Kirche in einem Tief, in Afrika und Asien hat man aber durchaus Zulauf. Was bedeutet das nun für die Wahl?
Ungefähr die Hälfte der Kardinäle, die wählen können, stammen aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Papst Franziskus hat dieses Gremium, was die Nationen betrifft, erweitert. Afrika, Asien und Lateinamerika sind demnach stark vertreten. Papst Franziskus hat sich auch für die Dezentralisierung eingesetzt, also dass mehr in den Regionen entschieden wird.
Ein weiteres wichtiges Thema: Die Rolle der Frauen. Beim Konklave ist nämlich keine einzige Frau dabei.
Es ist Tradition, dass seit hunderten von Jahren die Kardinäle den Papst bestimmen. Papst Franziskus hat die Bischof-Synoden zu Weltsynoden erweitert und da hat er Frauen eingeladen, sogar mit Stimmrecht. Ich habe den Eindruck, dass sich die Kardinäle jetzt wieder sehr stark auf sich selbst konzentrieren. Bei den Vorberatungen waren sichtbar keine Frauen dabei.
Wie lange wird das Konklave dieses Mal dauern?
Die Erfahrung im 20. Jahrhundert zeigt, dass es sich um Tage handelt. Beobachtende rechnen mit einem kurzen Konklave. Für mich ist die Ausgangslage sehr unübersichtlich. Ich sehe aktuell keinen Kandidaten in der Pole-Position. Ich würde daher von ein paar Tagen ausgehen.