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Parteikongress in Nordkorea «Ziele verfehlt»: Kim Jong-un räumt Fehler ein

  • Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat zum Beginn eines Kongresses der herrschenden Arbeiterpartei wirtschaftspolitische Fehler eingeräumt.
  • Die Ziele des 2016 aufgestellten Fünf-Jahres-Entwicklungsplans seien «in fast allen Bereichen» verfehlt worden, sagte Kim in seiner Eröffnungsrede vor Tausenden Teilnehmern des achten Parteikongresses in Pjöngjang.
  • Kim, der auch Parteichef ist, versprach, die Partei werde einen neuen Weg finden, um einen «grossen Sprung vorwärts» zu machen.

Wie der neue Weg genau aussieht, blieb offen. Die staatlich kontrollierten Medien berichteten über Kims ungewohnt selbstkritischen Worte. Wegen seines Atomwaffenprogramms ist Nordkorea internationalen Sanktionen unterworfen, die die wirtschaftliche Entwicklung des Landes seit vielen Jahren hemmen.

Das Land hatte bereits im August angekündigt, beim nächsten Kongress werde die Arbeit des Zentralkomitees der Partei überprüft und ein neuer Entwicklungsplan für die nächsten fünf Jahre vorgelegt. Schon damals hatte die Partei Fehler bei der Umsetzung der bisherigen Entwicklungsstrategie eingestanden.

«Hurra»-Rufe für Kim

Die Folgen von Naturkatastrophen einschliesslich Überschwemmungen sowie der Coronavirus-Pandemie hatten dem streng abgeschotteten Land im vergangenen Jahr zusätzlich stark zugesetzt. Nordkorea hatte seine Grenzen wegen des Corona-Ausbruchs schon früh dichtgemacht. Dies hatte auch starke Auswirkungen auf den Handel mit China, der als Lebensader des Landes gilt.

Als Kim zusammen mit den Mitgliedern des Politbüros und des Zentralkomitees das Podium beim Kongress betrat, begrüssten den Berichten zufolge alle Teilnehmer den Machthaber mit stürmischen «Hurra»-Rufen. Trotz der Fehler sprach er in seiner Rede von «einem wunderbaren Sieg», den das Land errungen habe, indem es seine Macht und sein globales Prestige gestärkt habe. Sowohl äussere wie innere Herausforderungen hätten Fortschritte behindert.

Keine einzige gemeldete Corona-Ansteckung

Kim lobte die Partei dafür, die Pandemie von der Bevölkerung ferngehalten und die Folgen der Naturkatastrophen bewältigt zu haben. Die Partei habe trotz der «unvergleichlichen globalen Gesundheitskrise» die Schwierigkeiten überwunden. Nordkorea ist eines der wenigen Länder, die bisher keinen einzigen Infektionsfall mit Sars-CoV-2 gemeldet haben. Wie schon bei Massenveranstaltungen und verschiedenen Parteitreffen im vergangenen Jahr trugen auch die Teilnehmer des Kongresses keine Schutzmaske gegen das Virus.

SRF-Korrespondentin: «Zukunft Nordkoreas sieht düster aus»

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Kim Jong-un habe fast keine andere Wahl, als Fehler einzugestehen, sagt SRF-Korrespondentin Claudia Stahel in Schanghai:

«Fehler eingestehen, das ist bei den Kims zu Hause in Nordkorea keine Familientradition. Kims Vater, Kim Jong-il, und sein Grossvater, Kim Il-sung, regierten als unfehlbare, gottähnliche Gestalten – sie taten es nie. Die wirtschaftliche Realität zwingt Kim Jong-un nun, mit dieser Familientradition zu brechen. Denn gleich drei Krisen machen dem Land zu schaffen: die internationalen Sanktionen wegen des Atomwaffenprogramms, der Corona-Ausbruch und die damit verbundene Grenzschliessung und nicht zuletzt die Stürme und Taifune Ende Sommer. Die Corona-bedingte Abriegelung und die Sanktionen werden bis auf Weiteres bestehen bleiben. Nordkoreas wirtschaftliche Zukunft sieht düster aus und lässt sich auch von einem Diktator wie Kim nicht länger schönreden.»

Formal ist der Kongress, der ursprünglich alle fünf Jahre abgehalten werden sollte, das wichtigste Gremium der Partei. Doch war der siebte Kongress im Mai 2016, der vier Tage dauerte, der erste seit 36 Jahren gewesen. Damals liess sich Kim auf den neu geschaffenen Posten des Parteivorsitzenden wählen, womit er seine Position an der Spitze der Organisation gefestigt hat. Kim, der nach südkoreanischen Angaben 36 Jahre alt ist, war nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il Ende 2011 an die Staatsspitze befördert worden.

SRF 4 News, 6.1.21, 1 Uhr ; 

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