Diesmal waren die Hoffnungen gross. Es gab viele konkrete Vorschläge. Der Aufmarsch von Ministern war so gross wie noch nie, und die Schweiz hatte die Konferenz in Genf gut vorbereitet. Doch am Ende gingen die Meinungen zu weit auseinander.
Die Erdöl und Plastik produzierenden Länder befürchteten wirtschaftliche Nachteile. Sie wollten sich bei der Plastikproduktion nicht dreinreden lassen und schickten ihre Vertreter aus den Energie-Ministerien in die Verhandlungen.
Sie haben massiven Druck aufgesetzt und ein verbindliches Abkommen schliesslich unmöglich gemacht. Die Staaten mit petrochemischer Industrie, allen voran Saudi-Arabien, der Iran, Russland, aber auch die USA haben dieses Abkommen letztlich verhindert.
Breite Koalition der Willigen
Auf der anderen Seite gab es viel Aufbruchstimmung. Es gab eine breite Koalition von ambitionierten Staaten. Nicht nur die EU und die Schweiz, auch viele Staaten aus Lateinamerika, Afrika und Asien setzten sich ein für ein verbindliches Abkommen und machten zahlreiche Vorschläge zur Regulierung.
So sollten gesundheitsschädigende Zusatzstoffe im Plastik verboten werden, das Recycling sollte gestärkt und der Plastik-Konsum gedrosselt werden. Die ärmsten Staaten sollten auf diesem Weg von den reichsten unterstützt werden.
Doch all diese Punkte wurden im Vertragstext wieder gestrichen oder bis zur Unkenntlichkeit verwässert. Die erdölproduzierenden Staaten waren nur bereit über die Abfallentsorgung zu sprechen, nicht über den ganzen Lebenszyklus – von der Produktion übers Recycling bis zur Entsorgung.
Albert Rösti traf die Umweltorganisationen
Damit wird die steigende Plastikflut nicht bekämpft. Und die möglichen gesundheitlichen Gefahren durch Mikroplastik, der sich in unseren Körpern festsetzt, werden nicht vorsorglich angegangen.
Entsprechend gross ist die Enttäuschung bei vielen Konferenzteilnehmenden – auch bei der Schweizer Delegation. Denn man hatte versucht, geeint und in einer starken Koalition anzutreten. Umweltminister Albert Rösti hatte sich in Genf eigens noch mit den Umweltorganisationen WWF und Greenpeace getroffen, um sie auf eine gemeinsame Sprache einzuschwören. Schweizer Wirtschaftsvertreter waren natürlich auch dabei. Die offizielle Schweiz hoffte auf einen Abschluss in Genf – jetzt bleibt das Resultat aus.
Besser als ein schlechtes Abkommen
Doch kein Abkommen ist vermutlich besser als ein schlechtes Abkommen. Eine zahnlose, nicht verbindliche Regulierung hätte nur den Status Quo bekräftigt und die Plastikproduktion nicht eingeschränkt. So verbleibt zumindest die Möglichkeit für einen ernsthaften Neustart, denn die Probleme rund um den explodierenden Plastikkonsum sind nicht vom Tisch. Wie es konkret weiter geht, ist noch unklar.