Sonntagvormittag im Restaurant Murphys Grill, im Zentrum von Manchester, der grössten Stadt im kleinen New Hampshire. Auf der anderen Strassenseite laufen bereits die Vorbereitungen für die grosse Trump-Rally, die am nächsten Tag stattfinden wird und bei der Zehntausende Trump-Fans erwartet werden.
Für die Begegnung mit Bill Weld hingegen sind gerade mal 20 Personen gekommen. Herbert, ein pensionierter Bankdirektor und Zeit seines Lebens Republikaner, unterstützt Weld aus Prinzip: Er unterstütze jeden, ausser den gegenwärtigen Präsidenten, für den er sich als Republikaner schäme.
Er wolle mit seiner Stimme für Bill Weld ein Zeichen setzen, sagt Herbert. Dann betritt der Kandidat das Lokal, geht von Tisch zu Tisch, hört zu, spricht, schüttelt Hände.
Bill Weld ist ein Hüne, gegen zwei Meter gross. Der unsichere Gang des 75-Jährigen verrät sein Alter. Aber der Blick ist noch wach und der Händedruck fest. Warum tut er sich die Strapazen eines Wahlkampfs an, den er nicht gewinnen kann?
Kandidatur als Bürgerpflicht
Es sei fast eine Notwendigkeit, eine Bürgerpflicht, die Macht mit der Wahrheit zu konfrontieren. Denn er sei beunruhigt, wie Trump mit Angst regiere und keine Ahnung von Sachgeschäften habe.
Der Leistungsausweis von Bill Weld ist beeindruckend: Als junger Anwalt arbeitete er für den Justizausschuss des Repräsentantenhauses im Impeachment-Verfahren gegen Richard Nixon. Er war danach Bundesstaatsanwalt und arbeitete im Justizministerium. Darauf hat er als Gouverneur von Massachusetts die serbelnde Wirtschaft wiederbelebt, die Steuern gesenkt und sich damit auch den Respekt vieler Demokraten gesichert.
Angst vor einer Abwahl Trumps
Doch dies alles liegt mehr als 20 Jahre zurück. Warum sich seine Partei heute hinter eine Figur wie Donald Trump schart, sei ihm unerklärlich, sagt Weld. Die Republikaner im Kongress hätten Angst vor dem Präsidenten und sorgten sich bloss noch um ihre Wiederwahl: Wenn Trump nicht wieder gewählt werde, drohe die Spaltung der Partei, befürchtet Weld.
Schauplatzwechsel: Eine Buchhandlung in der Kleinstadt Exeter, eine Stunde nach seinem Kurzauftritt in Manchester. 40 Personen stehen dicht gedrängt. Kaum jemand ist unter 60. Bill Weld beantwortet Fragen aus dem Publikum. Die Stimmung ist eher gedämpft.
Jeffrey, Rechtsprofessor im Ruhestand, macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Präsident Trump. Jeffrey ist Republikaner seit seiner Jugend. Aber heute fühlt er sich fremd in der eigenen Partei. Häufig gebe es Reibereien mit alten Freunden, die Trump ergeben seien. Die eigene Tante habe ihn aufgefordert, den Staat zu verlassen, weil er Trump ablehne, sagt Jeffrey. Aber er könne nicht schweigen zu diesem Präsidenten.
Deshalb gebe er in der Vorwahl Bill Weld seine Stimme. Und im November werde er die demokratische Kandidatur unterstützen, falls diese nicht zu links sei. Nach einer knappen Stunde ist die Veranstaltung in der Buchhandlung vorbei. Seine Kandidatur gegen Donald Trump sei Bürgerpflicht, sagt Bill Weld. Zu schätzen wissen dies nur noch wenige Republikaner.