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Präsidentenwahl in Frankreich Rechtsaussen Zemmour buhlt um seine Landsleute in der Schweiz

Die Präsidentschaftskandidaten umwerben Frankreichs grösste Expat-Community – am aktivsten der rechtsextreme Zemmour.

Eric Zemmour war letzten November in Genf. Sein Kommen hatte für Aufsehen gesorgt. Die Stadt Genf erklärte den mehrfach wegen Rassismus und Diskriminierung verurteilten Politiker zur «Persona non grata» und weigerte sich, ihm einen Saal zu vermieten.

Stattgefunden hat das Treffen mit seinen Anhängerinnen und Anhängern schliesslich in einem Nobelhotel. In den letzten Wochen hat sein Sprecher in der Schweiz, Nicolas Rivard, Wahlveranstaltungen für Zemmour veranstaltet: in Martigny, Lausanne oder Genf.

Wir leben in der Schweiz und bezahlen hier Steuern, doch das Land, in dem wir aufgewachsen sind, kann nicht so weitermachen
Autor: Französische Rentnerin in der Schweiz

Jede Stimme zähle, sagte er zum Westschweizer Fernsehen RTS, vor fünf Jahren habe Macron die Wahlen unter anderem auch dank der Stimmen aus dem Ausland gewonnen.

Ansprechen wolle man vor allem auch Franzosen und Französinnen, die bisher gar nicht gewählt hätten, jedoch mit den Entwicklungen in ihrem Heimatland nicht zufrieden sind. Angesprochen fühlen sich auffällig viele Frauen. «Wir leben in der Schweiz und bezahlen hier Steuern, doch das Land, in dem wir aufgewachsen sind, kann nicht so weitermachen», meint eine rüstige Rentnerin zu RTS.

Und ihre Kollegin erhofft sich, Zemmour könne retten, was bleibe vom Frankreich ihrer Kindheit – auch wenn es sehr viel zu tun gebe für den Armen.

Eric Zemmour
Legende: Französinnen und Franzosen wählen am 10. April ein neues Staatsoberhaupt. Das gilt auch für jene 150'000 von ihnen, die in der Romandie leben. Das ist die grösste französische Gemeinschaft ausserhalb Frankreichs. Besonders Eric Zemmour umwirbt sie. Keystone

Sich gezeigt und das Wort ergriffen haben bei den Wahlveranstaltungen für Zemmour auch Schweizer SVP-Politiker, wie die Nationalräte Yves Nydegger oder Jean-Luc Addor. Gekommen ist jedoch nur ein kleiner Bruchteil der Wahlberechtigen Französinnen und Franzosen in der Schweiz.

Le Pen und Mélenchon setzen auf Flyer

Die Mehrheit wird erfahrungsgemäss der republikanischen Kandidatin Valérie Pécresse oder dem amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron die Stimme geben. Diese setzen im Wahlkampf vor allem auf Online-Veranstaltungen, in die man sich auch von der Schweiz aus einwählen kann.

Die Rechtsaussen-Kandidatin Marine Le Pen und der sozialistische Kandidat Jean-Luc Mélenchon lassen in der Romandie auf der Strasse fleissig Flyer für ihre Wahlen verteilen. Obwohl Zemmour von allen Kandidierenden am meisten gewirbelt hat, dürfte er bei der französischen Gemeinschaft in der Schweiz einen schweren Stand haben.

Echo der Zeit, 01.04.2022, 18 Uhr

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