- Vier hochrangige Vertreter der Sicherheitsdienste in Afghanistan scheiden auf eigenen Wunsch aus ihren Ämtern.
- Begründet haben sie es unter anderem mit ernsten Differenzen über Fragen der nationalen Sicherheit bis hin zu internationalen Beziehungen.
- Die Sicherheitslage im Land hat sich gemäss UNO zuletzt massiv verschlechtert.
Nach dem Rücktritt des Nationalen Sicherheitsberaters in Afghanistan räumen Regierungskreisen zufolge drei weitere hochkarätige Vertreter des Sicherheitsapparats ihre Posten.
Zahlreiche Rücktrittsgründe
Hanif Atmar, der nationale Sicherheitsberater des afghanischen Präsidenten, legte offenbar als erster sein Amt nieder. In seinem Rücktrittsgesuch, das der Sender Tolo News publizierte, nannte Atmar «ernste Differenzen» mit der Regierung in einer Vielzahl von Themen als Grund. Diese reichten von Fragen der nationalen Einheit, Frieden und Sicherheit bis hin zu regionalen und internationalen Beziehungen.
Seinem Schritt folgten Verteidigungsminister Tarik Schah Bahrami und Innenminister Wais Barmak sowie der Leiter des Nationalen Sicherheitsdirektoriums, Masum Staneksai.
Auch sie erklärten am Samstag den Verzicht auf ihre Ämter. Zwei ranghohe Mitarbeiter des Innenministeriums sagten, Hauptgrund für die Rücktritte seien Meinungsverschiedenheiten mit der Regierung inmitten der sich verschlechternden Sicherheitslage gewesen.
Am Samstagnachmittag hatte ein Sprecher von Präsident Ashraf Ghani den Rücktritt des Nationalen Sicherheitsberaters Atmar, mitgeteilt. Ein offizieller Grund wurde zunächst nicht genannt. Im Rücktrittsgesuch verweist er auf ernsthafte Differenzen mit der Regierung.
Vorbereitung auf Präsidentschaftswahl?
Aus Regierungskreisen hiess es dagegen, dass Atmar aufgegeben habe, um sich auf die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr vorzubereiten.
Der Präsidentschaftspalast liess später verlauten, dass der bisherige Botschafter in den USA, Hamdullah Mohib, Atmar im Amt nachfolgen soll. Zudem soll Präsident Ghani selbst Atmar dazu aufgerufen haben, zurückzutreten.
«Lage ändert sich schnell»
Der Sender Tolo News meldete, dass das Staatsoberhaupt auch die jetzt zurückgetretenen Minister sowie den Chef des Geheimdienstes NDS den Amtsverzicht nahegelegt hätte. Der Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch, wollte die Berichte nicht bestätigen.
Das Verteidigungsministerium wiederum erklärte, offiziell habe die Führung des Hauses kein Rücktrittsgesuch erhalten. «Die Lage in Afghanistan aber ändert sich so schnell, wir werden sehen, was noch kommt», sagte ein Sprecher.