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Problematischer Plastikhandel «Viele Verpackungen lassen sich nur schwer recyceln»

Abfall, der vom Westen exportiert wird, ist oft schlecht getrennt und schmutzig. Ein Problem für die Empfänger in Asien.

China will unseren Plastikabfall schon länger nicht mehr. Nun ziehen sich auch andere asiatische Länder aus dem eigentlich lukrativen Geschäft mit dem Plastikabfall der westlichen Industriestaaten zurück.

Das Problem ist in diesem Zusammenhang nicht das Plastik selbst, sondern das was mit dem Plastik mitgeschickt wird. Oft ist in den Frachtern tonnenweise anderer Abfall zu finden, zum Teil umweltschädlicher Sondermüll, wie der Chemie-Experte von Greenpeace, Manfred Santen, erklärt.

Manfred Santen

Diplom-Chemiker

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Manfred Santen ist Diplom-Chemiker und forschte viele Jahre zu Problemstoffen und zur Schadstoffexposition. Er veröffentlichte Fachpublikationen zu diversen Themen, unter anderem zu Pestiziden, Gebäude- und Innenraumschadstoffen, Feinstaub oder Asbest. Seit 2009 arbeitet er bei Greenpeace Deutschland als Chemieexperte.

SRF: Wie verschutzt kommt das Plastik beim Empfänger an?

Manfred Santen: In Malaysia habe ich ganz Unterschiedliches gesehen. Von Sortier- und Recycling-Anlagen haben wir gehört, dass es heutzutage sehr häufig vorkommt, dass zum Beispiel Windeln oder stark verschmutzte Lebensmittel-Abfälle in den Plastik-Rücknahmesystemen landen. Aber das, was ich vor Ort gesehen habe, war gar nicht besonders verschmutzt. Das Problem dort war, dass es sich um Plastikarten handelte, die sich nicht leicht trennen lassen und deswegen äusserst schwer zu recyceln sind.

Wie kriegt man denn Plastik aus komplexeren Produkten heraus?

Viele Verpackungseinheiten für Lebensmittel, auch Kleinst-Verpackungen, bestehen häufig aus verschiedenen Schichten von Plastik. Sie sind zum Beispiel aus Polyethylen und Polypropylen laminiert. Das können sie nicht mehr auseinanderbekommen – und das heisst eigentlich, dass es sich nicht recyceln lässt.

Seit 30 Jahren gibt es ein internationales Abkommen, das die Kontrolle von solchem grenzüberschreitenden Abfall eigentlich regelt. Warum landet trotzdem Sondermüll in diesen Lieferungen?

Das Hauptproblem ist, dass Plastik bislang nicht als überwachungsbedürftiger Müll behandelt wird, sondern einfach als normales Handelsgut, als Handelsware. In den Importländern landet der Müll auf illegalen oder unbewachten Deponien oder wird angezündet. Dann entstehen tatsächlich sehr viele gesundheitsschädliche und umweltschädigende Substanzen. Damit wird dann der Plastikmüll vor Ort zu Sondermüll.

Das Importland kann den Plastikmüll ablehnen: Dann fährt dieses Plastik auf Schiffen hin und her über die Weltmeere. Macht denn das aus Sicht der Umweltschützer überhaupt noch Sinn?

Nein, das kann man ganz klar sagen, das macht sicherlich keinen Sinn. Aber so ist die Welt heutzutage: Die Globalisierung hat dazu geführt, dass die Produktion in Asien und Südostasien stattfindet und wir hier alles importieren müssen. Manchmal wundert man sich, dass das überhaupt ökonomisch Sinn macht. Billige Plastik-Produkte werden um die halbe Welt verschifft, hier verbraucht und dann werden sie als Abfall wieder zurücktransportiert.

Sie sagen, dass das Plastik bei der Produktion so verarbeitet werden muss, dass es eben auch wiederverwertet werden kann. An wen appellieren Sie da konkret?

Wir appellieren insbesondere an die grossen global operierenden Konzerne wie Nestlé oder Unilever oder Procter&Gamble. Sie sollen einerseits dafür sorgen, dass weniger Plastik verbraucht wird – und andererseits, dass das benötigte Plastik so hergestellt wird, dass man es wiederverwenden kann.

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