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Protest vor Ungarns Versailles «Orbans Schloss» legt die Bereicherung der Mächtigen offen

In Ungarn gefährden Enthüllungen über den Besitz der Familie Orban die politische Zukunft des Ministerpräsidenten.

Das Landgut Hatvanpuszta war einst landwirtschaftlicher Vorzeigebetrieb der Habsburger in Ungarn. Nachdem Viktor Orban Ministerpräsident wurde, kaufte sein Vater Győző Orban 2011 das Landgut.

Er wollte dort einen historischen landwirtschaftlichen Betrieb aus dem 19. Jahrhundert nachbauen. Doch in den letzten Jahren baute er Hatvanpuszta zum Luxus-Landgut aus.

Luftaufnahme eines weitläufigen Landguts mit Gebäuden und grünen Flächen.
Legende: Luftaufnahmen zeigen die absurde Grösse des Landsitzes. srf

Die ganze Pracht enthüllte kürzlich ein Handy-Video des Antikorruptionspolitikers Akos Hadhazy. Dieser trat durch das offene Portal und filmte, was das Volk nicht sehen sollte: die luxuriösen Gebäude, die zwei Swimmingpools und die edlen Gemächer.

Das Video sorgte für Proteste vor dem Anwesen. Die von Hadhazy publik gemachten Pläne zeigen, dass zehn voll ausgestattete Wohnungen entstehen werden und dass denkmalgeschützte Gebäude kurzerhand abgerissen wurden.

Umbau für 30 Millionen Franken

Fachleute schätzen die Kosten für Kauf und Umbau auf umgerechnet rund 30 Millionen Franken. Das sei weit mehr, als Vater Orban in seiner Unternehmerlaufbahn mit seinen Steinbrüchen habe erwirtschaften können, sagt Hadhazy.

Nicht nur er vermutet, dass der wahre Besitzer der Liegenschaft der Ministerpräsident selber sei. Die Medien im korruptionsgeplagten Ungarn bezeichnen das Anwesen als «Orbans Schloss». Doch Viktor Orban verneint. Das Anwesen gehöre seinem Vater und er habe damit nichts zu tun.

Älteres Paar in einem geparkten Auto.
Legende: Der Vater von Viktor Orban, Győző Orban, wurde mit staatlichen Aufträgen für seine Steinbrüche reich. srf

Allerdings glauben das nicht einmal seine Parteifreunde. Denn in den Jahren nach dem Kauf gelangten nach und nach die umliegenden Ländereien in den Besitz von Anikó Lévai, der Ehefrau von Ministerpräsident Orban, sowie von Lőrinc Mészáros und dessen Kinder.

«Ein Symbol für die Korruption»

Der ehemalige Gasinstallateur Mészáros ist ein Jugendfreund des Ministerpräsidenten und wurde innerhalb weniger Jahre, vor allem durch Staatsaufträge, zum reichsten Ungarn. Er wird in Ungarn immer wieder als «Strohmann von Viktor Orban» bezeichnet.

«Das Anwesen ist ein Symbol für die Korruption unserer Regierung in Ungarn. Es symbolisiert die Arroganz und verkörpert den Luxus, der im Grunde das einzige Ziel unserer Mächtigen ist», sagt der Antikorruptionskämpfer Akos Hadhazy im Gespräch mit SRF. Er ist überzeugt, dass das Schloss letztlich mit Steuergeldern und EU-Mitteln bezahlt werde.    

Die Verfolgungsjagd

Als Akos Hadhazy das Anwesen mit seinen Videoaufnahmen verliess, folgten ihm zwei private Wachmänner in ihren Autos. Der eine stellte sich beim Versuch, Hadhazy einzuschüchtern, so ungeschickt an, dass sich sein Auto überschlug und auf der Seite liegenblieb.

Hadhazy filmte auch diese Szene und veröffentlichte sie. Seither lacht das ganze Land über die tölpelhaften Sicherheitsagenten, die die Reichtümer der Mächtigen bewachen.

Mann hält Rede vor Mikrofon im Freien, umgeben von Publikum.
Legende: Akos Hadhazy ist Antikorruptionskämpfer und setzt sich politisch gegen das Regime Orbans ein. Keystone / BOGLARKA BODNAR

Ungarische Spassvögel haben die Szene bereits im Stil eines Video-Games nachgestellt. Das KI-Video ist ein Renner in den Sozialen Medien.

Illustration eines Spiels mit Mann, Polizisten, Autos und Gebäude im Hintergrund.
Legende: Das Spiel GTA Hatvanpuszta, eine Anlehnung an das Spiel Grand Theft Auto, mit Akos Hadhazy als Protagonist, begeistert die Online-Community. Youtube / Rooster Rythms / Grand Theft Auto – Hatvanpuszta

Für Orbans Regierungspartei Fidesz, die seit 2010 regiert, ist das alles gar nicht lustig. Denn im April sind Wahlen in Ungarn. Und Fidesz liegt in den Umfragen nur noch an zweiter Stelle.

Tagesschau, 27.9.2025, 19:30 Uhr; wilh

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