Die Kirche kann die Sünde nicht segnen. Und weil Homosexuelle ausser-ehelichen Sex haben, ist ihre Verbindung sündhaft. Also dürfen Priester keine lesbischen und schwulen Paare segnen. Zu diesem Schluss ist die vatikanische Glaubenskongregation gekommen.
Bei der SRF-Community hat diese Nachricht zu heftigen Diskussionen geführt. Auf Social Media haben uns über 1000 Meldungen erreicht. Ihre drängendsten Fragen beantwortet unser Religionsexperte Norbert Bischofberger.
Norbert Bischofberger
Religionsexperte bei SRF
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Der Journalist und Theologe Norbert Bischofberger arbeitet seit 2002 in verschiedenen Funktionen für die SRF-Redaktion «Sternstunden». Norbert Bischofberger gehört zudem zum Moderationsteam der Sendung «Kontext» bei Radio SRF 2 Kultur und produziert Radiobeiträge. Daneben ist er freiberuflich als Moderator und Referent tätig.
Wie fällt die römisch-katholische Kirche so eine Entscheidung?
Die Glaubenskongregation bestätigt in ihrem Schreiben die bestehende Lehre der römisch-katholischen Kirche: Homosexuelle Menschen sollen nicht verurteilt werden, die Segnung homosexueller Verbindungen oder die gleichgeschlechtliche Ehe aber sind nicht möglich.
Gelebte Homosexualität gilt als Sünde. Die Glaubenslehre ist aber nicht in Stein gemeisselt. Eine Versammlung von Bischöfen, ein Konzil oder der Papst könnten die Lehre der Kirche neu formulieren.
Was ist der Unterschied zwischen Heirat und der kirchlichen Segnung einer Beziehung?
Nach römisch-katholischer Auffassung ist die Ehe Mann und Frau vorbehalten. Die Ehe ist eines von sieben Sakramenten. Eine andere Zeichenhandlung ist die Segnung. Sie drückt (göttliches) Wohlwollen aus.
Die Segnung homosexueller Paare ist zum Beispiel in einzelnen reformierten Kirchen der Schweiz möglich. Die Delegierten der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS haben 2019 empfohlen, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen.
Wie können gleichgeschlechtliche Paare sündhaft sein, wenn Gott die Homosexuellen geschaffen hat?
Nach biblischer Auffassung hat Gott die Menschen als Mann und Frau geschaffen. Es gibt Bibeltexte, welche Liebe und Sex in höchsten Tönen besingen.
Auf die Kategorie «Sünde» verzichten viele Seelsorgerinnen und Seelsorger.
Auf die Kategorie «Sünde» verzichten viele Seelsorgerinnen und Seelsorger. Wenn es um Sexualität geht, sprechen sie lieber von Identität und Lebensformen. «Wer bin ich, ihn zu verurteilen», sagte Papst Franziskus einmal über einen Homosexuellen, der Gott sucht.
Ist es nicht scheinheilig, wenn die römisch-katholische Kirche etwas als «Sünde» bezeichnet, während sie selbst wiederholt mit Skandalen zu kämpfen hat (Stichwort sexuelle Übergriffe)?
Doppelmoral ist scheinheilig. Die Sexualmoral der römisch-katholischen Kirche bedarf einer Generalrevision. Papst Franziskus bezeichnete Sex einmal als «Geschenk Gottes», allerdings nur für verheiratete Frauen und Männer. Ein Anfang.
Wie die Kirche ihren Entscheid begründet
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Aus dem Schreiben der Kongregation für die Glaubenslehre:
"[...] Um der Natur der Sakramentalien zu entsprechen, ist es deshalb erforderlich, dass, wenn über einige menschliche Beziehungen ein Segen herabgerufen wird, abgesehen von der rechten Absicht derjenigen, die daran teilnehmen, die zu segnende Wirklichkeit objektiv und positiv darauf hingeordnet ist, die Gnade zu empfangen und auszudrücken, und zwar im Dienst der Pläne Gottes, die in die Schöpfung eingeschrieben und von Christus dem Herrn vollständig offenbart sind. Mit dem Wesen der von der Kirche erteilten Segnung ist daher nur vereinbar, was an sich darauf hingeordnet ist, diesen Plänen zu dienen.
Aus diesem Grund ist es nicht erlaubt, Beziehungen oder selbst stabilen Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis ausserhalb der Ehe (das heisst ausserhalb einer unauflöslichen Verbindung eines Mannes und einer Frau, die an sich für die Lebensweitergabe offen ist) einschliessen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist.
Das Vorhandensein positiver Elemente – die in sich betrachtet dennoch zu schätzen und hervorzuheben sind – in solchen Beziehungen ist trotzdem nicht in der Lage, diese zu rechtfertigen und sie daher rechtmässig zum Gegenstand einer kirchlichen Segnung zu machen, weil diese Elemente im Dienst einer Verbindung stehen, die nicht auf den Plan des Schöpfers hingeordnet ist.
Da die Segnungen für Personen in Beziehung zu den Sakramenten stehen, kann darüber hinaus die Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen nicht als zulässig angesehen werden, weil sie in gewisser Weise eine Nachahmung oder einen analogen Hinweis auf den Brautsegen darstellen würde,
der auf den Mann und die Frau herabgerufen wird, die sich im Sakrament der Ehe vereinigen, da „es keinerlei Fundament dafür [gibt], zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn“.
[...]
Die Antwort auf das vorgelegte Dubium schließt nicht aus, dass Segnungen einzelnen Personen mit homosexueller Neigung gespendet werden,
die den Willen bekunden, in Treue zu den geoffenbarten Plänen Gottes zu leben, wie sie in der kirchlichen Lehre vorgelegt werden; sie erklärt jedoch jede Segnungsform für unzulässig, die dazu neigt, ihre Verbindungen anzuerkennen. In diesem Fall würde die Segnung nämlich die Absicht zum Ausdruck bringen, nicht bestimmte Einzelpersonen dem Schutz und der Hilfe Gottes im oben genannten Sinne anzuvertrauen, sondern einen Entschluss und eine Lebenspraxis zu billigen und zu fördern, die nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden können."
Wieso treten Homosexuelle nicht einfach aus der Kirche aus?
Viele Menschen haben in den letzten Jahren der römisch-katholischen Kirche aus verschiedenen Gründen den Rücken gekehrt. Sexuelle Übergriffe von Priestern und Ordensleuten auf Frauen und Kinder spielen eine grosse Rolle.
Homosexuelle treten tatsächlich aus der Kirche aus. Andere lassen sich ihre geistliche Heimat nicht nehmen und finden kirchliche Gemeinschaften, in denen sie akzeptiert sind.
Sollte die Kirche mit der Zeit gehen oder althergebrachten Prinzipien treu bleiben?
Der Glaube soll für die jeweilige Zeit verkündet werden. Dieses Aggiornamento ist eine ständige Aufgabe der Kirche. Sie sollte ihre Sexualmoral überdenken, viele Gläubige haben es längst getan.
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