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Reaktionen zum Rücktritt «Özils Erklärung überzeugt nicht»

  • Der Rücktritt von Weltmeister Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft ist der vorläufige Höhepunkt einer monatelangen Debatte.
  • Die Meldung darüber ist in Deutschland ein Politikum. Die Reaktionen auf den Rücktritt gehen in alle Richtungen.
  • Auslöser waren die Fotos von Özil und DFB-Teamkollege Ilkay Gündogan mit dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Die Justizministerin Katarina Barley (SPD) zeigt sich besorgt darüber, dass sich Özil in seinem eigenen Land nicht gewollt fühlt. Sie beschäftigen vor allem die Rassismus-Vorwürfe gegen den Deutschen Fussball-Bund.

Kritik an Özil übte hingegen der Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir von den Grünen. Es sei «sehr bedauerlich, wie sich Özil jetzt äussert. Damit spielt er denen einen Steilpass zu, die unsere Demokratie ablehnen hier wie dort», sagte Özdemir. Er kritisiert aber auch klar den DFB.

Annette Widmann-Mauz (CDU), Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, meinte bei Twitter: «Bei allem Verständnis für die familiären Wurzeln, müssen sich Nationalspieler Kritik gefallen lassen, wenn sie sich für Wahlkampfzwecke hergeben. Zugleich darf diese berechtigte Kritik nicht in pauschale Abwertung von Spielern mit Migrationshintergrund umschlagen.»

Entscheidende Passagen aus dem Özil-Statement

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«Schweren Herzens und nach gründlicher Überlegung werde ich wegen der zurückliegenden Vorkommnisse nicht länger für die deutsche Nationalmannschaft spielen, da ich Rassismus und fehlenden Respekt spüre.

Ich habe früher das deutsche Trikot mit so viel Stolz und Begeisterung getragen, heute nicht mehr. Es war sehr schwierig, diese Entscheidung zu treffen, da ich immer alles für meine Teamkollegen, das Trainerteam und die guten Menschen in Deutschland gegeben habe.

Aber wenn hochrangige DFB-Offizielle mich so behandeln, wie sie es getan haben, meine türkischen Wurzeln nicht respektieren und mich aus selbstsüchtigen Gründen für politische Propaganda benutzen, dann ist genug genug. Dafür spiele ich nicht Fußball, und ich werde mich nicht zurücklehnen und in dieser Sache nichts tun. Rassismus darf niemals akzeptiert werden.»

Der DFB hat den Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft bedauert und sich gegen dessen Anschuldigungen vor allem gegen Präsident Reinhard Grindel zur Wehr gesetzt. «Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir (...) in aller Deutlichkeit zurück», hiess es in einer Stellungnahme des Verbandes.

Die Bundeskanzlerin schätzt Mesut Özil sehr.
Regierungssprecherin von Angela Merkel

Angela Merkel respektierte am Tag nach dem Rücktritt Özils Entscheidung. «Die Bundeskanzlerin schätzt Mesut Özil sehr. Mesut Özil ist ein toller Fussballspieler, der viel für die Fussball-Nationalmannschaft geleistet hat», sagte eine Regierungssprecherin. «Mesut Özil hat jetzt eine Entscheidung getroffen, die zu respektieren ist.»

Türkischer Applaus

Aus türkischen Regierungskreisen erhielt Özil dafür reichlich Zuspruch. «Wir unterstützen die ehrenhafte Haltung unseres Bruders Mesut Özil von Herzen», twitterte Sportminister Mehmet Kasapoglu. Der türkische Justizminister Abdulhamit Gül gratulierte Özil zu seinem «schönsten Tor gegen den Virus des Faschismus».

Wir unterstützen die ehrenhafte Haltung unseres Bruders
Autor: Mehmet Kasapoglu Türkischer Sportminister

Der Sprecher des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan begrüsste Özils Aussage, dass er den türkischen Präsidenten wieder treffen würde.

Sportliche Kritik von Hoeness

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  • Uli Hoeness kritisiert Özil vor allem als Fussballer scharf. «Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist. Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen. Und jetzt versteckt er sich und seine Mist-Leistung hinter diesem Foto», sagte der Präsident des FC Bayern München.
  • Der Bayern-Boss sagte zudem: «Die Entwicklung in unserem Land ist eine Katastrophe. Man muss es mal wieder auf das reduzieren, was es ist: Sport. Und sportlich hat Özil seit Jahren nichts in der Nationalmannschaft verloren!»

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