Das chinesische Ministerium für Tourismus hat eine Reisewarnung für die USA herausgegeben. Die Massnahme sei mehr als nur Symbolpolitik, sagt SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi. Die Besucherzahlen nähmen ab. Und das Verhältnis zwischen den Weltmächten verschlechtere sich dadurch weiter.
SRF News: Ist Chinas Reisewarnung für die USA ein Hinweis darauf, dass die Spannungen zwischen den beiden Grossmächten weiter zunehmen?
Martin Aldrovandi: Ja, das ist klar. Sie wurde herausgegeben, nachdem sich die Beziehungen weiter verschlechtert haben. US-Aussenminister Mike Pompeo zum Beispiel kritisierte China zum Jahrestag des Tiananmen-Massakers sehr scharf. Er nannte die Demonstranten von damals Helden.
Das kam bei Chinas Regierung gar nicht gut an. Vor ein paar Tagen hatte China mit einem eigenen Weissbuch die USA für den Handelskonflikt verantwortlich gemacht und eine schwarze Liste mit unzuverlässigen Firmen angekündigt. Auch das ist ein Schlag gegen die USA. Die aktuelle Reisewarnung ist in diesem Zusammenhang zu sehen.
Chinesen sollen von den US-Behörden über Gebühr befragt und sogar schikaniert worden sein.
Zudem sollen Chinesen von den US-Behörden in letzter Zeit über Gebühr befragt und sogar schikaniert worden sein. Die Chinesen diskutieren derzeit viel über abgelehnte Visa- und Greencard-Anträge und die Schwierigkeit, an Studienplätze in den USA zu kommen. Das ist ein Thema, das die Menschen beschäftigt, und auch schon vor der Reisewarnung beschäftigt hat.
Nehmen die Chinesen die Warnung ernst und reisen nicht mehr in die USA?
Die Besucherzahlen sind schon letztes Jahr zurückgegangen; und damit das erste Mal seit Anfang der Nullerjahre. US-Medien berichten von einem Rückgang von rund 5.5 Prozent im 2018 im Vergleich zum Vorjahr. Das muss man ebenfalls im Zusammenhang mit diesen Spannungen zwischen China und den USA sehen. Der Rückgang begann schon vor der Reisewarnung. Aber die Reisewarnung wird ihn wahrscheinlich noch zusätzlich beeinflussen.
China gibt den USA die Schuld am Handelsstreit, gleichzeitig skizziert Peking aber auch einen Ausweg: Es brauche mehr Handel und mehr Direktinvestitionen zwischen den Ländern. Tut sich also doch etwas?
Das ist schwer zu sagen. Es sind mehrere Punkte, die die Chinesen auflisten, um zu zeigen, dass die USA die ganze Schuld am Handelsstreit tragen. Nachdem US-Präsident Donald Trump seinerseits China die Schuld daran gegeben hatte und China darauf reagieren musste, hat man mit diesem Weissbuch das Heft selbst in die Hand genommen. Der aufgezeigte Ausweg ist nicht sehr konkret. Die Frage ist nun, ob die US-Regierung darauf eingeht.
Momentan steht es um die Beziehungen zwischen den USA und China wirklich schlecht.
Die Besucherzahlen gehen bereits zurück. Mit dieser Massnahme wird dies möglicherweise verstärkt. Das heisst, das ist mehr als nur Symbolpolitik?
Die Reisewarnung ist sicher eine weitere Waffe, eine weitere Karte, die China jetzt, inmitten dieses angespannten Handelskonflikts, ausspielt. Wie sich das wirklich auswirken wird, muss man abwarten. Aber momentan steht es um die Beziehungen zwischen den USA und China wirklich schlecht.
Das Gespräch führte Janis Fahrländer.