Zum Inhalt springen

Rekordbrände in Spanien Wie Spanien künftig Waldbrände eher verhindern könnte

In Spanien ist so viel Fläche verbrannt wie noch nie seit drei Jahrzehnten. Ein Experte über die Lehren, die daraus zu ziehen sind.

Über 4000 Quadratkilometer sind es inzwischen bereits, die Spanien dieses Jahr wegen Bränden verloren hat. Eine Fläche, die bald der ganzen Zentralschweiz entspricht. In einigen spanischen Regionen wüten die Flammen weiter, wenn auch weniger intensiv – dank der weniger hohen Temperaturen der letzten Tage.

Auch wenn noch nicht alles vorbei ist: In Spanien wird bereits heftig über die Gründe der Katastrophe diskutiert. Die Behörden hätten versagt, finden einige Tausend Spanierinnen und Spanier, die sich an mehreren Demonstrationen in verschiedenen Städten im Norden des Landes versammelten.

Demonstrierende mit Schildern, auf denen «nie wieder» steht.
Legende: «Nie wieder» – Demonstration in Ourense, einer stark betroffenen Provinz im nordwestspanischen Galicien. Reuters/Miguel Vidal

Víctor Resco de Dios, Professor für Forstingenieurwesen an der Universität Lleida, hat zwar Verständnis für die Empörung der Menschen: «Das System ist kollabiert.» Dies aber nicht, weil die Einsatzkräfte ungenügend vorbereitet und schlecht organisiert seien oder über zu wenig Mittel verfügten, sagt Resco de Dios.

Das Problem sind Monsterbrände, die schlicht nicht zu löschen sind.
Autor: Víctor Resco de Dios Professor für Forstingenieurwesen, Universität Lleida

Die Einsatzkräfte seien neu mit extremen Bränden konfrontiert: «Das Problem sind Monsterbrände, die schlicht nicht zu löschen sind.» Zu heiss seien die Feuer, zu hoch die Flammen, zu stark die Winde, die sie weitertreiben.

Klimaerwärmung und Brennstoff

Warum entstehen solche Brände? «Ein wichtiger Faktor ist die Klimaerwärmung, die die Vegetation austrocknet. Aber es gibt auch schlicht zu viel Vegetation, die als Brennstoff dient.» Mehr Gräser und Gestrüpp als früher, als Bauern die Felder und Wälder intensiver bewirtschafteten.

Stichwort Landflucht: Viele ländliche Gebiete seien inzwischen verlassen, bemängelt Resco de Dios. Dafür sei die Politik mitverantwortlich: «Bürokratische Hürden, immer mehr Gesetze und Kontrollen haben zur Folge, dass die wenigen Landwirte und Viehzüchter, die noch übrig sind, das Handtuch werfen», sagt der Waldbrandexperte.

In Galicien waren es die Schutzgebiete, die am meisten brannten.
Autor: Víctor Resco de Dios Professor für Forstingenieurwesen, Universität Lleida

Er sieht auch europäische Vorgaben kritisch: etwa die Biodiversitätsstrategie, mit der streng geschützte Flächen gefördert werden. Flächen, die man ganz der Natur überlässt.

Dies sei zwar ökologisch sinnvoll, könne aber Brände verstärken, weil so viel leicht entzündbares Material liegen bleibe. Das habe sich in Galicien, im Nordwesten Spaniens, gezeigt: Dort seien die Schutzgebiete überdurchschnittlich stark betroffen gewesen.

Löschhelikopter im Einsatz in Nationalpark Picos de Europa.
Legende: Löschhelikopter im Einsatz im Nationalpark Picos de Europa. Keystone/J. Casares

Unbewirtschaftete Flächen seien wichtig, aber nur in Gebieten mit niedriger Brandgefahr, dessen sei sich Brüssel zu wenig bewusst, so der Experte. «Dabei wird dieses Problem, das sich jetzt in Südeuropa zeigt, wegen des Klimawandels bald ganz Europa betreffen.»

Verbrannte Gebiete als Chance

Was ist nun zu tun? Künftigen Feuern weniger Brennstoff liefern, sagt Víctor Resco de Dios. So müssten strategische Gebiete bestimmt werden, um die Ausbreitung von Feuern zu brechen. Gebiete, die land- und forstwirtschaftlich genutzt oder auch mit kontrollierten Bränden gerodet würden.

Feuerwehrleute bei Löscharbeiten in Ourense.
Legende: Löscharbeiten in Veiga das Meás in der galicischen Provinz Ourense. Reuters/Nacho Doce

Resco de Dios betont einen weiteren Aspekt: Gerade die jetzt verbrannten Flächen böten eine Chance, sich an die Zukunft anzupassen: So könne man beispielsweise offenere Wälder nachwachsen lassen. Oder auch die Gelegenheit nutzen, andere Vegetation als bisher anzupflanzen, die zwar nicht heimisch, aber besser an die veränderten Klimaverhältnisse angepasst wäre, schlägt der Forstwissenschaftler vor. Das Ziel: dass die Brandgebiete von heute zu den Brandschutzgebieten von morgen werden.

Rendez-vous, 25.8.2025, 12:30 Uhr;brus

Meistgelesene Artikel