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Protestradio in Bagdad
Aus HeuteMorgen vom 21.01.2020. Bild: Keystone-SDA
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Revolutionsradio in Irak «Mehr Blut braucht unser Land nicht»

Dank einem Radiosender in Bagdad sind einige Verhaftete oder Verschwundene wieder freigelassen worden. Eine Reportage.

In Irak werden gezielt Aktivisten und intellektuelle bedroht, entführt oder gar ermordet. Auch Journalistinnen und Journalisten – vor allem einheimische, die über die seit mehr als drei Monaten andauernden Proteste berichten – sind Zielscheiben. Doch wer ist für die Gewalt verantwortlich?

Menschenrechtsorganisationen, darunter auch die UNO, fordern von der irakischen Regierung, dass sie die Täter sucht. Bis jetzt verhallte ihr Ruf ungehört. Mehr Erfolg hat ein Radio, das live vom Tahrir-Platz in Bagdad sendet. Dank ihm sind einige Verhaftete oder Verschwundene wieder freigelassen worden.

Druck auf die Regierung

Radio Sahat al Tahrir heisst der Sender, der aus einem Zelt auf dem Platz sendet – mitten aus dem Geschehen also, und das seit mehr als drei Monaten. Ein junger Mann auf einem Podest weckt die Demonstranten in den umliegenden Zelten mit Musik. Der Chef des Radios schaut zu. Er heisst Adil Al-Bahadili Abu Hatim, kommt aus dem Süden des Landes, von einem der grössten Stämme in Irak.

Radio-Chef Adil Al-Bahadili Abu Hatim posiert vor seiner Station.
Legende: Radio-Chef Adil Al-Bahadili Abu Hatim erhält Drohungen und kennt dennoch keine Angst. SRF/Susanne Brunner

Jeden Tag nennt sein Radio die Namen der Verschwundenen, berichtet über sie, macht damit Druck auf die Regierung. Denn auch sie verhaftet Aktivistinnen und Aktivisten. «Darunter war auch eine Frau. Aber wir haben sie jeden Tag erwähnt, jetzt ist sie wieder freigekommen», sagt der Radiochef.

Wegen seiner Arbeit werde er massiv bedroht, sagt Adil Al-Bahadili. Auch die Mitarbeiterin, die eine Dokumentarsendung schreibt, wurde auf ihrem Handy zweimal bedroht. Ihren Namen nenne er besser nicht. Das sei zu gefährlich. «Angst habe ich keine», sagt er trotz der Gefahr. «Gott hat meinen Todestag schon längst vorbestimmt.»

Auch ein Protest gegen Gewalt

Die Gewalt gegen die Demonstranten treibe ihn eher noch an, sein Revolutionsradio weiterzubetreiben. «Wir haben genug von ihrem Töten, ihren Entführungen und genug von Politikern, die uns bestehlen», sagt Adil Al-Bahadili weiter. Und fügt an: «Mehr Blut braucht unser Land nicht.»

Sein Radio ist auch ein Protest gegen die Gewalt. Egal, ob sie von der Regierung komme, von den USA oder vom Iran – er will sie alle weg haben.

In dem Moment: ein Knall. Alle im Zelt schrecken auf: der Übersetzer, die Mitarbeiterin, auch der Radiochef. Aber diesmal ist es nur ein Demonstrant, der zwei grosse Feuerpfannen etwas abrupt abstellt.

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