Bei ihrem Treffen im Juni haben sich US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un darauf geeinigt, dass Nordkorea die sterblichen Überreste von US-Soldaten an die USA übergeben soll. Es geht um Soldaten, die im Koreakrieg in den 1950er-Jahren starben. Nun hat Nordkorea sein Versprechen zumindest teilweise eingelöst. Ein Tauwetter herrscht zwischen den zwei Staaten aber noch nicht, wie SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi sagt.
SRF News: Was hat Nordkorea den USA genau übergeben?
Martin Aldrovandi: Es sind die Überreste von rund 55 US-Soldaten. Sie wurden auf eine amerikanische Militärbasis in Südkorea geflogen und sollen von dort weiter in die USA. Noch ist aber nicht klar, was in den Särgen alles drin ist. In der Vergangenheit gab es Vorwürfe, dass Nordkorea den USA früher bloss Tierknochen übergeben habe. Auch wenn es menschliche Knochen sind, stellt sich die Frage, ob es sich wirklich um die fraglichen US-Soldaten handelt. Es könnte auch derselbe Mensch auf verschiedene Särge verteilt sein. Es wird mehrere Monate dauern, die Überreste zu identifizieren.
Nordkorea wollte die Überreste von 200 US-Soldaten übergeben. Warum sind es jetzt nur 55?
Da kann man nur spekulieren. Nordkorea will wohl nicht alle seine Karten auf einmal ausspielen. Seit dem Gipfeltreffen im Juni hat man sich Zeit gelassen und die Übergabe herausgezögert. Das Land will noch Gebeine behalten, damit es in weiteren Verhandlungen den USA weiterhin entgegenkommen kann.
Herrscht jetzt Tauwetter zwischen den USA und Nordkorea?
Leider ist es dafür noch zu früh. Die Rückgabe der Gebeine ist die einfachste Abmachung, die man im Juni beim historischen Gipfeltreffen getroffen hat. Daneben gibt es aber noch die ganze Atomfrage und die Abrüstung – da ist man überhaupt nicht weiter. Auch bei den Sanktionen, welche die USA nicht aufgeben wollen, gibt es keine Bewegung.
Bei der Abrüstung und den Sanktionen ist man überhaupt nicht weiter.
Das sind die wirklich kniffligen Fragen. Natürlich sind die Überreste sehr wichtig für die betroffenen Familien in den USA. Aber das ist im Verhältnis zu diesen anderen schwierigen Fragen wirklich die einfachste Aufgabe.
Das Gespräch führte Roger Aebli.