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Russland-Nordkorea-Treffen Moskau-Pjöngjang-Gespräche beunruhigen den Westen

Russland und Nordkorea sprechen dieser Tage auf höchster Ebene über eine militärische Zusammenarbeit. Das sorgt im Westen für Sorgen, und auch China dürfte dabei nicht sehr wohl sein. Eine Einordnung von Fredy Gsteiger, dem Spezialisten für Sicherheits- und Geopolitik bei Radio SRF.

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

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Wie können Russland und Nordkorea voneinander profitieren?

Jede Seite kann etwas bieten, was die andere Seite gut benötigen kann: Nordkorea ist brennend an der russischen Nukleartechnologie interessiert, zudem kann Russland dem oft von Hungersnöten heimgesuchten Nordkorea Nahrungsmittel in grossem Umfang liefern. Im Gegenzug kann Nordkorea Russland Rüstungsgüter wie Munition oder Raketen anbieten. Auch wenn die nordkoreanischen Arsenale nicht auf neustem technischen Stand sind, können die Waffen Russland in seinem Krieg gegen die Ukraine aus Engpässen helfen. In der Tat sind laut westlichen Angaben auf dem Schlachtfeld in der Ukraine ja bereits nordkoreanische Raketen und Artilleriegeschosse aufgetaucht. Nordkorea hat zudem viel Know-how im Umgehen von internationalen Sanktionen anzubieten. Nicht zuletzt kann Pjöngjang Moskau, falls nötig, auch zehntausende billige Arbeitskräfte liefern.

Was sagt China zur Annäherung von Moskau und Pjöngjang?

China ist in beiden Partnerschaften, sowohl in jener mit Russland als auch jener mit Nordkorea, der klar dominierende Akteur – und Peking möchte, dass das so bleibt. Wenn sich nun die beiden Juniorpartner Chinas gegenseitig den Rücken stärken und direkte Vereinbarungen abschliessen, sieht das Peking nur ungern. Denn aus dessen Sicht sind Russland und Nordkorea nicht zuletzt ein Instrument, um den Westen und die USA zu ärgern und deren Weltherrschaft auszuhöhlen. Ausserdem ist China eine Handelsgrossmacht, die nicht möchte, dass die Spannungen zu stark eskalieren, weil dies der chinesischen Wirtschaft schaden würde.

Welches Signal wird dem Westen gesendet?

Moskau und Pjöngjang wollen der Weltgemeinschaft vor allem zu verstehen geben, dass man keineswegs derart isoliert ist, wie man es im Westen gerne sehen würde. Entsprechend werden die Kontakte symbolisch prominent inszeniert. So wird etwa die nordkoreanische Aussenministerin in Moskau medienwirksam persönlich von Machthaber Wladimir Putin empfangen – eine Aufmerksamkeit, die sonst kaum einem Aussenminister zuteilwird. Es zeigt sich auch, dass hier zwei Regime zusammenstehen, die Gemeinsamkeiten haben: eine autoritäre Führung, Missachtung internationaler Regeln sowie eine gewisse Aggressivität gegen aussen.

Was bedeutet das alles für Europa?

Wenn Russland Nordkorea etwa im UNO-Sicherheitsrat unterstützt und zusätzliche Sanktionen verhindert, kann das Regime von Kim Jong-un seinen Nuklearapparat erst recht ausbauen. Und diese Atomwaffen können auch Europa bedrohen. Ausserdem stärkt Nordkorea mit seinen Waffenlieferungen das russische Militärpotential im Krieg gegen die Ukraine, was den Krieg verlängert. Dies wiederum hat negative Folgen für Europa, das seinerseits die Ukraine mit Waffen beliefert. Ausserdem erhöhen die Waffenlieferungen das Risiko, dass Russland, sollte es gegen die Ukraine siegen, weitere europäische Länder angreifen könnte.

Rendez-vous, 16.1.2024, 12:30 Uhr ; 

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