«So endet es nicht», tönt der US-Popsänger Finneas aus den Lautsprechern in einem der Tonstudios von GZ Media in Tschechien. Recht hat er, denn so fängt es an. «Was Sie hören, wird gleichzeitig gefräst», erklärt Michal Sterba, der Chef des weltgrössten Schallplatten-Herstellers. Ein Diamantmesser schneidet eine Tonspur in eine glänzende Kupferplatte. Hier entsteht die Masterfolie.
Die Maschinen sind alle um die 40 Jahre alt. «Das ist eine Bedrohung für die ganze Branche. Niemand stellt mehr solche Maschinen her.» Weil alle glaubten, Vinyl habe keine Zukunft. Auch Sterba sah das so, als er vor 18 Jahren in Lodenice anfing.
GZ Media investierte damals in die Herstellung von CDs und DVDs. Vinylplatten presste man damals nur noch, weil die Maschinen sowieso herumstanden. Vergangene Zeiten: Heute werden global mehr Platten als CDs verkauft. Und jede vierte Vinylscheibe weltweit wird von GZ Media gepresst, 120'000 Stück pro Tag. Tendenz rasant steigend.
Mehr als eine Modeerscheinung
«Die Nachfrage nach Vinyl ist gross.» Viele wollten immer noch etwas in den Händen halten und schätzten das Ritual, wenn der Tonabnehmer sich auf die kreisende Platte senkt, sagt Sterba. Das sei mehr als nur eine Modeerscheinung.
Dutzende Pressen verwandeln hier hamburgergrosse Vinylrohlinge in Schallplatten. Der Rohling bekommt ein Etikett für Seite A und eines für Seite B. Dann wird er flach gepresst.
Von Vinylrohlingen zu Schallplatten
Und schliesslich, nach rund einer halben Minute, bugsiert ein Greifarm eine weitere Platte auf den Stapel. «Let It Be» von den Beatles, eine Sonderedition. Ob diese Scheibe je einen Plattenspieler sehen wird, ist ungewiss.
Der Boom bei den Vinylplatten hat schon vor Jahren begonnen. Bei GZ Media sorgt Vinyl inzwischen für mehr als zwei Drittel des Umsatzes. Doch als im vorletzten Frühling die Pandemie ausbrach, stand plötzlich auch das Geschäft mit den Schallplatten still.
Der GZ Media-Chef musste Schichten streichen, viele der fast 2000 Angestellten auf Kurzarbeit setzen. «Doch schon im Sommer 2020 erholte sich die Nachfrage.» Und in diesem Jahr hat die Firma mehr Vinylplatten hergestellt als je zuvor.
Einflüsse der Pandemie
Sterba vermutet, dass die Leute in der Pandemie mehr Zeit für Musik hätten. Kommt dazu: Viele Bands seien statt auf die Konzertbühne ins Studio gegangen und hätten neue Alben aufgenommen. Das gibt neue Arbeit für die Leute an den Vinylpressen, aber auch für die lastwagengrosse, brandneue Maschine aus der Schweiz, mit der die aufwändigsten Plattenhüllen gedruckt werden.
Während sich die Herstellung von Vinylplatten seit der Gründung der Schallplattenfabrik vor 70 Jahren kaum verändert hat, sei der technologische Fortschritt bei der Herstellung von Verpackungen gewaltig, erklärt Michal Sterba. Die neue Druckmaschine war teuer.
Aber noch mehr Sorgen machen ihm die Lieferengpässe und die hohen Preise für Rohstoffe wie Plastik, Papier oder Kupfer. «Unsere Kosten steigen und wir überlegen uns, wie wir die Preise für unsere Platten erhöhen können, ohne Kunden zu verlieren.»
Guter Umsatz, bescheidene Gewinne
Seine Schallplattenfirma erlebe grossartige Zeiten, was den Umsatz angehe. Die Gewinne seien wegen der hohen Kosten aber nicht so toll. Trotzdem baut das tschechische Unternehmen in den USA zwei neue Fabriken für Vinylplatten. Schon übernächstes Jahr soll GZ Media mehr als doppelt so viele Platten produzieren wie heute, sagt Michal Sterba.