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Schlag gegen die Mafia Italien: 'Ndrangheta-Boss Pasquale Bonavota verhaftet

Die italienische Polizei hat erneut einen Mafiaboss festnehmen können. Eine Expertin ordnet ein, was das bedeutet.

Worum geht es? In Genua ist ein seit fünf Jahren gesuchter Kopf der 'Ndrangheta – eines Mafiaclans – verhaftet worden, wie die italienische Polizei am Donnerstag bekannt gab. Pasquale Bonavota wurde auf der Liste der gefährlichsten flüchtigsten Personen des italienischen Innenministeriums geführt. Er war der Chef des Sant-Onofrio-Clans der 'Ndrangheta, eines Mafiateils aus Kalabrien.

Was wird ihm vorgeworfen? Dem Festgenommenen wird die Zugehörigkeit zur Mafia, Mord, illegaler Waffenbesitz und Drogenhandel vorgeworfen. Er war die einzige Person, die 2019 nach einer grossangelegten Razzia mit 334 Personen noch flüchtig war.

Was ist die 'Ndrangheta? Die 'Ndrangheta ist die Vereinigung der kalabrischen Mafia. «Es ist ein Bündnis der kriminellen Clans, die durch ein System von Ritualen und Regeln zusammengehalten werden. Diese Clans sind aber autonom», sagt Zora Hauser von der University of Oxford, wo sie zum Thema Mafia forscht. Der Clan von Bonavota sei ein wichtiger Clan, er sei in Kalabrien und in Italien aktiv. «Aber es ist eben nur ein Teil einer viel grösseren Organisation.»

Was zeigt die erneute Festnahme eines Mafiabosses? «Diese Festnahme ist ein Beweis dafür, dass der italienische Staat den Willen und die Kapazitäten hat, die Mafia zu bekämpfen», sagt die Forscherin. Dass Bonavota festgenommen wurde, zeige, dass die Staatsanwaltschaft und die Polizei gut zusammenarbeiteten.

Wie wirkt sich die Festnahme auf die 'Ndrangheta aus? «Für Bonavotas Clan – den Sant-Onofrio-Clan – ist es ein herber Schlag», sagt die Wissenschaftlerin. «Auf die 'Ndrangheta aber wird es sich kaum auswirken.» Der Sant-Onofrio-Clan sei nur einer von 150 Clans. Diese Zahl beruhe auf einer Schätzung, so Hauser. Die Festnahme von Bonavota werde nicht wirklich etwas an der Situation ändern.

Wie wirksam ist die Bekämpfung der Mafia in Italien? In letzter Zeit gab es immer wieder Verhaftungen von Mafiosi in Italien. Doch die Mafia bleibt eine Bedrohung. «Ich glaube, dass Italien das Problem sehr ernst nimmt. Vor allem in Kalabrien ist der Staat ernsthaft dagegen vorgegangen.» Allerdings seien Ermittlungen gegen gefährliche Personen wie Bonavota nur ein Teil einer vielfältigen Strategie zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität. «Diese Strategie sollte vor allem aus strukturellen Ermittlungen gegen komplexe Netzwerke bestehen. Und das ist in Italien der Fall», so Hauser.

Was fehlt bei der Bekämpfung der Mafia in Italien? «Prävention», sagt Zora Hauser. Mit Prävention meine sie Massnahmen, die die sozioökonomische Ebene in Italien angehen. Es gehe um die Bedingungen, die es der Mafia und anderen kriminellen Organisationen erlaubten, sich in der Gesellschaft einzunisten und aktiv zu sein, auch in den Behörden und in der Politik. «Da könnte Italien noch mehr tun.»

SRF 4 News, 28.04.2023, 08:45 Uhr ; 

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