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Recht am eigenen Bild: Frankreich will Kinder schützen
Aus Echo der Zeit vom 08.08.2023. Bild: Keystone/Cristobal Herrera-Ulashkevich
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Schutz der Privatsphäre Kinderfotos im Netz: Frankreich nimmt eine Pionierrolle ein

Das französische Parlament entscheidet darüber, wie die Privatsphäre von Kindern im Internet geschützt wird.

Kinder haben ein Recht auf ihr eigenes Bild – zumindest verlangt dies die UNO-Charta für Kinderrechte. Ein Gesetzesentwurf, über den die französische Nationalversammlung im Herbst in zweiter Lesung entscheiden wird, will dieses Anliegen in Frankreich durchsetzen.

Das Netz vergisst nichts

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Fotos von Kindern werden täglich millionenfach ins Internet gestellt. Auch viele Eltern teilen so die Freude über ihren Nachwuchs mit einem breiten Publikum, weit über ihren persönlichen Bekanntenkreis hinaus auf allen möglichen sozialen Plattformen.

Es gibt Schätzungen, wonach von einem 13-jährigen Kind im Durchschnitt bereits 1300 Bilder im Internet kursieren. Für Kinder oder Jugendliche ist dies ein handfestes Problem, denn sie haben keinerlei Möglichkeiten, die Verwendung dieser Bilder zu kontrollieren, oder die Bilder wieder vom Netz zu bringen. Denn das Internet vergisst bekanntlich nichts, was einmal publiziert ist. Frankreichs Nationalversammlung will deshalb das Problem nun per Gesetz regeln: Eltern, die zu exzessiv Bilder ihrer Kinder publizieren, bekommen es künftig mit der Justiz zu tun.

De facto entscheiden Eltern über die Rechte am Bild ihrer Kinder. Aber sie sollen ihre minderjährigen Töchter und Söhne ihrem Alter entsprechend am Entscheid beteiligen. Dies verlangt Artikel 1 des Gesetzes, das Bruno Studer von Präsident Macrons Partei Renaissance in der Nationalversammlung eingebracht hat. Es gehe nicht um ein generelles Verbot, Bilder von Kindern im Internet zu verbreiten. Aber Eltern müssten sich bewusst sein, dass sie die Privatsphäre ihrer Kinder schützen müssten. Dies sei der pädagogische Teil des Gesetzes.

Heikel: Scherzvideos

Wenn diese Privatsphäre grob verletzt werde, solle ein Gericht eine weitere Publikation verbieten können. Falls Eltern weiterhin Bilder ihrer Kinder publizierten, wäre dies ein Fall für die Strafjustiz. Der Abgeordnete aus dem Elsass hat konkrete Vorstellungen, wann ein Gericht eingreifen sollte: Zum Beispiel, wenn Eltern täglich Dutzende von Bildern mit privaten Szenen ins Netz stellen würden.

Besonders heikel seien Scherzvideos, bei denen Kinder etwa zum Weinen gebracht und damit blossgestellt würden. Einmal im Netz würden solche Szenen von Tausenden geteilt und niemals mehr aus dem Leben der Kinder verschwinden.

Die Logos von mehreren Social-Media-Apps: Facebook, Messenger, Instagram, Whatsapp und Meta
Legende: Eltern posten häufig Fotos ihrer Sprösslinge – auf diversen Apps. Reuters/Dado Ruvic

Frankreichs Nationalversammlung hat das Gesetz in erster Lesung einstimmig angenommen. Der Senat entschied sich als zweite Kammer für eine andere Fassung. Nun wird die Nationalversammlung im Herbst in zweiter Lesung definitiv entscheiden.

Missbrauch soll verhindert werden

Es wäre weltweit eine Premiere, aber es schliesst an ein Gesetz an, das in Frankreich seit zwei Jahren in Kraft ist. Wenn Influencer in ihren Beiträgen Kinder einsetzen, braucht es dafür eine Arbeitsbewilligung. Dies soll den Missbrauch von Kindern verhindern. Auch dieses Gesetz ging auf eine Initiative von Bruno Studer zurück. Kinder bräuchten besonders Schutz, sagt er.

Eltern, die unzählige Bilder ihrer Kinder publizierten, gehe es oft auch um Geld. Emotionale Szenen mit Kindern seien besonders attraktiv und würden sich auch kommerziell gut ausschlachten lassen, für Werbung zum Beispiel. Mit dem Recht auf das Bild ihrer Kinder würden Eltern also eine Geldquelle verlieren, so Studer.

Frankreich will die digitale Welt auch in anderen Bereichen juristisch in den Griff bekommen: Die Regierung will den Zugang zu Pornoseiten für Jugendliche einschränken und die Betreiber zu einer Altersprüfung ihrer Kundschaft verpflichten.

Mindestalter für Konto auf Social Media

Die Nationalversammlung hat kürzlich zudem ein Mindestalter festgelegt, mit dem Jugendliche in sozialen Netzwerken ein Konto einrichten können. Vor dem 15. Geburtstag brauchen sie die Unterschrift der Eltern und die Betreiber der Netzwerke müssen dies überprüfen.

Auch das Geschäft im Internet hat sich Frankreichs Parlament vorgenommen. Im Juni hat es ein Gesetz verabschiedet, das Influencerinnen und Influencer dazu verpflichtet, bezahlte Inhalte auf sozialen Medien künftig klar als solche zu deklarieren. Bei vielen dieser Gesetze spielt Frankreich international eine Vorreiterrolle. Es hat durch ein breites mediales Echo auch in anderen Ländern ähnliche Entwicklungen ausgelöst.

Echo der Zeit, 8.8.2023, 18 Uhr

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