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Thailand, der Tourismus und das Coronavirus
Aus Rendez-vous vom 23.07.2020. Bild: zvg
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Schweizer Schule in Bangkok Das lange Warten auf die Gestrandeten

Ein Lehrer sitzt im Thurgau auf gepackten Koffern. In Bangkok blickt der Schulleiter mit Sorge auf das neue Schuljahr.

Silvan Meier ist in einem kleinen Dorf im Thurgau aufgewachsen. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, träumte er schon als Kind davon, die weite Welt zu entdecken: «Wenn man in einem Land wohnt und arbeitet, kann man es viel besser entdecken, als wenn man es einfach nur als Tourist besucht.»

Der 42-jährige Lehrer machte seine Träume wahr und entschied sich im Januar dazu, mit seiner Frau und den zwei kleinen Söhnen nach Bangkok zu ziehen, um dort an der Schweizer Schule Deutsch und Französisch zu unterrichten. Doch dann kam das Virus und Thailand schloss die Grenzen.

Plötzlich Nomaden

«Für uns war es richtig kompliziert», sagt Meier. Die Familie habe bereits angefangen, die Wohnung zu räumen, Koffer zu packen. «Als Corona kam, machten wir einen Plan B und C und mussten alles wieder über den Haufen werfen. Momentan sind wir bei Plan Q oder R. Wir haben keine Wohnung, kein Auto – wir sind Nomaden.» Derzeit wohnt Meier mit seiner Familie bei Freunden. Die Situation sei sehr anstrengend, sagt der Lehrer.

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Legende: Am 10. August wird der Schulbetrieb in der Schweizer Schule in Bangkok wieder beginnen – doch noch sind nicht alle Lehrerinnen und Lehrer vor Ort. Denn Thailand hält die Grenzen seit Beginn der Pandemie rigoros geschlossen. ZVG

In der Schweizer Schule in Bangkok wartet Schulleiter Simon Dörig auf seine Lehrer. Neun der knapp sechzig Lehrpersonen konnten noch nicht einreisen. Trotzdem hat Dörig das Ferienprogramm «Summer German», in dem die Schülerinnen und Schüler ihr Deutsch auffrischen können, diese Woche eingeläutet.

Banges Warten

Seine Schule musste seit Mitte März komplett auf Distanzunterricht umstellen. Jetzt können die Schülerinnen und Schüler wieder in die Schule kommen, müssen aber auch im Unterricht Masken tragen. Der offizielle Schulunterricht werde pünktlich am 10. August beginnen – auch mit weniger Lehrpersonen, sagt Schulleiter Dörig über Whatsapp: «Wir sind schon länger daran, die Papiere immer wieder einzureichen und zu schauen, was es für neue Anforderungen gibt.»

Erste Zusagen von den thailändischen Botschaften im jeweiligen Land seien schon da. «Wir sind guter Dinge, dass die ersten Lehrpersonen in den nächsten Tagen einfliegen können. Aber man muss davon ausgehen, dass nicht alle in drei Wochen hier sein werden», sagt Dörig.

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Legende: In Thailand besuchen rund 300 Schülerinnen und Schüler aus 25 Ländern die Schweizer Schule, manche von der Krippe bis zur Matura. ZVG

Seit Anfang Juli erlaubt die thailändische Regierung gewissen Personen die Einreise wieder. Dazu gehören auch Ausländer mit Arbeitsvisum und deren Familien, Diplomaten, Studenten oder Medizintouristen. Praktisch sieht die Situation sehr viel komplizierter aus. Zurzeit gibt es keine kommerziellen Flüge nach Thailand, sondern nur Rückführungsflüge, die von den thailändischen Behörden organisiert werden. Ihre Zahl ist beschränkt, die Warteliste lang.

Dutzende Schweizer gestrandet

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Laut der Schweizer Botschaft in Bangkok warten ungefähr 50-70 Schweizerinnen und Schweizern, die bei der Botschaft gemeldet sind und jetzt in der Schweiz oder in einem anderen Land gestrandet sind, auf ihre Rückreise nach Thailand. Dazu gehören auch Geschäftsleute und Rentner.

Meier hat seit vergangenem Freitag wieder Hoffnung geschöpft. Die thailändische Botschaft hatte ihm mitgeteilt, dass seine Familie einen Platz auf einem Rückführungsflug bekommen werde – irgendwann in den kommenden vier Wochen. Nun wartet die Familie jeden Tag auf den Anruf der Botschaft.

Vorfreude ist geblieben

Trotz aller Schwierigkeiten zweifelt der Lehrer auch heute nicht daran, die richtige Entscheidung gefällt zu haben. Es gebe immer Leute, die gesagt hätten, dass es ein Risiko sei, nach Thailand zu gehen. «Die fühlen sich jetzt bestätigt. Aber auch wenn es schwierig ist: Es geht. Wir freuen uns darauf und wir brauchen jetzt einfach dieses Abenteuer.»

Die Spiele und Kinder-Malbücher für die langen Stunden in der zweiwöchigen Hotel-Quarantäne sind bereits eingepackt. Die Flasche hochprozentigen Appenzeller, die Meier von seinen Schülern zum Abschied geschenkt bekommen hat, auch.

Kein Massentourismus ohne Impfstoff?

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Dem thailändischen Tourismussektor geht es extrem schlecht. 2019 kamen knapp 40 Millionen ausländische Besucher nach Thailand und ihre Ausgaben trugen 11 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. In diesem Jahr rechnet die Regierung mit 8 Millionen Touristen, also 80 Prozent weniger, wobei zurzeit niemand einreisen darf. Die meisten Hotelbetten sind leer. Die nationale Planungskommission rechnet damit, dass die Wirtschaft um fünf Prozent schrumpfen wird und Millionen von Thailänderinnen und Thailändern ihre Arbeit verlieren werden.

Thailand wollte zunächst sogenannte «Travel Bubbles» einrichten, dass Touristen also direkt zum Beispiel nach Koh Samui fliegen können, aber dieser Plan wurde jetzt verschoben, nachdem die Ansteckungszahlen in verschiedenen Ländern wieder gestiegen sind. Einige glauben, bevor es einen Impfstoff geben wird, werde Thailand keinen Massentourismus mehr zulassen.

Rendez-vous vom 23.07.2020, 12:30 Uhr

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