Was ist passiert? Letzten Freitag wurden in Wien innert 24 Stunden fünf Frauen von Männern ermordet. Das sind so viele Femizide wie im gesamten letzten Jahr in der österreichischen Hauptstadt. Das zeigen die Zahlen des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser . Im ersten Fall wurden eine Jugendliche und ihre Mutter tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Der Täter war der Vater und Ehemann. Im zweiten Fall hat ein afghanischer Asylbewerber drei Sexarbeiterinnen erstochen. Am Montag kam ein weiterer Fall dazu: Ein 93-jähriger Mann hat seine 84-jährige Ehefrau erschossen.
Wie fallen die Reaktionen in Österreich aus? Die Reaktionen reichen von Entsetzen über Fassungslosigkeit bis hin zu Ratlosigkeit. Frauenmorde sind in Österreich seit Jahren ein grosses Thema. Denn es gibt so viele davon. «Aber fünf Femizide an einem Wochenende, das ist eine neue Dimension des Schreckens», sagt SRF-Österreichkorrespondent Peter Balzli.
Warum haben sich die Fälle von Frauenmorden derart gehäuft? Die Häufung der Fälle sei wohl ein grausamer Zufall gewesen, so Peter Balzli. «Die drei Fälle haben nach heutigem Kenntnisstand nichts miteinander zu tun und unterscheiden sich extrem.»
Ist Gewalt an Frauen in Österreich ein strukturelles und gesellschaftliches Problem? Österreich zählt die meisten Morde durch Männer an Frauen in Europa. Für den Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser ist klar, dass Österreich ein strukturelles und gesellschaftliches Problem habe, was Gewalt an Frauen betrifft. Das stimme zweifellos, sagt Peter Balzli. Aber das Problem sei hoch kompliziert: «Österreich hat im europäischen Vergleich eine niedrige Mordrate, die seit Jahren rückläufig ist. Die Frauenmorde mit Bezug zu Gewalt in der Privatsphäre steigen nicht an, sondern schwanken. Und die Politik hat in den letzten Jahren viel in die Gewaltprävention investiert. Aber die Zahl der Femizide bleibt trotzdem hoch.»
Was tut Österreich für einen besseren Opferschutz? Die Polizei hat in den letzten Jahren immer mehr Betretungs- und Annäherungsverbote für gewalttätige Männer ausgesprochen. Das Budget für Gewaltprävention wurde deutlich erhöht. In jedem Bezirk Österreichs entstehen Frauenberatungsstellen. Seit drei Jahren findet jedes Jahr ein Gewaltschutzgipfel statt. Es gibt immer mehr Fallkonferenzen. Dort wird mit der Polizei beraten und entschieden, wie auf eine Gefährdung richtig reagiert wird. Eine Männerberatung für Gefährder ist mittlerweile im ganzen Land Pflicht.