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Silvester in Berlin Wie sich die Berliner Polizei auf die «Apokalypse» vorbereitet

Vor einem Jahr wurde Berlin von extremen Silvesterkrawallen erschüttert – Jetzt rüstet die Polizei auf.

Szenen wie im Krieg: Das Video der Berliner Polizei ist dramatisch. Es zeigt Bilder des letzten Jahres, als an Silvester alles ausser Kontrolle geriet. Polizei- und Rettungsfahrzeuge wurden mit Böllern, Steinen und Feuerlöschern angegriffen, Beamte verletzt, Feuerwehrleute daran gehindert, Brände zu löschen. Gewalt, Feuer, Krawall – apokalyptische Szenen.

Eine Beamtin fleht im Video: «Bitte greift uns nicht an!»

Dieses Jahr soll es ruhiger werden, Silvester nicht mehr ausser Kontrolle geraten. Aus ganz Deutschland werden Polizistinnen und Polizisten in Berlin im Einsatz stehen – über 3000.

Doch wird die Bitte der Polizei erhört? Oder wird es noch viel schlimmer?

Krieg im Nahen Osten könnte eskalierend wirken

Schaut man auf die Verkäufe von Feuerwerk – vor allem im nahen Polen, wird klar: Auch dieses Jahr wird es zumindest laut. Fernsehbilder zeigen, wie Menschen bergeweise Böller und andere Knallkörper aus den Shops in Slubice tragen, einem Ort an der deutsch-polnischen Grenze, 100 Kilometer von Berlin entfernt.

Eskalierend könnte auch der Krieg im Nahen Osten wirken. Die Polizei spricht von einer «Emotionalisierung». Gegenüber dem Tagesspiegel sagt ein Polizeisprecher: «Wir gehen durchaus davon aus, dass diese Emotionen auch auf der Strasse ausgelebt werden.»

Feuerwerk und Polizei
Legende: Der Morgen danach: Ein ausgebrannter Reisebus steht nach Krawallen in der Silvesternacht in einer Strasse im Berliner Bezirk Neukölln. KEYSTONE/TNN/JULIUS-CHRISTIAN SCHREINER

Gerade in Vierteln wie Neukölln oder Kreuzberg leben viele Menschen mit Wurzeln im Nahen Osten. Viele junge Menschen in diesen Vierteln haben einen Hass auf den Staat, auf die Polizei – und leben diesen an Silvester aus. Mit Gewalt.

Neben der massiven Polizeipräsenz werden auch Buslinien eingestellt oder Strassen für den Verkehr gesperrt. Gerade letztes Jahr wurde alles angegriffen, was sich auf der Strasse bewegte – vorwiegend aber Einsatzfahrzeuge der Polizei, der Sanität und der Feuerwehr. Die Gewalt gegen Rettungskräfte war im letzten Jahr ungewohnt heftig und schockierte nicht nur Politikerinnen und Politiker nachhaltig.

Überraschung kein Argument mehr

Um die Gewalt einzudämmen, sind Polizeiteams schon jetzt unterwegs, um illegale Pyrotechnik zu beschlagnahmen. Ein grösserer Fang gelang den Beamten in Neukölln – 80 Kugelbomben, 30'000 Böller und knapp 100 Knallpatronen wurden sichergestellt. Sie sollten gegen die Polizei eingesetzt werden, vermutet die Polizei – entdeckt wurde das Lager im Zuge von Ermittlungen gegen die «pro-palästinensische Szene», wie die Staatsanwaltschaft sagt.

Innenministerin: «Diesmal hart durchgreifen»

Box aufklappen Box zuklappen

Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser kündigte an, dass Polizei und Justiz bei Angriffen gegen Rettungskräfte diesmal hart durchgreifen werden. Faser verweist auch auf die zusätzliche Bedrohungslage durch den Krieg im Nahen Osten. Dem Tagesspiegel sagte sie: «Unsere Behörden haben die Sicherheitslage genau im Blick. Wir bleiben äusserst wachsam.»

Eine Terrorwarnung gab es etwa für den Kölner Dom. Hier will die Polizei das Umfeld des Doms mit strengen Schutzmassnahmen absichern. Dazu sagte die Innenministerin: Es könne auch sein, dass Polizistinnen und Polizisten mit Maschinenpistolen zu sehen seien. Man werde sich so vorbereiten, dass man «möglichen Anschlägen» begegnen könne.

Noch letztes Jahr hiess es an Neujahr von der Politik: Man sei überrascht gewesen, die Gewalt sei nicht vorhersehbar gewesen. Dieses Jahr wird dieses Argument nicht gelten. Die Nervosität im Berliner Roten Rathaus dürfte gross sein.

SRF 4 News, 30.12.2023, 7:00 Uhr;kobt

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