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Situation der Pressefreiheit Pressefreiheit weltweit unter Druck wie noch nie

Autokratische Regimes und wirtschaftliche Probleme bedrohen die freien Medien in vielen Ländern. Das zeigt das neuste Ranking von Reporter ohne Grenzen. Erstmals stuft die Organisation die Lage der Pressefreiheit generell als «schwierig» ein.

Im Hinblick auf den Internationalen Tag der Pressefreiheit vom 3. Mai hat Reporter ohne Grenzen die Lage der Medien in 180 Ländern untersucht. Und das Fazit ist beunruhigend: «Die Medien befinden sich heute in einer Zwickmühle zwischen der Gewährleistung ihrer Unabhängigkeit und ihrem wirtschaftlichen Überleben», schreibt die Organisation.

Ein Beispiel dafür seien die USA: In einigen Bundesstaaten seien mittlerweile ganze Regionen zu eigentlichen Nachrichtenwüsten geworden, wo es keine Medien mehr gebe, die über das lokale und regionale Geschehen berichteten. Auch in der Schweiz und in vielen anderen Ländern führe der wirtschaftliche Druck zu Pressekonzentration und zum Abbau von Stellen auf den Redaktionen.

Werbeeinnahmen gehen zurück

Ursache dafür sei unter anderem das Abfliessen von Werbegeldern zu den grossen Tech-Plattformen wie Google, Apple, Facebook oder Amazon. «Die weitgehend unregulierten Plattformen beanspruchen einen wachsenden Anteil der Werbeeinnahmen, die dem Journalismus mehr und mehr abhandenkommen», schreibt Reporter ohne Grenzen. Die Gesamtausgaben für Werbung auf sozialen Plattformen seien innert Jahresfrist um 14 Prozent auf fast 250 Milliarden Dollar angestiegen. 

Mann vor einem Zeitungskiosk mit vielen Zeitungen in verschiedenen Sprachen.
Legende: Ein Zeitungskiosk in Colombo, Sri Lanka, nach den Präsidentschaftswahlen. (23.9.2024) REUTERS / Thilina Kaluthotage

«Ohne wirtschaftliche Unabhängigkeit gibt es keine freie Presse. Geschwächte Medien werden zur Beute von politischen Entscheidungsträgern, Oligarchen und Autokraten», wird der Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen Schweiz, Denis Masmejan zitiert. «Wirtschaftlich geschwächte Medien haben je länger desto weniger die Möglichkeiten, sich gegen die Feinde der freien Presse, gegen Desinformation und Propaganda zu wehren.»

Dieser politische und gesellschaftliche Druck ist laut Reporter ohne Grenzen ebenfalls zu einer Bedrohung für die freien Medien weltweit geworden. Dabei sind die jüngsten Entwicklungen in den USA noch gar nicht mitberücksichtigt, wo Präsident Trump unliebsame Medienschaffende aus dem Weissen Haus ausschliessen lässt und ihm nicht genehme Medien regelmässig scharf kritisiert.

In Russland stünden die Medien fast vollständig unter Kontrolle des Kremls oder ihm nahestehender Oligarchen. In Georgien oder Ungarn würden unabhängige Medien drangsaliert, unter dem Vorwand, sie stünden unter ausländischem Einfluss. In Frankreich werde ein bedeutender Teil der Medien durch einige wenige einflussreiche Grossvermögende kontrolliert.   

Gute Noten nur in Nordeuropa

Bloss in sieben Ländern, vorwiegend in Nordeuropa, sei die Lage der Pressefreiheit noch gut. Die Schweiz liegt wie im Vorjahr auf Rang neun, was mit «zufriedenstellend» umschrieben wird; Reporter ohne Grenzen begründet dies auch mit juristischen Schranken für die Pressefreiheit wie dem Artikel 47 des Bankengesetzes, der Veröffentlichungen unter Strafe stellt, welche auf Informationen basieren, die unter Verletzung des Bankgeheimnisses erlangt wurden.

SRF 4 News, 02.05.2025, 6 Uhr

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