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Spannungen in Mogadischu Vier Tote nach Unruhen wegen Wahlverschiebung in Somalia

In der somalischen Hauptstadt Mogadischu ist es zu Auseinandersetzungen gekommen. Es geht um Machtfragen in dem bitterarmen ostafrikanischen Land.

Das ist in Mogadischu passiert: In Somalias Hauptstadt sind am Sonntag mindestens vier Menschen bei Zusammenstössen zwischen Sicherheitskräften und oppositionellen Milizen getötet worden. Sie starben nach Angaben der Polizei bei einem Gewaltausbruch mit Schüssen. Die Kämpfe brachen zwischen Sicherheitskräften, Milizgruppen und persönlichen Beschützern des Oppositionellen Abdishakur Warsame aus. «Es ist schwierig, eine genaue Übersicht der Ereignisse zu erhalten», sagt SRF-Afrikakorrespondent Samuel Burri in Nairobi.

Verschobenen Wahlen als Ursache der Gewalt: Schon im Februar hätten in Somalia Wahlen stattfinden sollen – es hätte der erste freien Urnengang seit 1969 werden sollen. Doch vor zwei Wochen beschlossen das Parlament und der Präsident, die Wahlen um zwei Jahre zu verschieben. Seither ist die Nervosität im Land gross. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Zwischenfällen, bei denen auch Zivilisten getötet wurden. «Die Wahlverschiebung hat vor allem die Oppositionsführer erzürnt», sagt Burri. Dadurch sei der sowieso nur langsam vorankommende Friedensprozess zusätzlich gefährdet.

Die Afrikanische Union vermittelt

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Die USA und die EU haben die Wahlverschiebung in Somalia verurteilt und von möglichen Sanktionen gesprochen. Doch es ist kaum vorstellbar, dass die Hilfslieferungen, auf welche die Menschen in Somalia angewiesen sind, eingeschränkt werden. «Am Erfolgversprechendsten ist wohl der Dialogaufruf der Afrikanischen Union», sagt SRF-Korrespondent Samuel Burri. Dazu sein ein Vermittler nach Mogadischu entsandt worden. Allerdings sei es bislang offenbar noch zu keinen Gesprächen zwischen den Opponenten gekommen.

Es geht um Macht in Ostafrika: Grund für die Verschiebung der Wahlen war die Uneinigkeit zwischen den verschiedenen Clans über die konkrete Ausführung des Urnengangs. «Es geht um Macht und Einfluss», so der Korrespondent. Hinzu komme, dass vermehrt fremde Mächte versuchten, den Lauf der Dinge in Somalia mitzubestimmen: So werde der Präsident etwa von Katar, der Türkei, Äthiopien und Eritrea unterstützt, wohingegen manche Regionen und Clans im Land von den Vereinigten Arabischen Emiraten Unterstützung erhielten. «Es ist ein grosses überregionales Powerplay im Gang», stellt Burri fest.

Das sind die Probleme in Somalia: «Derzeit herrscht in Mogadischu relative Ruhe – Schulen und Universitäten sind geschlossen», weiss Burri. Offenbar hätten die Einwohnerinnen und Einwohner Angst vor neuer Gewalt. Hinzu kommt die Furcht vor einer grossen Dürre im Land. So warnt die UNO, vier Millionen Menschen könnten auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein. Nicht zu vergessen ist die Corona-Pandemie, welche in Somalia ebenfalls grassiert. «Und nicht zuletzt gibt es noch die islamistische Terrororganisation Al-Shabaab», so der Korrespondent. Sie könne möglicherweise von der politischen Krise profitieren – dies auch, weil die Menschen das Vertrauen in die sowieso schwachen staatlichen Organe weiter verlieren könnten.

SRF 4 News, 26.04.2021, 08.50 Uhr ; 

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