Zum Inhalt springen

Staatsbesuch von Vjosa Osmani Wie eng sind die Beziehungen zum Kosovo?

Mit militärischen Ehren und vom Gesamtbundesrat ist die kosovarische Präsidentin Vjosa Osmani in Bern willkommen geheissen worden. Während ihres zweitägigen Staatsbesuchs wird sie sich mit mehreren Bundesrätinnen und Bundesräten zu Gesprächen treffen.

Im Zentrum stehen neben der wirtschaftlichen Zusammenarbeit auch die Themen Migration und Sicherheit. Doch wie stehen eigentlich die Schweiz und der Kosovo politisch und wirtschaftlich zueinander? Antworten von SRF-Auslandredaktor Janis Fahrländer.

Janis Fahrländer

Auslandredaktor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Janis Fahrländer ist Redaktor in der Auslandredaktion von Radio SRF. Dort ist er zuständig für die Berichterstattung über die Balkanstaaten.

Wie sind die politischen Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Kosovo?

Die sind sehr gut. Bei bilateralen Treffen, wie zuletzt zwischen Premierminister Albin Kurti und Bundesrat Guy Parmelin am WEF, betonen beide Seiten jeweils die freundschaftlichen Beziehungen und den gegenseitigen Respekt. Die guten Beziehungen sind historisch gewachsen. Seit Jahrzehnten lebt hier eine grosse kosovarische Diaspora. Die Schweiz gehört zu den ersten Ländern, welche die Unabhängigkeit Kosovos anerkannt haben, und sie ist seit 1999 auch mit Soldaten vor Ort an der Friedenssicherung beteiligt.

Wie wird die Schweiz im Kosovo wahrgenommen?

Sehr positiv. Viele Menschen haben persönliche Beziehungen zur Schweiz. Fast jeder und jede kennt eine Person, die in der Schweiz wohnt. Die Schweiz hat einen guten Ruf und ist im Strassenbild präsent. Schweizer Fahnen sind immer wieder zu sehen. Geschäfte haben in ihrem Namen einen Bezug zur Schweiz. Neben den persönlichen Beziehungen der Menschen hat dies auch mit der aktiven Rolle zu tun, welche die Schweiz seit dem Ende des Kosovokriegs im Land spielt und die von vielen honoriert wird.

Wie steht es um die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Kosovo?

Die Schweiz ist für den Kosovo wirtschaftlich wichtig. Dies hat vor allem mit dem Dienstleistungssektor zu tun. Schweizer Firmen haben in den letzten Jahren einen Teil ihres Geschäfts in den Kosovo ausgelagert. So übernehmen etwa kosovarische Firmen die Softwareentwicklung für Schweizer Unternehmen. Doch auch beim Warenexport gehört die Schweiz zu den wichtigsten Destinationen. Die Diaspora investiert zudem viel Geld. Allerdings fliesst ein Grossteil davon in den Immobiliensektor, was wirtschaftlich als nicht nachhaltig gilt. Doch während die Schweiz für den Kosovo ein wichtiger Handelspartner ist, ist der Kosovo für die Schweiz wirtschaftlich bedeutungslos. Allerdings dürften die Wirtschaftsbeziehungen in Zukunft enger werden. Im Januar hat der Kosovo mit den EFTA-Staaten, zu denen die Schweiz gehört, ein Freihandelsabkommen unterzeichnet.

Wo steht der Kosovo wirtschaftlich und politisch?

Das Land hat eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt. In kurzer Zeit hat sich seit der Unabhängigkeit eine lebendige Demokratie entwickelt. In den letzten Jahren gab es zudem ein stetes Wirtschaftswachstum. Allerdings bleibt Armut verbreitet, viele arbeiten im informellen Sektor. Seit den Wahlen Anfang Jahr ist das Land zudem politisch blockiert. Da keine Partei eine klare Mehrheit hat, ist weiterhin unklar, wie die nächste Regierung aussieht. Als Folge dieser Verhältnisse suchen gerade junge Menschen ihr Glück im Ausland. Das Land leidet unter dieser anhaltenden Abwanderung.

Info 3, 21.5.2025, 17 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel