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Stimmung in Iran Iran-Kennerin: «Bevölkerung hat Angst vor einem Krieg»

Iran hat Israel das erste Mal direkt angegriffen. Bilder zeigen jubelnde Iranerinnen und Iraner in den Strassen Teherans. Steht die Bevölkerung also hinter dem Angriff auf Israel? Die deutsch-iranische Journalistin Gilda Sahebi zeichnet im Tagesgespräch ein anderes Stimmungsbild.

Gilda Sahebi

Deutsch-iranische Journalistin

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Gilda Sahebi ist eine deutsch-iranische Journalistin, Autorin und Ärztin. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist die Situation im Nahen Osten sowie die Menschenrechte und die Lage der Frauen in Iran. Als Journalistin und Moderatorin arbeitet sie für verschiedene Medien und Einrichtungen, darunter die ARD, Der Spiegel und die Tageszeitung Taz.

SRF News: Warum hat sich Iran entschlossen, Israel direkt anzugreifen?

Gilda Sahebi: Ich habe mit verschiedenen Leuten aus Iran gesprochen und sie glauben, dass der Angriff auf Israel dazu dient, Angst zu verbreiten, sowohl im Ausland als auch im Inland. Das Regime will zeigen, dass sie Aktionen macht, die ihm niemand zutraue. Es ist eine Demonstration, dass sie bereit sind, bis zum Äussersten zu gehen, um ihre Macht zu sichern.

Iran hatte Israel vor dem Angriff gewarnt, woraufhin Israel vorbereitet war und etwa 99 Prozent der Raketen abfangen konnte. War das Absicht oder eine Demütigung für Iran?

Das war eine klare Demütigung. Es gibt Stimmen, die vermuten, dass es innerhalb des Regimes Uneinigkeit über diesen Schritt gab. Wahrscheinlich haben sich die Ideologen, die Geistlichen und Kleriker durchgesetzt, die keine strategischen, sondern ideologische Ziele verfolgten.

Jetzt zeigt sich, dass Iran isolierter ist als Israel.

Sie haben wohl damit gerechnet, dass die antiisraelische Stimmung in der Welt und der damit einhergehende Antisemitismus stärker sei, und sie haben nicht mit dieser internationalen Unterstützung für Israel gerechnet. Jetzt zeigt sich, dass Iran isolierter ist als Israel. Ich habe auch mit Iranerinnen und Iranern gesprochen, die mir sagten, dass sie enorm dankbar sind, dass niemand beim Angriff ums Leben kam.

Sie sagen, dass die Bevölkerung froh sei, dass in Israel niemand ums Leben gekommen ist?

Ja, das habe ich von einigen gehört. Die Bevölkerung hat Angst vor einem Krieg.

Auf den Strassen Irans wurden andererseits die Angriffe noch in der Nacht ausgelassen gefeiert. Welcher Teil der Bevölkerung ist das?

Ich finde das nicht weiter bemerkenswert. Es ist nicht das erste Mal, dass das iranische Regime Menschen, die ihm ideologisch nahestehen oder in irgendeiner Form von ihm abhängig sind, auf die Strasse holt. Das soll den angeblichen Rückhalt in der Bevölkerung demonstrieren.

80 bis 85 Prozent stehen nicht hinter dem Regime.

Schätzungen zufolge sind das etwa 15 bis 20 Prozent der Iranerinnen und Iraner. 80 bis 85 Prozent stehen nicht hinter dem Regime und haben sich zum Teil trotz grosser Gefahr in den sozialen Medien dagegen ausgesprochen.

Demnach sagen sie, ein Grossteil der Bevölkerung ist gegen das Regime und damit auch gegen Irans Angriff auf Israel?

Davon gehe ich aus. Das ist auch das Stimmungsbild, das ich aus Iran bekomme. Es gibt natürlich keine Meinungsumfrage, so etwas wird in Iran leider nicht gemacht.

Eine verhüllte Frau passiert eine Mittelstreckenrakete Shahab-2
Legende: Eine Frau passiert eine Mittelstreckenrakete Shahab-2, die am 27. September 2003 in der Innenstadt von Teheran, Iran, als Zeichen der militärischen Stärke ausgestellt wurde. Archivbild/Abedin Taherkenareh/Keystone

Aber verschiedene Analysen der letzten Jahre, insbesondere der letzten eineinhalb Jahre, lassen uns vermuten, dass ein grosser Teil der Bevölkerung auch gegen diesen Angriff ist. Der Angriff auf Israel war der Wunsch des Regimes. Aber die Mehrheit der Bevölkerung sehnt sich ein Ende der Islamischen Republik herbei und verurteilt darum den Waffengang.

Das Gespräch führte David Karasek, Mitarbeit Géraldine Jäggi.

Tagesgespräch, 15.04.2024, 13 Uhr ; 

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