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Streit um Erdgas im Mittelmeer «Die Türkei ist in der Region immer mehr isoliert»

Seit Monaten streitet die Türkei mit Griechenland, Zypern und Ägypten darüber, wer Anspruch auf das Gasvorkommen bei Zypern hat. Nun haben sich auch Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate eingeschaltet. Damit drohe sich der Streit zu einem grösseren regionalen Konflikt auszuweiten, sagt Journalist Thomas Seibert.

Thomas Seibert

Journalist in der Türkei

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Thomas Seibert verdiente sich seine journalistischen Sporen bei der «New York Times» und den Nachrichtenagenturen Reuters und AFP, bevor er 1997 als freier Journalist in die Türkei ging. Nach einem kurzen Zwischenhalt als Berichterstatter in den USA kehrte er im Juni 2018 nach Istanbul zurück.

SRF News: Der Gasstreit schwelt schon länger. Weshalb spitzt er sich gerade jetzt zu?

Thomas Seibert: Aktueller Anlass war eine Telefonkonferenz diese Woche. Die Aussenminister von Griechenland, Zypern, Ägypten, Frankreich und der Vereinigten Arabischen Emirate haben sich gegen die Türkei positioniert.

Aussenminister verurteilen türkische Bohrungen

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Die Aussenminister Griechenlands, Frankreichs, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägyptens und Zyperns hatten Ankara am Montag dazu aufgefordert, die Souveränitätsrechte aller Staaten im östlichen Mittelmeer zu respektieren.

Sie verurteilten erneut türkische Bohrungen nach Erdgas in der Ausschliesslichen Wirtschaftszone Zyperns (AWZ), die Ankara ohne die Genehmigung der Regierung in Nikosia fortsetzt. Die fünf Staaten riefen die Türkei zudem dazu auf, sich nicht in den Bürgerkrieg in Libyen einzumischen und das UN-Waffenembargo zu respektieren. ( sda )

Wie reagiert die Türkei darauf?

Die türkische Regierung spricht von einer «Allianz des Bösen.» Sie wirft den Vereinigten Arabischen Emiraten vor, überall in der Region für Chaos und Instabilität zu sorgen. In dem Gasstreit geht es um grosse Gasvorkommen unter dem Meeresboden. Die beteiligten Staaten wollen diese Reichtümer ausbeuten und nach Europa verkaufen.

Die Türkei ist zunehmend isoliert – im Gasstreit, aber auch im Libyen-Konflikt.

Die Türkei will auch ein Stück vom Kuchen, hat aber kaum mehr Verbündete in der Region. Sie ist zunehmend isoliert, einerseits in diesem Gasstreit, aber auch im Libyen-Konflikt, der damit zusammenhängt.

Was hat der Libyen-Konflikt mit dem Gasstreit zu tun?

Im Libyen-Konflikt gibt es die gleiche Frontbildung wie im Gasstreit. Auf der einen Seite steht die Türkei, die die Regierung in Tripolis unterstützt. Auf der anderen Seite stehen Akteure wie Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Frankreich, die den Rebellen-General Haftar unterstützen.

Diese beiden Konflikte rücken immer näher zusammen. Im vergangenen Jahr hatte die Türkei mit der libyschen Regierung ein sehr umstrittenes Seerechtsabkommen geschlossen. Sie hatten das östliche Mittelmeer praktisch untereinander aufgeteilt. Die anderen Akteure wie Griechenland und Zypern wollen dieses Abkommen nicht anerkennen.

Was bedeutet diese Eskalation vor dem Hintergrund der anderen Konflikte im Nahen Osten?

Diese Konflikte vermengen sich immer mehr und heizen sich gegenseitig an. Es besteht die Gefahr, dass sie sich gegenseitig wie in einer Spirale immer weiter hochziehen.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

SRF 4 News, 15.5.2020, 8.20 Uhr ; 

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