Griechisch-türkische Beziehungen: Griechenland und die Türkei wollen ihr nachbarschaftliches Verhältnis verbessern. Alexis Tsipras' Türkei-Besuch ist der erste seit drei Jahren. Zuletzt hatte der Griechische Ministerpräsident Erdogan im Dezember in Athen empfangen. Es war der erste Besuch eines türkischen Präsidenten in Griechenland seit 65 Jahren. Ungelöste Konflikte gibt es mehrere.
Ungeklärte Grenzziehung: Seit Jahrzehnten feilschen die Nachbarn um Inseln vor der türkischen Küste. Die Türkei hat zahlreiche von Griechen bewohnte, aber auch unbewohnte Inseln zu sogenannten grauen Zonen erklärt, deren Status unklar sei. Athen beruft sich diesbezüglich auf Verträge von 1923, 1932 und 1947, die nach griechischer Lesart die Meeres- und Luftraumgrenzen genau definieren. 1996 standen die beiden Nato-Staaten wegen zweier Felseninseln kurz vor einem Krieg. Eine Eskalation konnte nach einer diplomatischen Intervention der USA abgewendet werden.
Gasvorkommen: Im Mittelmeer zwischen Zypern und Kreta werden Erdgasreserven vermutet. Wem diese Vorkommen gehören, ist umstritten.
Auslieferung von mutmasslichen Putschisten: Die Türkei möchte, dass Griechenland acht mutmassliche Gülen-Anhänger, die sich 2016 per Helikopter ins Nachbarland abgesetzt haben, an die Türkei ausliefert. Griechische Gerichte verweisen auf die Menschenrechtslage in der Türkei und lehnen die Auslieferung ab. Dreien der Militärs wurde mittlerweile laut einer Agenturmeldung Asyl erteilt, bei den anderen wird es erwartet.
Flüchtlingsfrage: Die Türkei hat sich verpflichtet, die Zahl der Menschen, die von ihrem Gebiet aus nach Griechenland fliehen, zu verringern. Das hat funktioniert, aber jetzt steigt die Anzahl der Menschen, die ihre Heimat verlassen haben und via Türkei nach Europa reisen, wieder an.
Griechisch-Orthodoxes Priesterseminar: Das Seminar liegt auf einer Insel vor Istanbul. «Die Tatsache, dass die Priesterausbildung 1971 geschlossen wurde, ist ein grosser Streitpunkt zwischen Athen und Istanbul und auch zwischen der Türkei und der EU», sagt Thomas Seibert, der als Journalist in Istanbul tätig ist. Der Priesternachwuchs in Istanbul sterbe aus. Dadurch, dass Tsipras diese Insel besucht, signalisiert die Türkei, dass sie vielleicht doch mit sich reden lassen und dass die Schule wiedereröffnet werden könnte. Erdogan mache das von der Eröffnung einer Moschee in Athen abhängig, erklärt Seibert. «Die Moschee ist zwar gebaut worden, doch die Eröffnung wird von rechten Gruppierungen verhindert.»