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Teil-Mobilmachung in Russland So reagiert der Westen auf Putins Ankündigung

Die Reaktionen auf Putins Ankündigung fallen kritisch aus. Der Westen macht dabei klar, dass er die Ukraine weiter unterstützen wird, die russischen Angreifer zurückzuschlagen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Mobilmachung von Reservisten für den Krieg in der Ukraine angeordnet. Der Westen reagiert mit scharfer Kritik.

Plakat in St.Petersburg mit einem Soldatenporträt, davor Passanten.
Legende: 300'000 Reservisten sollen die russischen Truppen in der Ukraine verstärken, so die Pläne des Kremls. Reuters / Anton Vaganov

Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Anordnung einer Teil-Mobilmachung in Russland als «Akt der Verzweiflung» bezeichnet. «Russland kann diesen verbrecherischen Krieg nicht gewinnen», sagte Scholz in New York am Rande der UNO-Vollversammlung. «Mit den jüngsten Entscheidungen macht Putin und Russland das alles nur noch viel schlimmer.»

Die Ukraine reagiert zynisch: «Läuft immer noch alles nach Plan oder doch nicht?», fragte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak auf Twitter.

Der für «drei Tage» geplante Krieg dauere bereits 210 Tage. Die Russen, welche die Zerstörung der Ukraine forderten, hätten nun eine Mobilmachung, geschlossene Grenzen, blockierte Konten und Gefängnisstrafen für Deserteure erhalten. «Das Leben hat einen wunderbaren Sinn für Humor», schloss Podoljak.

Wer kann, verlässt Russland

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Nach der Ankündigung Putins zur Mobilmachung wächst die Nachfrage nach One-Way-Flügen rasant. Statistiken von Google Trends zeigen einen sprunghaften Anstieg der Suchanfragen im Internet. Direktflüge von Moskau nach Istanbul und Eriwan in Armenien – beides Ziele, die Russen eine visumfreie Einreise ermöglichen – sind bereits ausverkauft. Einige Strecken mit Zwischenstopps, darunter Flüge nach Tiflis, sind ebenfalls nicht mehr verfügbar. Die billigsten Flüge von Moskau nach Dubai kosteten am Mittwochvormittag mehr als 300'000 Rubel (knapp 5000 Franken) – etwa das Fünffache eines durchschnittlichen russischen Monatslohns.

Atomdrohung Putins inakzeptabel

Die EU-Kommission wirft Putin ein sehr gefährliches Nuklear-Spiel vor. «Putin nutzt das nukleare Element als Teil seines Terrorarsenals, das ist nicht hinnehmbar», sagte ein Sprecher. Die von der Regierung in Moskau unterstützten «falschen, illegalen Referenden» in den besetzten ukrainischen Regionen würden nicht anerkannt werden.

Börsenkurse auf Talfahrt

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Nervös reagierten die Finanz- und Aktienmärkte: Der Schweizer Aktienmarkt (SMI) fiel kurz nach Handelsbeginn gegen 9:35 Uhr um 0.5 Prozent auf 10'425 Punkte. Damit reagierte die hiesige Börse ähnlich wie auch andere europäischen Aktienmärkte.

Auch am deutschen DAX (-0.8 Prozent) und am französische Cac 40 (-0.7 Prozent) gingen die Anleger in Deckung. Einzig der Rohstoff-lastige FTSE stieg in London um 0.1 Prozent an. Die russische Ankündigung sorgte ausserdem für einen europaweiten Auftrieb bei Rüstungsaktien.

Gefragt waren dafür «sichere Häfen» wie Gold und US-Anleihen.

Auch Papst Franziskus hat Russlands Drohungen mit Atomwaffen scharf verurteilt. Es sei «Wahnsinn», dass «in diesem tragischen Krieg manche an Nuklearwaffen denken», wie er bei der Generalaudienz am Mittwoch sagte.

Die US-Botschafterin in Kiew , Bridget Brink, schreibt auf Twitter, dass Scheinreferenden und Mobilmachungen Zeichen der Schwäche und des «russischen Versagens» seien. «Die USA werden den Anspruch Russlands auf angeblich annektiertes ukrainisches Gebiet niemals anerkennen, und wir werden der Ukraine so lange wie nötig zur Seite stehen.»

Eine weitere Eskalation

In Tschechien schrieb Regierungschef Petr Fiala auf Twitter: «Die Teil-Mobilmachung ist ein Versuch, den Krieg gegen die Ukraine weiter zu eskalieren. Und ist ein Beweis dafür, dass Russland der alleinige Aggressor ist.» Es sei notwendig, der Ukraine zu helfen, auch im eigenen Interesse.

Auch der Verteidigungsminister Grossbritanniens , Ben Wallace, sagte: «Noch so viele Drohungen und noch so viel Propaganda können die Tatsache nicht verhehlen, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt, die internationale Gemeinschaft geeint ist und Russland weltweit zu einem Geächteten werden wird.»

Polen: Russland will Ukraine zerstören

Aus Polen waren schwere Vorwürfe gegen die Regierung in Moskau zu vernehmen: Russland werde versuchen, die Ukraine zu zerstören und ihre Grenzen zu ändern, sagt der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki. «Wir werden gemeinsam mit unseren Verbündeten alles tun, damit die Nato die Ukraine noch stärker unterstützt, damit sie sich selbst verteidigen kann.»

Finnland beobachtet und überwacht die Situation im Nachbarland genau, wie Verteidigungsminister Antti Kaikkonen sagt: «Was die Umgebung Finnlands betrifft, so ist die militärische Lage stabil und ruhig». Die Verteidigungskräfte seien gut vorbereitet.

Stärke des russischen Militärs Jetzige Teilmobilmachung von Reservisten Reservisten Wehrpflichtige Bevölkerung Aktive Soldaten 46‘700‘000 850‘000 6000 getötetrussische Angaben 70000 - 80‘000 getötet oder verletztUS-Angaben 300‘000 2000‘000 Quelle: Globalfirepower (Russische Verluste durch den Krieg in der Ukraine werden erst ab 2023 berücksichtigt.), *russische Regierung *

SRF 4 News, 21.09.2022, 11:05 Uhr ; 

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