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The Lincoln Project: Republikanischer Widerstand gegen Trump
Aus Echo der Zeit vom 26.06.2020. Bild: Keystone/Archiv
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«The Lincoln Project» Den «Trumpismus» mit seinen eigenen Waffen schlagen

Eine kleine, aber kampflustige Gruppe von Republikanern will das anständige Amerika zurück – und wählt dafür Joe Biden.

Das ganze republikanische Establishment steht hinter Donald Trump, heisst es in Washington. Das ganze? Nein, eine kleine Gruppe von Republikanern hat dem US-Präsidenten den Kampf angesagt und will seine Wiederwahl verhindern. Sie nennen sich «The Lincoln Project» und machen mit aggressiven Werbespots auf sich aufmerksam.

Die Attacken sind blitzschnell auf den Fernsehsendern. So auch am Tag nach dem Trump-Wahlanlass in Tulsa, Oklahoma letzten Freitag. «Hey, Donald, was hat dir dein Kampagnen-Leiter versprochen?», fragt die Stimme im Off höhnisch. Eine Million Besucher? Dazu Bilder von leeren Sesseln in Oklahoma, dann von Trump, wie er zitternd ein Trinkglas an den Mund führt.

Traurig, schwach, keine Energie – so diffamiert Präsident Trump gerne seine Gegner. Und die Spin-Veteranen vom «Lincoln Project» drehen seine Worte und seinen Stil gegen ihn – wie eine umprogrammierte Lenkwaffe.

Stoff für Polit-Satire

«Wir versammeln etwa 120 Jahre Politerfahrung», sagt Rick Wilson, einer der Gründer der Lobbygruppe. «Wir kennen das Rodeo.» In Trump und seiner Bewegung, dem «Trumpismus», wie er ihn nennt, sieht er eine Gefahr für sein Land. Es sei ein verrückter Kult.

Wilson arbeitete unter anderem für die Kampagnen beider Präsidenten Bush, für Bürgermeister Rudy Giuliani und Senator Marco Rubio. Eine weitere führende Figur beim «Lincoln Project» ist der konservative Unternehmensanwalt George Conway.

Die Conways
Legende: George Conway ist pikanterweise der Ehemann der engen Beraterin von Präsident Trump, Kellyanne Conway. Ihre Ehe gehört zum Repertoire der zeitgenössischen amerikanischen Politsatire. Reuters/Archiv

Conway ist ein erbitterter Trump-Gegner seit dessen Wahl. Mit den Republikanern im Kongress geht er hart ins Gericht: «Werden sie wirklich seine Lügen decken, seine Wahnvorstellungen, gewichten sie die Interessen dieses Präsidenten höher als das Land?», fragte er auf CNN während des Impeachments im Senat vergangenen Januar. Ansonsten äussert er sich Conway vornehmlich auf Twitter.

Die Republikaner halten nach wie vor zu ihrem Präsidenten, der mit einem Tweet Karrieren vernichten kann. Das «Lincoln Project» ist denn auch ein marginales Unternehmen und verfügt über eine verhältnissmässig kleine Kriegskasse von unter 10 Millionen Dollar – aber der Präsident selber verhalf ihm zur Berühmtheit, als er eine Serie wütender Tweets über die Gruppe absetzte. Das war nach diesem Fernsehspot:

«Mourning in America» – Trauer in Amerika – zeigt ein heruntergewirtschaftetes, verseuchtes Land. Der Slogan bezieht sich auf einen berühmten Werbespot aus der Wiederwahlkampagne von Ronald Reagan – «Morning in America» – Morgen, oder Sonnenaufgang, in Amerika. Der Kontrast ist gewollt.

Dank Trumps Tweets lernten 80-Millionen Trump-Follower das «Lincoln Project» kennen – ein Marketing-Coup sondergleichen. Das «Lincoln Project» ist wohl die erste republikanische Lobbygruppe in der Geschichte der USA, die eine demokratische Kandidatur unterstützt.

Joe Biden, meint Wilson an einer Podiumsdiskussion des Commonwealth Clubs, habe gute Chancen gewählt zu werden. Trump habe radikalen Wandel versprochen, und Biden tue das nicht – das sei strategisch geschickt. Er verspreche bloss, kein Trump zu sein. Er vertrete die Rückkehr zum Anstand. Das sei genau das, was im Moment gefragt sei – auch bei republikanischen Wählern und Wählerinnen.

Diese hätten eine klare Wahl, und es gehe nicht um die Partei, sondern darum zu demonstrieren, wie inkompetent, korrupt und instabil Trump sei, meint Wilson. Und sie als ehemalige Republikaner wüssten, wie man das mache.

Video
Aus dem Archiv: Trumps Kampagnen-Start missglückt
Aus Tagesschau vom 21.06.2020.
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Echo der Zeit vom 26.06.2020, 18 Uhr

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