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Tote nach Tornado Unwetter in Tschechien fordert mindestens fünf Menschenleben

  • Wegen eines schweren Unwetters in Tschechien sind mindestens fünf Menschen gestorben, das teilten Polizei und Rettungsdienste mit.
  • Beim Tornado, der im Südosten Tschechiens eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat, wurden rund 200 Menschen verletzt – davon mussten knapp 60 stationär im Krankenhaus behandelt werden.
  • Das Unwetter hat am Donnerstagabend sieben Dörfer in der Region Südmähren, an der Grenze zu Österreich, arg in Mitleidenschaft gezogen – Häuser wurden zerstört, Dächer abgedeckt, Stromleitungen niedergerissen und Autos umhergeschleudert.

Die Suche nach möglichen Verschütteten dauerte an. Hunderte Feuerwehrleute gingen in den zerstörten Gemeinden von Haus zu Haus. Auch Spürhunde halfen bei der Suche. Aus anderen Teilen des Landes machte sich weitere Verstärkung auf den Weg. Die Armee schickte Soldaten mit schwerer Technik.

Übersetzung des Tweets

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Der tschechische Rundfunk «CT24» twitterte: «Laut Meteorologinnen und Meteorologen fegte höchstwahrscheinlich ein Tornado durch Südmähren. Die Lokalbevölkerung hielt das Unwetter auf Fotos und Videos fest. Letztmals war 2018 ein Tornado in Tschechien gesichtet worden.»

Viele Einwohner der betroffenen Gemeinden stehen unter Schock. «Auf einmal habe ich ein merkwürdiges Dröhnen gehört, als ob ein Zug näherkommen würde», sagte ein Augenzeuge der Zeitung «Pravo». «Dann begann die Hölle, alles flog herum.» Sein Haus habe kein Dach mehr, keine Zimmerdecke, keine Fenster, hat ein anderer berichtet.

Der tschechische Innenminister Jan Hamacek hatte sich vor Ort ein Bild von der Lage gemacht. Er sprach von einer «gewaltigen Katastrophe». Auch der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis unterstrich das Ausmass des Unwetters: Es sei eine «Apokalypse». Babis will das Unglücksgebiet heute Nachmittag nach seiner Rückkehr vom EU-Gipfel aus Brüssel besuchen. Die Regierung hat schnelle finanzielle Hilfe für die Betroffenen versprochen. Rund 2000 Gebäude sollen beschädigt worden sein.

Der stellvertretende Bürgermeister der stark betroffenen Gemeinde Hrusky, Marek Babisz, berichtete, der halbe Ort sei dem Erdboden gleichgemacht worden. «Geblieben sind nur die Mauern, ohne Dach, ohne Fenster», sagte er der Agentur CTK. Der Sturm habe sogar den Turm der Kirche weggefegt.

Tornados sind in Tschechien eine Seltenheit

Das tschechische Wetteramt CHMU hatte bestätigt, es habe sich um einen Tornado gehandelt. In Tschechien gilt das als seltene Erscheinung, den letzten Tornado gab es vor drei Jahren. Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes DWD hatte der Sturm eine für Europa aussergewöhnliche Stärke. «Das sind solche Kräfte, die dort entstehen, dass wirklich Autos Hunderte Meter weit durch die Luft fliegen, das Trümmerteile sich in Betonwände bohren», sagte Andreas Friedrich, Tornadobeauftragter des DWD, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Er gehe anhand der Schäden, die er auf den Bildern aus Tschechien gesehen habe, von Windgeschwindigkeiten zwischen 300 und 400 Kilometern pro Stunde aus. Das sei «ein Tornado, der in dieser Stärke in Europa bisher nur selten vorkam».

Der Wirbelsturm hinterlässt eine Schneise der Verwüstung: Am Schloss Valtice, das zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, entstand Millionenschaden. An dem Bau aus dem 17. Jahrhundert barsten zahlreiche Fensterscheiben. Schäden gab es auch in den Verwaltungsbezirken Breclav und Hodonin. Hier fielen nach Berichten in den sozialen Medien Hagelkörner in der Grösse von Tennisbällen.

Die Autobahn D2, die von Brünn (Brno) nach Breclav und weiter in die Slowakei führt, war stundenlang nicht befahrbar. Eine Hochspannungsleitung war auf die Fahrbahn gestürzt. Am Morgen konnte eine Fahrspur freigegeben werden, es kam zu Staus. Landesweit waren noch rund 75'000 Haushalte ohne Elektrizität.

SRF 4 News, 25.06.2021, 04:30 Uhr ; 

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