Vor Corona gehörte die typische Gamelan-Musik zur Begrüssung in vielen Hotel-Lobbys und zum Inselcharme von Bali. Nun schweigen die Instrumente allerdings. Tausende von Hotels sind geschlossen. «Die wenigen Hotels, die noch offen sind, haben eine Auslastung von einem oder zwei Prozent. Damit kann man nicht einmal die Stromrechnung bezahlen – und sicher nicht die Löhne der Angestellten», sagt John Daniels von der Reiseagentur Bali Discovery Tours.
Die wenigen Hotels, die noch offen sind, haben eine Auslastung von einem oder zwei Prozent.
Bombenanschläge und Vulkanausbrüche hatten Touristen schon in früheren Jahren zeitweise von der Insel ferngehalten. Nie aber stand der Wirtschaftsmotor der Insel so vollständig still wie jetzt. Es sei eine Katastrophe, sagt Sam Huang, Tourismus-Professor der Edith Cowen University in Australien: «Es ist ein Desaster.»
Abhängig vom Tourismus
Bali hänge fast vollständig vom Tourismus ab, so Huang. Es werde deshalb lange dauern, bis sich die Wirtschaft erholt habe und die Touristen auf die Insel zurückkehren würden. «Ich würde der balinesischen Lokalregierung dringend raten, ihre Wirtschaft zu diversifizieren – zum Beispiel mehr in die Landwirtschaft oder die Industrie zu investieren, statt einzig auf den Tourismus zu setzen», so der Tourismus-Professor.
Ich würde der balinesischen Lokalregierung dringend raten, ihre Wirtschaft zu diversifizieren.
Bali zahlte schon vor Corona einen hohen Preis für seinen ungezügelten Massentourismus. Mit Müll bedeckte Strände und Hotels, die Wand an Wand aus dem Boden gestampft wurden, passten längst nicht mehr zum paradiesischen Bild der Hochglanzprospekte.
Krise als Ausweg?
Bagus Sudibya von der Vereinigung der indonesischen Reiseagenturen von Bali hofft, dass die Inselbewohner aus der Krise lernen und sich auf ein altes Lebensprinzip von Bali besinnen: «Tri Hita Karana» – ein Leben in Einklang mit den Mitmenschen, der Natur und Gott.
Tourismus muss in Zukunft mehr der lokalen Bevölkerung zugutekommen.
«Tourismus muss in Zukunft mehr der lokalen Bevölkerung zugutekommen», fordert Sudibya. «Zum Beispiel mit Gästehäusern in Dörfern, die weder die Natur noch unsere Kultur stören.»
Professor Sam Huang glaubt, dass die Touristen nicht vor Ende Jahr auf die Insel zurückkommen werden. Und Daniels von Bali Discovery Tours prophezeit: «Wahrscheinlich wird die Tourismusindustrie schrumpfen. Das könnte das Ende des Massentourismus und chinesischer Tour-Gruppen bedeuten.»
Viel Hotels werden Krise nicht überleben
Viele Hotels werden die anhaltende Durststrecke wohl nicht überleben, trotz Steuererleichterungen und finanzieller Unterstützung der Regierung. Das ist schlimm für die Tausenden von Balinesen, die bereits jetzt ihre Arbeit verloren haben. Für die Insel jedoch könnte es ein Segen sein.