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Trump auf Windsor Pomp, Protest und Politik: Trump auf Staatsbesuch in London

Donald Trump ist zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Grossbritannien eingetroffen. Der US-Präsidenten wird dabei mit viel königlichem Pomp und Prunk empfangen. Damit will die britische Regierung den Gast erst einmal bei Laune halten, bevor US-Präsident Trump und Premierminister Keir Starmer am zweiten Tag über Politik reden werden.

Auf Schloss Windsor werden alle Register gezogen

Der erste Tag des Staatsbesuchs wird Donald Trump sehr gefallen. Die britische Regierung inszeniert für den Mann mit einer Schwäche für Könige und vergoldete Räume das Vollprogramm der zeremoniellen Prachtentfaltung. Kutschen, Kanonen, Kavallerie. Abends werden alle Royals Spalier stehen, wenn er und sein Hofstaat zum Staatsbankett auf Schloss Windsor eintreffen.

Auf der Strasse wird der Pomp jedoch bereits von Protest begleitet. Gemäss Umfragen ist eine Mehrheit der Untertanen nicht erfreut, dass Trump mit allen Ehren empfangen wird. Vom Unmut der Britinnen und Briten wird der König auf Zeit jedoch nicht viel mitbekommen. Aus Sicherheitsgründen findet der Besuch mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Die Magie der Monarchie wird von der britischen Regierung geschickt zur Beziehungspflege eingesetzt. Die «Special Relationship» zu einem unberechenbaren Alliierten soll stabilisiert und gefestigt werden. Man könnte auch von Schadensbegrenzung reden.

Der königliche Erlebnispark, den man für Donald Trump in Windsor inszeniert, hat einen doppelten Zweck. Einerseits will man Trump bei Laune halten, andererseits möchte man das Wohlwollen des US-Präsidenten für einige ernsthafte Anliegen gewinnen. Die Senkung der Zölle für britischen Stahl und Autos. Die Unterstützung für die Ukraine, die Sicherheit Europas oder die prekäre Lage im Nahen Osten. Dabei wird es der britischen Regierung kaum gelingen, sämtliche Sollbruchstellen zwischen London und Washington mit zeremoniellem Zierrat zu kaschieren.

Der sprichwörtliche Elefant im Raum dürfte insbesondere Palästina sein: Premierminister Keir Starmer plant, wie einige seiner europäischen Kollegen, die Anerkennung eines palästinensischen Staates noch in diesem Monat. Donald Trump dürfte davon wenig begeistert sein.

Mit Trump kommt auch die Misere Epstein nach London

Der heikelste Moment seines Staatsbesuchs könnte jedoch die gemeinsame Pressekonferenz am Donnerstag werden. Diese droht vom Schatten Jeffrey Epsteins überlagert zu werden. Erst vor wenigen Tagen hat Starmer den britischen Botschafter in Washington fristlos entlassen. Nachdem dessen peinliche Verbindungen zum verurteilten Sexualstraftäter Epstein publik wurden.

Entsprechende Fragen der Journalistinnen und Journalisten dürften kaum ausbleiben. Vielleicht auch zu seinem früheren Berater Elon Musk, der am vergangenen Samstag während einer Grossdemonstration in London zum Sturz der britischen Regierung aufrufen hatte. Pressekonferenzen sind die wenigen Momente, die sich nicht im Protokoll choreografieren lassen. Die britischen Medien schreiben von einem «moment of great risk». Nicht ganz zu Unrecht. Zurückhaltung ist nicht Trumps herausragende Eigenschaft.

Patrik Wülser

Grossbritannien-Korrespondent

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Patrik Wülser arbeitet seit Ende 2019 in London als Grossbritannien-Korrespondent für SRF. Wülser war von 2011 bis 2017 Afrika-Korrespondent und lebte mit seiner Familie in Nairobi. Danach war er Leiter der Auslandsredaktion von Radio SRF in Bern.

SRF 4 News, 17.09.2025, 5:30 Uhr

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