Donald Trump ist zurück auf der grossen Bühne. Zum ersten Mal seit seinem Auszug aus dem Weissen Haus hat er eine öffentliche Kundgebung in Wellington im Bundesstaat Ohio vor rund 5000 Fans abgehalten. Auffallend aber war, dass keine grosse Fernseh- oder Radiostation die Rede übertragen hat. Der USA-Korrespondent Matthias Kündig erklärt die Hintergründe des Auftritts.
SRF News: Sie haben sich Donald Trumps Rede angehört. Es tönt, als hätte er gewettert wie früher oder gabs auch Zwischentöne?
Matthias Kündig: Nein, die Rede hat tatsächlich nichts Neues gebracht. Über weite Strecken hatte man das Gefühl, er hätte diese Rede auch bereits im Januar halten können oder sogar während des Wahlkampfs im letzten Jahr.
Da kamen die gleichen Pointen, Sprechchöre und die gleichen Übertreibungen, Behauptungen und Lügen wie man sie schon zigmal gehört hat. Vor allem natürlich die Lüge, dass eine grosse Verschwörung stattgefunden habe, um ihm den Wahlsieg zu stehlen. Und zu den Verschwörern gehören seiner Ansicht nach nicht nur die Demokraten, sondern auch die sogenannten Rino’s, die Republicans in name only – das heisst Republikanerinnen und Republikaner, die sich getrauen, ihm und seinen Lügen öffentlich zu widersprechen.
Seit dem 6. Januar will man Trump keine Plattform mehr bieten, auf der er dann seine Behauptungen und Lügen verbreiten kann.
Auffallend war: Keine grosse Fernseh- oder Radiostation hat die Rede übertragen, keine grosse Zeitung war vor Ort - Heisst das Trump wird totgeschwiegen?
So würde ich es nicht bezeichnen. Aber die Mainstream-Medien haben aufgehört über jede Zuckung Trumps zu berichten und jeden Aufreger gleich zu verbreiten. Kurz: Seit dem 6. Januar will man ihm keine Plattform mehr bieten, auf der er dann seine Behauptungen und Lügen verbreiten kann.
Etwa ein Viertel der Bevölkerung glaubt noch immer, dass Trump der Wahlsieg gestohlen wurde.
Ganz anders sieht es bei den rechten Medien aus. Denn es hat sich ein komplettes paralleles Mediensystem etabliert, mit rechten Fernsehsendern und rechtsgerichteten Social-Media Plattformen. Dort findet Trump und seine Sichtweise auf die Welt noch immer intensiv statt.
Aber für eine Mehrheit der Bevölkerung ist Trump tatsächlich ein untergeordnetes Thema. Und das ist etwas trügerisch. Denn etwa ein Viertel der Bevölkerung glaubt noch immer, dass Trump der Wahlsieg gestohlen wurde. Diese Menschen haben ihre Haltung nicht geändert, werden täglich mit den entsprechenden Informationen gefüttert und glauben teilweise sogar, dass der Wahlbetrug in den nächsten Wochen aufgedeckt wird, und Trump bereits im Herbst wieder im Weissen Haus einziehen kann. Es existieren also zwei politische Parallelwelten in den USA.
Was war eigentlich der Grund für diesen Auftritt? Will er 2024 erneut Präsident werden?
Eigentlich sollte Trump bei seinem Auftritt Wahlkampfhilfe leisten für Max Miller, einen lokalen Republikaner, der nächstes Jahr den ebenfalls republikanischen Amtsinhaber herausfordern will. Dieser Amtsinhaber ist einer der zehn Kongress-Abgeordneten, die für die Amtsenthebung von Trump gestimmt haben. Allerdings hat dieser Max Miller beim Auftritt dann nur eine kleine Nebenrolle gespielt. Hauptperson war Trump und seine Klagen.
Der gestrige Auftritt ist bloss der Auftakt: Fast im Wochenrhythmus will Trump nun Wahlkampf machen für ihm ergebene Kandidatinnen und Kandidaten, die antreten gegen Republikaner, die nicht auf Trumps Linie sind.