Was immer man von US-Präsident Donald Trump halten mag – und übrigens auch von Kim Jong-un: Die Tatsache, dass sich die beiden in der entmilitarisierten Zone zwischen den beiden Koreas trafen, ist eine gute Nachricht.
Mag das Treffen auch nicht ganz so spontan zustande gekommen sein, wie die Trump-Mannschaft glauben machte. Mag es zudem keine substantiellen Ergebnisse gebracht haben. Und mögen es manche als über Twitter organisiertes «Speed-Dating», als blossen Fototermin belächeln – es war wichtig. Und dringend nötig.
Treffen eröffnet neue Chancen
Nach dem gescheiterten Trump-Kim-Gipfel im Februar in Hanoi war das Verhältnis zwischen Washington und Pjöngjang in den letzten Monaten wieder vergiftet. Das Gefahrenbarometer stieg kräftig an. Trumps wenige Schritte auf nordkoreanischem Boden und danach das fast einstündige Treffen mit Kim eröffnen hingegen jetzt die Chance, dass die Annäherungspolitik weitergeht. Und vielleicht irgendwann tatsächlich Ergebnisse bringt.
Man sollte nicht vergessen: Es ist noch nicht lange her, da galt es als undenkbar, dass ein US-Präsident Nordkorea besucht, wenn auch nur minutenkurz und zwanzig Meter weit.
Dass das nun ausgerechnet an der Waffenstillstandslinie in Panmunjom geschah, ist ein gutes Signal. Denn einen symbolträchtigeren Ort als diesen, wo übrigens zurzeit der Schweizer Divisionär Patrick Gauchat das Kommando führt, gibt es nicht. Der Ort zeigt auch, wie sehr Südkorea und dessen Präsident Moon Jae-in zu dieser Begegnung beitrugen.
Auf der Agenda steht immer noch die Abrüstung
Nun, nachdem das Eis erneut gebrochen ist, kann, ja muss man wieder über die Substanz reden. Über den Rückbau des nordkoreanischen Atomprogramms und die Aufhebung der Sanktionen. Noch ist keine einzige von Kims Atombomben weg, keine einzige seiner Raketen. Die Abrüstung kommt keinen Millimeter vom Fleck. Aber auch die internationalen Sanktionen gelten offiziell noch vollumfänglich – wenngleich man den Eindruck hat, dass zumindest China und Russland sie zunehmend unterlaufen.
Darüber gilt es nun wieder zu reden, nachdem die Verhandlungen seit Ende Februar weitgehend blockiert waren.
Kims Vertrauen gewinnen
Und letztlich geht es um eines: Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen. Die einzige Chance, dass das Kim-Regime jemals auf seine Atomwaffen verzichtet, liegt nicht in Druck, nicht in Gegengeschäften, sondern allein darin, dass man in Pjöngjang felsenfest davon überzeugt ist, dass die Amerikaner keinen Regimesturz planen. Es kann Jahre dauern, bis dieses Vertrauen hergestellt ist.
Trump hat es geschafft, Bewegung in die amerikanische Nordkorea-Politik zu bringen. Ob der irrlichternde, notorisch unberechenbare Trump allerdings auch der Richtige ist, das zwingend nötige Vertrauen in die Verlässlichkeit der USA herzustellen, ist eine andere Frage. Und ob Kim das Selbstvertrauen besitzt, um sich ein Nachgeben zu erlauben, weiss ebenfalls niemand.
Aber immerhin ist die Tür nun wieder offen, eine Beilegung des Nordkoreakonflikts zumindest anzugehen.