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Kriegsverbrechen Moskaus Russen nehmen mit Drohnen gezielt Zivilisten ins Visier

Ziel sei, die Menschen aus den betroffenen Gebieten zu vertreiben, stellt die UNO-Kommission für die Ukraine fest.

Die Nachrichten aus der Südukraine, vor allem aus der Stadt Cherson, sind schon länger beunruhigend: Russische Billigdrohnen machen gezielt Jagd auf Zivilisten, verletzen oder töten sie.

Jetzt hat eine Untersuchungskommission der UNO bestätigt, dass dahinter eine koordinierte Strategie Russlands steht. Sie bezeichnet diese als «Kriegsverbrechen» und «Verbrechen gegen die Menschlichkeit».

Von einer Drohne in Stücke gerissen

Ein Augenschein vor Ort zeigt, wie gravierend die Situation für die dort noch lebenden Menschen geworden ist. «Ich gehe nirgendwo hin, ich muss mich um meine Ziegen kümmern», sagte etwa eine 84-jährige Einwohnerin von Cherson noch im September gegenüber einer Journalistin.

Strasse mit Laubbäumen und Fussgängerüberweg.
Legende: In Cherson wurden Netze gespannt, um die Strassen vor den russischen Drohnen zu schützen. IMAGO / Ukrinform (2.10.2025)

Die alte Frau harrte in der südukrainischen Stadt trotz der fast täglichen russischen Angriffe mit Artillerie, Brandbomben und Drohnen aus. Doch jetzt ist «Grossmutter Lora», wie sie liebevoll genannt wurde, tot.

Auch Ambulanzen und Feuerwehrautos sind von russischen Drohnen gezielt ins Visier genommen worden.
Autor: Erik Mose Vorsitzender der Ukraine-Untersuchungskommission der UNO

Sie wurde samt ihren Ziegen in Stücke gerissen – von einer russischen Drohne. «Grossmutter Lora» war am Montag voriger Woche mit den Tieren spazieren, als das Fluggerät ihr folgte und einen Sprengsatz auf sie fallen liess.

Russischer Terror aus der Luft

Drohnen jagen Menschen auf der Strasse, in ihren Gärten. Sie greifen Busse und Privatautos an. Das geschieht seit mehr als einem Jahr – und jetzt hat die internationale Ukraine-Untersuchungskommission der UNO dies auch in einem Bericht festgehalten.

UNO: Russland begeht Kriegsverbrechen

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Schwer beschädigtes Haus, eine ältere Frau mit im Bild.
Legende: In manchen Orten leben fast nur noch alte und behinderte Menschen. Die anderen sind wegen der ständigen Bedrohung aus der Luft geflohen. Keystone

Die UNO-Untersuchungskommission für die Ukraine hat für ihren Bericht mehrere hundert Videos untersucht und verifiziert, die von den Russen ins Internet gestellten wurden und Angriffe auf zivile Opfer zeigen.

Sie hat ausserdem Interviews mit Betroffenen geführt – und kommt zum Schluss: Diese Angriffe sind eine koordinierte Strategie Russlands, um die Zivilbevölkerung aus den betroffenen Gebieten zu vertreiben. Das komme Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleich.

Mancherorts seien wegen der stetigen Bedrohung aus der Luft nur noch Menschen zurückgeblieben, die nicht weg könnten: ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. Deren Versorgung werde zunehmend prekär, so die UNO.

«Auch Ambulanzen und Feuerwehrautos sind von Drohnen gezielt ins Visier genommen worden. Sanitäter und Feuerwehrleute wurden so daran gehindert, den Opfern von Angriffen beizustehen», sagt der Vorsitzende der Kommission, Erik Mose. Er erkennt eine klare Absicht der russischen Angreifer, zu töten, Schaden anzurichten und zu zerstören.

Diese sogenannten FPV-Drohnen sind nicht nur mit Sprengsätzen bestückt, sondern auch mit Kameras, die Live-Bilder den russischen Drohnenpiloten direkt übermitteln. Diese sitzen auf der anderen Seite des Flusses Dnipro, im russisch besetzten Gebiet. Die Russen greifen die hilflosen Zivilisten also willentlich und gezielt an – und stellen sogar Videos ihrer Schandtaten ins Netz.

Ganze Landstriche sollen entvölkert werden

Betroffen von solch gezielten Drohnenangriffen auf Zivilisten ist längst nicht mehr nur Cherson. Die Russen haben auch Teile der Region Mikolajiw und Dnipropetrowsk in eine Todeszone verwandelt.

Der Kommissionsvorsitzende Mose spricht von einem Streifen von über 300 Kilometern am rechten Ufer des Dnipro, der ins Visier genommen wird: Zufahrtsstrassen, die Güter und Menschen nach Cherson bringen, sind gefährlich geworden, Bauern können ihr fruchtbares Land nicht mehr bestellen, weil Drohnen sie auf ihren Traktoren jagen.

Weil die russische Armee es nicht schafft, diese Regionen zu erobern, ist sie jetzt daran, die Gebiete durch stetige Drohnengefahr nach und nach unbewohnbar zu machen.

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Rendez-vous, 29.10.2025, 12:30 Uhr;liea

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