Die Nachrichten aus der Südukraine, vor allem aus der Stadt Cherson, sind schon länger beunruhigend: Russische Billigdrohnen machen gezielt Jagd auf Zivilisten, verletzen oder töten sie.
Jetzt hat eine Untersuchungskommission der UNO bestätigt, dass dahinter eine koordinierte Strategie Russlands steht. Sie bezeichnet diese als «Kriegsverbrechen» und «Verbrechen gegen die Menschlichkeit».
Von einer Drohne in Stücke gerissen
Ein Augenschein vor Ort zeigt, wie gravierend die Situation für die dort noch lebenden Menschen geworden ist. «Ich gehe nirgendwo hin, ich muss mich um meine Ziegen kümmern», sagte etwa eine 84-jährige Einwohnerin von Cherson noch im September gegenüber einer Journalistin.
Die alte Frau harrte in der südukrainischen Stadt trotz der fast täglichen russischen Angriffe mit Artillerie, Brandbomben und Drohnen aus. Doch jetzt ist «Grossmutter Lora», wie sie liebevoll genannt wurde, tot.
Auch Ambulanzen und Feuerwehrautos sind von russischen Drohnen gezielt ins Visier genommen worden.
Sie wurde samt ihren Ziegen in Stücke gerissen – von einer russischen Drohne. «Grossmutter Lora» war am Montag voriger Woche mit den Tieren spazieren, als das Fluggerät ihr folgte und einen Sprengsatz auf sie fallen liess.
Russischer Terror aus der Luft
Drohnen jagen Menschen auf der Strasse, in ihren Gärten. Sie greifen Busse und Privatautos an. Das geschieht seit mehr als einem Jahr – und jetzt hat die internationale Ukraine-Untersuchungskommission der UNO dies auch in einem Bericht festgehalten.
«Auch Ambulanzen und Feuerwehrautos sind von Drohnen gezielt ins Visier genommen worden. Sanitäter und Feuerwehrleute wurden so daran gehindert, den Opfern von Angriffen beizustehen», sagt der Vorsitzende der Kommission, Erik Mose. Er erkennt eine klare Absicht der russischen Angreifer, zu töten, Schaden anzurichten und zu zerstören.
Diese sogenannten FPV-Drohnen sind nicht nur mit Sprengsätzen bestückt, sondern auch mit Kameras, die Live-Bilder den russischen Drohnenpiloten direkt übermitteln. Diese sitzen auf der anderen Seite des Flusses Dnipro, im russisch besetzten Gebiet. Die Russen greifen die hilflosen Zivilisten also willentlich und gezielt an – und stellen sogar Videos ihrer Schandtaten ins Netz.
Ganze Landstriche sollen entvölkert werden
Betroffen von solch gezielten Drohnenangriffen auf Zivilisten ist längst nicht mehr nur Cherson. Die Russen haben auch Teile der Region Mikolajiw und Dnipropetrowsk in eine Todeszone verwandelt.
Der Kommissionsvorsitzende Mose spricht von einem Streifen von über 300 Kilometern am rechten Ufer des Dnipro, der ins Visier genommen wird: Zufahrtsstrassen, die Güter und Menschen nach Cherson bringen, sind gefährlich geworden, Bauern können ihr fruchtbares Land nicht mehr bestellen, weil Drohnen sie auf ihren Traktoren jagen.
Weil die russische Armee es nicht schafft, diese Regionen zu erobern, ist sie jetzt daran, die Gebiete durch stetige Drohnengefahr nach und nach unbewohnbar zu machen.
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