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Von Russland besetztes AKW Leitung zum AKW Saporischja gekappt – so lange wie noch nie

Zum zehnten Mal hat das AKW Saporischja im Ukraine-Krieg die Verbindung zum Stromnetz verloren. Die Internationale Atomenergiebehörde sieht die nukleare Sicherheit erneut in Gefahr.

Darum geht es: Das Atomkraftwerk Saporischja ist seit Dienstag vergangener Woche von der externen Stromversorgung abgeschnitten. Eine Stromleitung ist durch Kampfhandlungen gekappt worden. Derzeit sorgen Notstromgeneratoren dafür, dass die sechs Reaktoren und die verbrauchten Brennstäbe weiter gekühlt werden können. Es ist der längste Ausfall der Verbindung zum Stromnetz. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) beklagt die Situation und warnt vor der Gefahr für die nukleare Sicherheit.

Bewaffneter Soldat vor einem Kernkraftwerk.
Legende: Das AKW Saporischja wurde kurz nach Kriegsbeginn 2022 von russischen Truppen besetzt. Archiv/REUTERS/Alexander Ermochenko

Darum ist die gekappte Stromleitung ein Problem: Bei der Kernspaltung für Atomenergie entsteht sehr viel Wärme. Diese muss abgeführt werden, damit die Reaktoren nicht überhitzen und im schlimmsten Fall eine Kernschmelze mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt droht. Ohne Strom von aussen vom Netz muss ein AKW die Energie für die Kühlung selbst erzeugen. Im Fall von Saporischja sind es acht Diesel-Notstromgeneratoren. Fallen diese alle aus oder fehlt der Treibstoff, ist die Kühlung des Kraftwerks nicht mehr möglich.

So ist die Situation laut der IAEA: Neben den acht aktiven Notstromgeneratoren verfüge das AKW Saporischja über neun weitere Geräte in Reserve, drei seien in Wartung, heisst es in einem Bericht der IAEA. Die Situation sei stabil, sofern die Generatoren genügend Strom liefern. «Dennoch ist es äusserst wichtig, dass die externe Stromversorgung wiederhergestellt wird», sagte der IAEA-Direktor Rafael Grossi. Laut den AKW-Betreibern würden die Dieselreserven für mehr als zehn Tage reichen, ausserdem gebe es regelmässige Lieferungen.

Das sagt die Ukraine: Laut dem ukrainischen Präsident Wolodimir Selenski ist das AKW wegen russischem Beschuss vom Stromnetz abgeschnitten. «Die Situation ist kritisch», sagte er in einer Videoansprache. Noch nie seien die Notstromgeneratoren so lange Zeit an einem Stück gelaufen. Ein Generator sei sogar ausgefallen. Wegen russischen Beschusses könne das AKW nicht wieder ans Netz angeschlossen werden.

Das sagt Russland: Die von Moskau nach der Besetzung der Nuklearanlage eingesetzte Kraftwerksleitung dementierte Probleme mit den Generatoren. Die Lage sei unter Kontrolle und die Strahlungswerte seien normal. Es sei jedoch wichtig, dass die externe Stromversorgung so schnell wie möglich wiederhergestellt werde. Wegen ukrainischem Beschuss sei dies jedoch nicht möglich. Die Notstromgeneratoren würden genug Energie liefern. Für den Ausfall der regulären Stromversorgung macht Russland auch ukrainischen Beschuss verantwortlich.

So geht es weiter: Die AKW-Betreiber haben der IAEA mitgeteilt, dass das nötige Personal und Ersatzteile vorhanden seien, um die beschädigte Stromleitung zu reparieren. Wegen militärischen Aktionen sei dies bislang aber nicht möglich gewesen. «Es ist extrem wichtig, dass die Stromversorgung von aussen wiederhergestellt wird», sagte IAEA-Direktor Grossi. Er fordert beide Seiten dazu auf, mit der IAEA zusammenzuarbeiten und die nötigen Reparaturen vorzunehmen. Die IAEA hat ein Team vor Ort im AKW, das die Situation weiter überwacht.

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SRF 4 News, 1.10.2025, 5 Uhr;liea

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