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Umgekippte Bäume Unwetter wüten in Europa: 13 Menschen getötet

  • Bei heftigen Unwettern sind im Mittelmeerraum und Österreich mindestens 13 Menschen getötet worden.
  • Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika und in der Toskana in Italien sind insgesamt acht Menschen ums Leben gekommen.
  • Umstürzende Bäume in Österreich haben das Leben von fünf Menschen gekostet. Der Verkehr im Süden des Landes wurde lahmgelegt.

Am Donnerstag stürzten an einem kleinen Badesee im österreichischen Bundesland Kärnten mehrere Bäume um, wie die Polizei und das Rote Kreuz in Österreich mitteilten. Zwei Mädchen im Alter von vier und acht Jahren starben, elf Menschen wurden teils schwer verletzt.

«Es hat uns alle völlig unerwartet erwischt», erzählte ein Augenzeuge der «Kleinen Zeitung». Badegäste seien von dem orkanartigen Sturm umgeweht worden. In Gaming im Bundesland Niederösterreich wurden drei Frauen bei einer Wanderung von einem Baum erschlagen, wie die Polizei mitteilte.

Unwetter in Europa hinterlässt Verwüstung

Laut dem staatlichen meteorologischen Dienst ZAMG wurden am Donnerstag Sturmgeschwindigkeiten bis zu 139 km/h gemessen. Wegen umgewehten Strommasten war der Schienenverkehr in Teilen Österreichs beeinträchtig.

Zugausfälle und blockierte Strassen

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Auch nach dem Unwetter bleiben einige Bahnverbindungen im Süden des Landes unterbrochen. Betroffen waren am Freitag weiterhin die Bundesländer Kärnten und Steiermark. Unter anderem mussten Züge von Wien nach Venedig über Salzburg umgeleitet werden, wie die Österreichischen Bundesbahnen mitteilten. Regionalverbindungen standen ebenfalls still.

Durch die Sturmböen stürzten auch Dutzende Bäume auf die Südautobahn (A2) in Kärnten. Ausserdem kam es zu Stromausfällen in Tunnels. Die wichtige Verkehrsverbindung nach Italien wurde für Aufräum- und Reparaturarbeiten an mehreren Stellen gesperrt. Am Freitag war die Autobahn wieder befahrbar.

In der Steiermark waren Zehntausende Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten, da Hochspannungsleitungen und 2000 Trafostationen beschädigt waren. «Vielfach müssen sich unsere Kollegen den Weg zu den Reparaturarbeiten mit der Motorsäge freischneiden», sagte ein Sprecher von Energie Steiermark dem Sender ORF. Die Behebung aller Schäden könne Tage, wenn nicht Wochen dauern.

Deutscher Wetterdienst warnt vor Dauerregen

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Für den Süden Bayerns und Teile Baden-Württembergs warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor den Folgen extremen Dauerregens. Am Alpenrand gilt bis Samstagmorgen eine Unwetterwarnung vor extrem ergiebigen Dauerregen bis 140 Liter pro Quadratmeter. In weiteren Teilen Bayerns sowie dem äussersten Südwesten Baden-Württembergs sind laut DWD 50 bis 80 Liter pro Quadratmeter möglich.

Folgen könnten Überflutungen von Kellern und Strassen, Hochwasser in Bächen und Flüssen sowie Überschwemmungen von Strassen sowie Erdrutsche sein. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Fenster und Türen zu schliessen.

In mehreren Landesteilen von Frankreich und Italien richteten Unwetter ebenfalls Schäden und Überschwemmungen an. Wie Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Donnerstagabend bei einem Besuch auf Korsika mitteilte, kamen bei dem Unwetter auf der Insel sechs Menschen ums Leben. 20 Personen seien verletzt worden, dabei handle es sich um eine vorläufige Bilanz.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sicherte der Insel und ihren Bewohnern Unterstützung zu. An Macrons Urlaubsort an der Côte d'Azur wurde am Abend ein Krisenstab unter Beteiligung von Premierministerin Élisabeth Borne gebildet.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an der Côte d'Azur mit Premierministerin Élisabeth Borne.
Legende: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an der Côte d'Azur mit Premierministerin Élisabeth Borne. Reuters/Christophe Simon

Böen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 200 Kilometer pro Stunde waren über Korsika gezogen. 45'000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Auch in anderen Teilen Frankreichs wie in Marseille gab es Unwetter und überflutete Strassen.

Stürme fegen über Italien hinweg

In der Toskana wurden ein Mann und eine Frau nahe Lucca sowie in der Küstenstadt Carrara von umstürzenden Bäumen getroffen, berichteten mehrere Medien. Für den Norden des Landes bis Südtirol und weite Teile Mittelitaliens galt eine Unwetterwarnung. Einige Menschen erlitten bei den heftigen Stürmen mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde und starkem Regen Verletzungen, wie etwa auf einem Campingplatz im toskanischen Marina di Massa, als dort Bäume umfielen.

Der Regionalpräsident der Toskana, Eugenio Giani, teilte auf Twitter ein Video aus der Küstenstadt Piombino, auf dem ein Riesenrad vom starken Wind herumgedreht wurde.

In der nördlichen Küstenregion Ligurien und in der Toskana zählte die Feuerwehr bis zum Nachmittag mehr als 150 Einsätze.

Auch durch die norditalienische Lagunen-Stadt Venedig fegte ein heftiges Unwetter, das in den Gassen Schirme und Tische umriss. Am berühmten Markusdom im Zentrum brachen laut Ansa Mauerstücke vom Kirchturm ab. Der Zivilschutz berief am Nachmittag wegen der Unwetter in Mittel- und Norditalien einen Krisenstab ein.

In Italien gelten weiterhin Unwetterwarnungen

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Die italienische Bevölkerung muss sich weiter auf Unwetter einstellen. «Leider ist es noch nicht vorbei», sagte Luigi D'Angelo vom italienischen Zivilschutz der Zeitung «La Stampa» am Freitag.

Von den Unwettern betroffen seien der Nordosten und die Mitte. Kalte Luft aus Nordeuropa, die auf warme Luft im Mittelmeerraum treffe, seien der Grund für die heftigen Wolkenbrüche, erklärte der Physiker und Klimaexperte Antonio Navarra der Zeitung «Corriere della Sera».

Italien scheint mittlerweile zweigeteilt: Während der Norden und Teile der Mitte des Stiefels von Stürmen und Starkregen betroffen sind, lodern im Süden und auf den Inseln weiter zahlreiche Wald- und Buschbrände.

In der Nacht zu Freitag kämpften die Feuerwehren um Palermo gegen mehrere Flächenbrände. Winde und der dürrebedingt trockene Boden geben den Flammen Vortrieb. Hinter vielen Bränden stecken Brandstiftung oder fahrlässiges Verhalten von Menschen.

Echo der Zeit, 18.08.22, 18:00 Uhr ; 

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