Australien hat Glück gehabt. US-Präsident Donald Trump hat das Land mit «nur» elf Prozent Zöllen belegt. Doch auch so wird der Entscheid die australische Wirtschaft Milliarden Dollar kosten, obwohl niemand ausser Trump selber weiss, weshalb er Australien vergleichsweise mild behandelt.
Der persönliche Kontakt zum australischen Premier Anthony Albanese kann es nicht gewesen sein. Denn die beiden haben sich in Trumps zweiter Amtszeit noch nie getroffen.
Als der Premier vor ein paar Wochen endlich vor präsidialen Türe stand, sagte Trump in letzter Minute ab. Dieser diplomatische Affront sei symbolisch für die Art und Weise, wie die Trump-Regierung die 75-jährige Allianz und Freundschaft mit Australien bewerte, sagen Kritikerinnen und Kritiker.
Nuklear betriebene U-Boote
Dabei hatten die beiden Länder 2021 unter US-Präsident Joe Biden einen neuen Sicherheitspaket besiegelt – Aukus. Die Abkürzung steht für Australien, Grossbritannien und die USA.
Das ist die dümmste Verteidigungspolitik, die Australien je verfolgt hat.
Es ist eine Partnerschaft der drei Länder als strategische Reaktion auf Chinas wachsenden Einfluss im Indopazifik. Im Zentrum steht der Kauf von bis zu fünf nuklear betriebenen amerikanischen U-Booten durch Australien.
Der führende australische Strategieexperte Albert Palazzo hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. «Das ist die dümmste Verteidigungspolitik, die Australien je verfolgt hat.»
Palazzo ist mit seiner Meinung nicht allein. In Australien werden Stimmen lauter, die fordern, das noch vom konservativen Premierminister Scott Morrison besiegelte Abkommen ersatzlos zu streichen.
Ein schlechter Deal
Das Ungleichgewicht der Verpflichtungen zuungunsten Australiens ist offensichtlich. So werden die U-Boote umgerechnet mehr als 200 Milliarden Franken kosten. Doch ob Australien sie je sehen wird und wann, ist ungewiss.
Denn die US-Navy kann jederzeit Eigenbedarf anmelden. Dann ginge Australien leer aus, trotz bezahlter Milliarden. Es sei ein miserabler Deal, sagt der Stratege Palazzo – auch ohne den Faktor Trump. Deshalb müsse die Allianz Australiens mit den USA neu beurteilt werden, fordert er.
Canberra müsse eine Verteidigungspolitik entwickeln, die primär Australien diene, denn die Langstrecken-Atom-U-Boote seien nicht zur Verteidigung australischer Gewässer geeignet, sondern dienten als Waffe in einem möglichen Krieg der USA mit China im Pazifik.
Die offensichtlich fehlende Loyalität Trumps gegenüber Verbündeten zeige, dass ein Szenario von Australien ohne die schützende Hand der USA diskutiert werden müsse, glaubt der frühere Premierminister Malcolm Turnbull.
Hilfssheriff der USA im Pazifik
Auch bedrohe das Abkommen und der Fokus auf US-U-Boote, was Australien eigentlich am wichtigsten sein sollte: die Unabhängigkeit. Doch weder der frühere konservative Premier Morrison noch der aktuelle Regierungschef Albanese hätten grosses Interesse gezeigt an der Erhaltung dieses wichtigen Grundsatzes, so Turnbull.
Tatsächlich scheint die australische Regierung sowohl an der Allianz mit den USA festhalten zu wollen als auch an Aukus. Der Kauf der U-Boote sei zwingend für die Abwehr möglicher Angreifer, argumentiert sie.
Der frühere australische Premierminister John Howard hatte sein Land einst als Hilfssheriff der USA im Pazifik bezeichnet. Es ist eine Einstellung, die auch das moderne Australien nicht so rasch abschütteln kann oder will.