Der chinesische Sicherheitsexperte Victor Gao hielt mit seiner Einschätzung des Sicherheitsabkommens zwischen den USA, Australien und Grossbritannien (Aukus) nicht zurück: «Durch die Bewaffnung mit atomgetriebenen U-Booten wird Australien Ziel einer Attacke mit Atomwaffen», sagte er im australischen Fernsehen. Denn mit dem Erwerb amerikanischer Nukleartechnologie verliere das Land seinen Status als atomfreie Zone im Pazifik.
Auf die Frage des Moderators, wer denn Australien mit Atombomben angreifen würde, wich der Pekinger Universitätsprofessor aus. Doch es war klar: Er sprach von China.
Peking unter Kontrolle halten
Derartige Rhetorik muss nicht erstaunen. Die Aukus-Kooperation hat primär die Expansion Pekings im indo-pazifischen Raum im Visier. Australien, das seit nunmehr 70 Jahren über das sogenannte Anzus-Abkommen ein führender Verbündeter Washingtons ist, soll dabei eine entscheidende Rolle zukommen.
Canberra liess dafür einen Auftrag mit Frankreich für den Bau einer neuen, konventionell betriebenen U-Boot-Flotte platzen. Stattdessen sollen atomgetriebene U-Boote der Amerikaner für den Einsatz im Pazifik erworben werden. Zu welchem Preis, weiss niemand.
Überlegene Atom-U-Boote
Für den australischen Strategieexperten Hugh White ist der Entscheid nicht prinzipiell negativ, wie er der Sendung «7am» erklärte. Nicht nur seien die Kosten für die französischen U-Boote ins Unermessliche gestiegen. Auch seien Diesel-elektrisch betriebene U-Boote den atombetriebenen unterlegen.
Sie müssen häufiger auftauchen, um Abgase abzulassen und um zu tanken. Zudem seien sie langsamer als nuklearbetriebene U-Boote. Allerdings hätten Atom-U-Boote ein grosses Problem: «Die Technologie ist sehr komplex, anspruchsvoll, und strategisch sehr empfindlich», so der Professor.
Australien wird von den USA abhängig
Zwar erlaubten die USA den Australiern Zugang zu dieser hochgeheimen Technologie, was ein absolutes Privileg sei. Doch die Herausforderung an Unterhalt und Betrieb dieser U-Boote sei enorm. Die australische Marine habe heute schon Probleme, ihre bisherigen, alten Diesel-U-Boote zu warten, so White weiter.
Das führe dazu, dass Australien auf Jahrzehnte hinaus komplett auf die USA angewiesen sei. Diese Abhängigkeit bringe grosse strategische Risiken. Premierminister Scott Morrison sage zwar, die Partnerschaft mit den USA dauere für immer. «Aber Fakt ist: Nichts ist für immer», betont White.
Australien könne nicht sicher sein, dass Grossbritannien und die USA in 20 oder 30 Jahren die Welt immer noch gleich sähen wie Australien. Doch die Abhängigkeit von diesen Ländern bleibe auch dann noch bestehen.
Australien – ein Bollwerk gegen China
Einige Kritiker warnten ausserdem, Australien sei auf dem besten Weg, zu einem Vasallenstaat der USA zu werden. Strategie-Experte White meint, die Kooperation mit Washington sei wichtig und richtig – auch aus strategischen Gründen. Doch Australien sollte seiner Meinung nach verstärkt den Dialog mit den nördlichen Nachbarländern wie Indonesien oder Malaysia suchen. Sie hätten viel Erfahrung im Umgang mit dem expansionsfreudigen China. Aber davon will Canberra nichts wissen. Australien soll ein Bollwerk des Westens im Pazifik bleiben, ein Denken aus den Fünfzigerjahren, kritisiert White.
Der Kontinent solle, liess die australische Regierung verlauten, zu einer Basisstation der Amerikaner in der Region werden – zur «Unterstützung anspruchsvoller Kriegsführung und kombinierter militärischer Operationen».